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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wissen!«
    »Du wirst nichts finden, Gorian. Nichts, was dir weiterhelfen wird. Du wirst nur deine Kraft mit etwas verschwenden, das heute nicht mehr von Bedeutung ist. Vielleicht wirst du sogar den König der Caladran und seine Gemahlin erzürnen, denn sie werden nur sehr ungern an die Schuld und die Schande ihrer Vorfahren erinnert.«

    »Welche Schuld? Welche Schande?«
    Die Stimme des Namenlosen antwortete nicht mehr, und sosehr Gorian auch im Reich des Geistes nach den Spuren jenes Geheimnisses suchte, das der Namenlose nur angedeutet hatte, er tappte dabei im Dunkeln.
    Alles, worauf er stieß, war die Erinnerung an eine Hand mit sechs Fingern.

22
    Der Flug nach Pela
    Der Kristall war grau geworden und hatte seine Klarheit verloren.
    Gorian stand da und war einen Augenblick lang nicht in der Lage, etwas zu sagen oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Körper fühlte sich eigenartig schwer an. Selbst die Luft in der Halle des Geistes schien auf einmal auf ihm zu lasten. Wie leicht war ihm hingegen das Reich des Geistes erschienen, und er verstand auf einmal, warum in dem legendären Magier Andir der Wunsch erwacht war, völlig in diese Ebene der Existenz überzuwechseln.
    Von der anderen Seite des ovalen Altarsteins aus sah ihm Torbas entgegen, mit Augen, die vollkommen von Schwärze erfüllt waren. Gorian musste an Sheera denken und den Zustand, in dem sie sich befand.
    Torbas schien völlig erstarrt, und auch seine Miene war zunächst ganz und gar reglos. Gorian war sich angesichts der blicklosen schwarzen Augen nicht einmal sicher, ob ihn sein Gefährte überhaupt bemerkte. Eine gedankliche Verbindung gab es nicht, sie war in jenem Moment abgerissen, als sich das Himmelsschiff so plötzlich aufgelöst hatte, fortgerissen von Kräften aus den Tiefen des Geistreichs.
    Auf einmal aber atmete Torbas tief durch, sein Brustkorb
hob und senkte sich, und er sagte: »Wir sind wieder zurück, wie es scheint.«
    Die von Schwärze erfüllten Augen machten deutlich, dass er noch immer Kräfte sammelte, aber ansonsten schien er völlig in Ordnung. Schon der nur indirekte Kontakt mit dem Reich des Geistes hatte Sheera sehr geschwächt und sie dem Wahnsinn nahegebracht, doch auf Torbas schien das nicht einmal ansatzweise zuzutreffen. Seine Gedanken waren verschlossen, aber seine Kraft deutlich zu spüren. Mehr noch, sie war sogar angewachsen, wie Gorian erkannte, auch wenn er dafür keine Erklärung hatte.
    »Es ist so viel Wissen in mir, dass es kaum auszuhalten ist«, sagte Torbas und ballte die Hände zu Fäusten. »Die Gedanken… Sie rasen, es gibt keine Grenzen für sie. Ich brauche nur in mich hineinzuhorchen, dann entdecke ich so vieles, was zuvor nicht da war …«
    »Du warst plötzlich verschwunden, mitsamt dem Schiff«, erklärte Gorian.
    »Es… etwas…« Torbas brach ab, schüttelte den Kopf. »Ich konnte nichts dagegen tun.« Er lächelte auf eine Art, die Gorian an das Lächeln von jemand anderem erinnerte. Aber dieser Eindruck währte nur einen Moment, und vielleicht war er auch nur eine Nachwirkung dessen, was ihm im Reich des Geistes widerfahren war.
    »Glaubst du, diese vergeistigten Brüder lassen uns mal mit einem ihrer Himmelsschiffe fliegen?«, fragte Torbas spöttisch und meinte damit natürlich die Caladran.
    »Es ist etwas anderes, die metamagischen Winde in Wirklichkeit beherrschen zu wollen statt nur in Gedanken«, warnte ihn Gorian.
    »Mag sein. Aber ich traue es mir zu. Und ich glaube, auch du würdest nicht Nein sagen, würde sich dir die
Gelegenheit bieten.« Torbas hob die Brauen. Seine Augen waren noch immer vollkommen schwarz, und das würde wohl auch erst einmal so bleiben, während die von Gorian längst wieder ihr normales Aussehen angenommen hatten.
    Er fragte sich, woher Torbas die zusätzliche Kraft hatte, doch er ließ niemand anderen, schon gar nicht seinen Gefährten, an diesem Gedanken teilhaben. War diese Kraft vielleicht schon immer in Torbas gewesen und nur durch die Erkenntnisse im Reich des Geistes wachgerufen worden? Oder bestand Grund, sich um ihn Sorgen zu machen?
     
    Das Flaggschiff des Königs trug den klangvollen Namen Hoffnung des Himmels . König Abrandir machte Gorian und seinen Gefährten das Angebot, an Bord dieses Schiffes zu reisen statt in der mittlerweile ziemlich ramponierten Greifengondel.
    Meister Thondaril gefiel das zunächst nicht. Er wollte sich nicht derart abhängig von den Caladran machen. Andererseits hegte er nach wie vor ein tiefes

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