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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Langzahnlöwen mit sich in die abgeschiedene, verborgene Welt des Untererdreichs gerissen.
    »Beliak!«, rief Gorian. Er taumelte zu der Stelle, an welcher der Adh und die riesenhafte Raubkatze verschwunden waren, kniete nieder und berührte mit der Hand die massiven Steinplatten. »Beliak – nein!«
    Doch der Gefährte konnte ihn nicht mehr hören, und ganz gleich was dort unten geschah, eine schnelle Rückkehr an die Oberfläche war für beide ausgeschlossen.
    Jetzt war Gorian auf sich allein gestellt.
     
    Stunden vergingen, und es wurde dunkel. Gorian kauerte zunächst eine Weile in einer der Ecken des Tempels und überlegte, was er noch tun konnte, dachte fieberhaft darüber nach, wie sich die Magie dieses Ortes vielleicht in seinem Sinne nutzen ließ. Hierher zu flüchten war nur eine Rettung für kurze Zeit gewesen. Eine vermeintliche Rettung, die sich als Falle erwiesen hatte, aus der es kein Entrinnen zu geben schien.
    Schließlich erhob er sich und wandte sich dem Altar zu. Er berührte die Stelle, an der in der vergangenen Nacht das Siebenerkreuz zu sehen gewesen war, und fragte sich, ob in dem Altar vielleicht noch andere Artefakte verborgen waren. In dieser Nacht fiel kein Mondlicht durch die Öffnungen in der Tempeldecke. Der Himmel war einfach zu diesig und bewölkt.
    Er versuchte sich an die Formeln zu erinnern, die sein Vater angewendet hatte, um die Schwerter aus dem Stein zu holen, aber er bekam all die Silben mit ihren rätselhaften Bedeutungen nicht zusammen. Davon abgesehen gab es sicherlich noch die eine oder andere Kleinigkeit, die er übersehen hatte, die aber für das Gelingen des Zaubers wichtig war.
    Gorian gab es vorerst auf. Es führte zu nichts, erkannte er. Er ging an den Wänden des Altarraums entlang und schenkte zum ersten Mal den Reliefs, die in den Stein geschlagen waren, Beachtung. Sie waren sehr fein, und Gorian konnte sich nicht vorstellen, mit welcher Art von Werkzeugen man diese nahezu filigranen Kunstwerke geschaffen hatte. Die Szenen, die sie darstellten, veränderten sich, wenn er sie aus einem anderen Winkel betrachtete. Manchmal waren sie mit Schriftzeichen versehen, wie man sie schon seit Zeitaltern nicht mehr benutzte. Die Priesterschaft des Verborgenen Gottes hatte den Gebrauch jener Schriften verboten, die man verwendet hatte, als in Ost-Erdenrund noch die Alten Götter verehrt worden waren.
    Draußen erklang ein Singsang, der immer lauter und drängender wurde. Es waren die orxanischen Untoten. Sie murmelten immer wieder dieselben Worte, die keineswegs ihrer eigenen Sprache entstammten. Auch Gaerth hatte die orxanische Sprache gesprochen, und so kannte sie Gorian immerhin gut genug, um zu erkennen, dass es sich hier um eine völlig andere handelte. Riefen sie vielleicht nach dem Langzahnlöwen, der durch seine Verwandlung in einen Untoten in gewisser Weise zu ihresgleichen geworden war?
    Gorian trat nach draußen und sah, dass die Frostkrieger bereits sehr viel näher an den Tempel herangerückt waren. Der magisch geschützte Bereich war offenbar noch einmal deutlich geschrumpft. Unzählige Frostkrieger standen da in der Nacht und hatten Fackeln entzündet, deren Licht so kalt und fahl wirkte, dass Gorian sich nicht vorstellen konnte, dass auch nur ein Hauch von Wärme davon ausging.
    In einem monotonen Singsang murmelten sie immer wieder jene magischen Formeln, die ihnen Frogyrr eingegeben haben musste. Worte in der Sprache der Caladran, von der man sagte, dass sie unter allen Sprachen diejenige wäre, die sich am besten für die Magie eignete. Zumindest für die Magie der Caladran, die jedoch bisher kein Mensch erfolgreich zu erlernen vermocht hatte.
    Gorian erinnerte sich daran, wie er im Alter von acht oder neun Jahren mit seinem Vater in der Hafenstadt Thiskaren gewesen war, wo eines der Himmelsschiffe der Caladran angelegt hatte. Die Handelsbeziehungen zu den Inseln der Caladran waren nicht besonders intensiv, aber hin und wieder kam es vor, dass eines ihrer Himmelsschiffe am Meereshorizont der heiligreichischen Küstenstädte erschien. Es waren golden schimmernde Barken mit hohen, kunstvoll verzierten Aufbauten, deren Segel sich auch bei heftigstem Wind nicht bewegten. Bevor sie einen Hafen anliefen, wasserten sie.
    Gorian hatte die goldäugigen, hochgewachsenen Gestalten damals nur bewundernd angestarrt. Wer es fertigbrachte, fliegende Schiffe zu bauen, musste ein wahrhaftiger Meister der Magie sein. Natürlich hatte er kein Wort von ihrer hell klingenden,

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