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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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auf Caladranisch geführte Unterhaltung übersetzt, doch so manche Feinheiten waren ihm dabei entgangen.
    »Sie sind ein ungeduldiges Volk, mein König«, entschuldigte ihn der Namenlose. »Und ich fürchte, in der Zeit, die ich unter den Menschen weilte, habe auch ich diese Eigenschaft angenommen.«
    »Sie sei ihm verziehen«, sagte Orawéen. »Schon deswegen, weil diese beiden dringend gebraucht werden.« Sie wandte sich an Torbas und Gorian. »Mein Gemahl erteilt Euch die Erlaubnis, noch einmal zum Kristall des Geistes zu gehen, so wie Ihr es gewünscht habt, auch wenn eine gewisse Gefahr besteht.«
    »Wir beide?«, vergewisserte sich Gorian.
    »Ja.«
    »Wir fürchten den Tod nicht«, sagte Torbas.
    »Das Risiko ist für Euch leicht zu tragen, da Ihr ohnehin nur noch kurze Zeit zu leben habt«, erwiderte Orawéen. »Ihr opfert weit weniger, als es ein Caladran in dieser Situation tun müsste. Ich sprach von einem Risiko für uns und unser Volk, denn der Plan meines Gatten wird scheitern, wenn Ihr versagt.«

    »Wir benötigen Eure Magie«, erklärte Abrandir. »Keiner unserer Magier ist an dem, was auf Pela vor sich geht, beteiligt, denn sie sind zu eng mit dem Reich des Geistes verbunden. Aber Ihr beide seid es nicht.«
    »Werden unsere Gedanken denn dort keine Spuren hinterlassen?«, fragte Gorian.
    »Nicht eine einzige, dazu seid Ihr – noch – nicht fähig. Eine sehr viel längere Verbindung zum Reich des Geistes wäre dafür nötig, für die Eure Lebensspanne vielleicht gar nicht reicht. Ihr werdet Wissen von dort beziehen, das Euch hoffentlich in die Lage versetzt, Morygor zu begegnen, seiner Aura zu widerstehen und Eure Kräfte gegen die seinen zu setzen. Die Schwerter aus Sternenmetall sind mächtige Artefakte, die diese Kräfte sammeln können, so wie es auch diese Apparatur tun wird. Der Hohlspiegel besteht aus einer Legierung des Sternenmetalls, die Eure Kräfte vervielfachen und sie auf den Schattenbringer richten wird, sodass er seine Position ändert.«
    »Es bedarf dafür eines starken Geistes«, ergänzte der Namenlose.
    »Und was ist Eure Rolle dabei?«, fragte ihn Gorian. »Ich habe Euch schon einmal gefragt, in welcher Verbindung Ihr zu Morygor seht.«
    »In einer so starken, dass ich mich nicht an diesem Experiment beteiligen darf«, erwiderte der Namenlose, »denn meine Handlungen könnte er vorausberechnen.«
    »Nur Ihr seid für ihn unberechenbar, Gorian«, sagte Orawéen. »Darum fürchtet Morygor Euch wie niemand anderen. Aber Euer Schicksal verfolgt er bereits sehr intensiv, schon seit Eurer Geburt.«
    »Und Torbas?«
    »Euer Gefährte ist vielleicht der Stein, der ihn tödlich
treffen wird, ohne dass er je damit gerechnet hätte. Morygor unterschätzt sein Potenzial, denn die Furcht vor Euch, Gorian, nimmt seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.«
    »Ihr werdet heute noch zum Kristall gehen«, kündigte König Abrandir an. »Danach werdet Ihr in einem Himmelsschiff nach Pela aufbrechen.«
     
    Gorian und Torbas betraten die Halle des Geistes zu zweit. Niemand begleitete die beiden.
    Gorian spürte die Abstrahlungen des Kristalls sehr viel stärker als beim ersten Mal. Überall sah er die Runen aufleuchten.
    »Siehst du sie nicht?«, fragte er.
    »Was?«
    »Die Zeichen.«
    »Ich gebe es ungern zu: Beim Schwertkampf habe ich dich besiegen können, aber hinsichtlich der Magie bist du der Stärkere.«
    »Dann werde ich dich führen müssen.«
    Sie gingen auf den ovalen Altar zu, und jeder von ihnen nahm an einer Seite des Steins Aufstellung. Der Kristall leuchtete auf, und Gorian hörte einen wispernden Gedankenchor: » Willkommen im Reich des Geistes.«
    Seine Augen wurden schwarz, und Gleiches geschah bei Torbas.
    »Es ist wichtig, dass du dich abschirmst«, ermahnte ihn Gorian. »Verlier dich nicht in diesem Meer des Wissens.«
    Torbas grinste und umfasste den Griff von Schattenstich, so als wollte er sich daran festhalten. »Ja … Meister «, antwortete er auf eine Weise, in der sich Respekt und Ironie die Waage hielten.

    »Und noch etwas, Torbas …«
    »Ich höre.«
    »Halte dich von Morygor fern!«
    »Mag sein, dass ich dir magisch unterlegen bin, aber ich bin kein Dummkopf.«
     
    Als Gorian diesmal in das Reich des Geistes eintauchte, war die Wirkung nicht von der gleichen überwältigenden und zerstörerischen Intensität wie beim ersten Mal. Von Anfang an achtete er darauf, nur einen Bruchteil dessen in sich aufzunehmen, was auf ihn einströmen wollte.
    Es war wie ein sehr

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