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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Leben in einem Reich, in dem die Zeit nahezu stillsteht, leid. Und vor allem hatte er den Traum nicht aufgegeben, irgendwann das Wahre Bathranor zu finden.«
    »Er schuf den Zauber der Gewichtslosigkeit«, murmelte Gorian, denn manches, was zuvor nur ein wüstes Konglomerat aus Bildern, Eindrücken, Worten und Kolonnen von Runen gewesen und aus dem Reich des Geistes auf ihn abgestrahlt war, wurde nun klarer, das Wissen ordnete sich.
    »Dass Caladir den Zauber der Gewichtslosigkeit als Erster entdeckte, möchten seine Nachfahren gern glauben, und mein Gemahl bildet da keine Ausnahme«, erklärte Orawéen. »Aber in Wahrheit entdeckte er den Zauber der Gewichtslosigkeit
wieder – und auch die Kunst, Himmelsschiffe zu bauen. Denn beides gab es schon in einer sehr fernen Vergangenheit.«
    »Ich nehme an, dass er mithilfe des Kristalls darauf gekommen ist«, vermutete Gorian.
    »Natürlich. Durch den Kristall hatte er Zugang zum Reich des Geistes und zum verlorenen Wissen der Ahnen. Und zu ihrer mächtigen Magie, die im Lauf der Zeitalter immer schwächer wurde und nur noch ein müder Abklatsch ihrer einstigen Stärke war. Er musste nur lange genug suchen, um zu finden, was er brauchte – aber da unser Volk mit einer langen Lebensspanne gesegnet ist, können wir es uns leisten, viel Zeit mit der Suche nach mitunter auch nutzlosen Erkenntnissen zu verbringen. Es kam, wie es kommen musste. Caladir brach mit einer Schar Getreuen – den Caladran – nach Westen auf, um das Wahre Bathranor zu finden. Aber zuvor stahl er den Kristall des Andir und vertauschte ihn mittels des Zaubers der Zweiheit mit einem wertlosen Ebenbild.«
    »Und als er mit seinen Himmelsschiffen diese Inseln erreichte und die Sonnenflüchter vertrieben hatte, wurde er der erste König der Caladran.«
    »Aber er blieb es nicht lange. Und genau da liegt der Grund für eines von mehreren tiefgehenden Zerwürfnissen, die unser Volk bis heute durchziehen. Caladir glaubte schon sehr bald nicht mehr daran, dass diese Inseln oder der dazugehörige Kontinent, den Ihr Ost-Erdenrund nennt, das Wahre Bathranor waren. Und so traf er Vorbereitungen für eine noch weitere Reise. Eine Reise, die es in dieser Form noch nie gegeben hatte und die nicht einmal im Reich des Geistes existierte.«
    »Die Reise zu den Sternen! Ich dachte, das wäre eine Legende.«

    »Selbst in unserem Volk herrscht darüber keine Einigkeit, und im Reich des Geistes findet man sowohl die Bestätigung als auch die Widerlegung dieses Gedankens. Aber es heißt, dass Caladir den Sternenflug erfand und schließlich die Herrschaft an einen seiner Söhne abgab. Danach brach er mit seinen Getreuen in das Reich der Fernen Sterne auf, um dort das Wahre Bathranor zu finden, da es auf Erdenrund offenbar nicht existierte. Zwölf Schiffe sollen damals in den Nachthimmel gestiegen sein. Von keinem hat man je wieder gehört, und ihre Spuren im Reich des Geistes sind schwach. Mag sein, dass dies an den großen Entfernungen liegt, die diese Schiffe zurückgelegt haben, vorausgesetzt sie sind nicht doch nur Erfindungen der Legendenweber. Vielleicht sind Caladir und seine Himmelsfahrer aber auch den Gefahren in den Weiten des Polyversums zum Opfer gefallen. Tatsache ist, dass angesichts der Bedrohung, die Morygors Frostreich auch für uns darstellt, ein immer größerer Teil von uns denkt, es wäre das Beste, die Kunst des Sternenflugs wiederzuentdecken. Auch unser Oberster Magier vertritt diese Meinung. Er sucht ständig im Reich des Geistes nach jenen Erkenntnissen, die Caladir dazu befähigten, mit den Himmelsschiffen Erdenrund zu verlassen.«
    »Die edlen Caladran wollen sich einfach so davonmachen und ganz Erdenrund sich selbst überlassen?«, fragte Gorian fassungslos. »Ich gebe zu, dass ich davon bereits gehört habe, bevor ich nach Caladrania gelangte, aber es fällt mir schwer zu glauben, dass es tatsächlich so sein soll.«
    »Wir sind ein Volk, das nicht nur zum Gleichmut, sondern auch zur Gleichgültigkeit neigt«, stellte Orawéen klar.
    »So ist Euch das Schicksal aller anderen Geschöpfe auf Erdenrund egal?«

    »Wir beschäftigen uns vorwiegend mit den Pfaden unseres eigenen Schicksals«, gab die Königin kühl zurück. »Das heißt nicht, dass wir kein Mitgefühl hätten.«
    »Aber es scheint nicht besonders ausgeprägt«, stellte Gorian fest.
    »Wie gesagt, ein Teil von uns denkt daran, Erdenrund zu verlassen. Mein Gemahl allerdings ist in diesem Punkt anderer Ansicht. Er glaubt nicht, dass

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