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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Misstrauen gegen Ar-Don, und es missfiel ihm erst recht, sich erneut in dessen Hände zu begeben.
    Gorian und Torbas allerdings hatten gegen das Himmelsschiff nichts einzuwenden. Das, was sie im Reich des Geistes erlebt hatten, hatte diese Reise bereits vorweggenommen, auch wenn weder Torbas noch Gorian ernsthaft damit rechneten, dass man einem von ihnen auch nur für einen Moment die Steuerung des Schiffes überließ.
    Schließlich überwand sich auch Thondaril zu der Entscheidung, dass die ganze Gruppe an Bord des Himmelsschiffs gehen und man die Gondel zurücklassen sollte. Gorian versuchte mit dem zur Greifenstatue versteinerten Ar-Don
in gedankliche Verbindung zu treten, aber Ar-Dons Geist schwieg.
    »Er tut ohnehin, was er will«, meinte Thondaril. »Gleichgültig, was du ihm auch mitteilen oder befehlen magst, er folgt nur seinem eigenen Willen.«
    »Als ich das letzte Mal geistigen Kontakt zu ihm hatte, gab er an, Kraft zu sammeln«, erklärte Gorian. »Er würde sehr bald viel davon brauchen. Was könnte er damit gemeint haben?«
    Thondarils Gesicht verzog sich zu einem harten Lächeln. »Da fragst du mich? Niemand kennt diesen Brocken Sternengestein besser als du.«
    Die Hoffnung des Himmels verließ das äußere Hafenbecken des Stadtbaums von Caladrania und fuhr in die offene See. Die Wellen waren mittlerweile so hoch, dass sie die äußere Hafenmauer überspülten, die Reling des Himmelsschiffs jedoch nicht; die Gischt perlte an einem magischen Schirm ab, der offenbar auch den Wind fernhielt.
    Der Steuermann hieß Lendaris. Er hatte sein schulterlanges schneeweißes Haar zu einem Dutzend Zöpfe geflochten und zählte zu den wenigen Caladran, die sich einen Bart hatten wachsen lassen. In Lendaris’ Fall war er auf das Kinn beschränkt und ebenfalls zu einem Zopf geflochten, der ihm bis auf Höhe des Brustbeins herabreichte.
    Er stand auf dem Achterdeck, und das Schiff folgte seinem Willen. Dafür bedurfte es nur einer Anstrengung des Geistes. Torbas und Gorian spürten, wie er seine Kräfte einsetzte, um die metamagischen Raumzeitwinde zu nutzen, die das Großsegel der Hoffnung des Himmels nicht blähten, aber dennoch das Schiff vorantrieben. Gorian hatte das Gefühl, diese Winde ebenso zu spüren wie den eisigen Sturmwind, der zurzeit aus Norden wehte, oder jene sanfte Sommerbrise,
die geherrscht hatte, als seine Erinnerungen im Alter von zweieinhalb Jahren auf dem Boot seines Vaters einsetzten, das in der Bucht von Thisilien gesegelt war. Aber jene Welt war vergangen, begraben unter dem Eispanzer des Frostreichs.
    Der Gedanke dämpfte die optimistische Hochstimmung, in der er sich seit seinem Aufenthalt im Reich des Geistes befunden hatte. Zudem sorgte er sich um Sheera, die reglos an der Reling stand und hinaus in den Sturm blickte, dessen Gischt sie aufgrund des magischen Schutzschirms nicht erreichen konnte. Es kostete sie im Moment wohl all ihre Kraft, einigermaßen bei Sinnen zu bleiben. Ihre Augen waren weiterhin von Dunkelheit erfüllt.
    Für Torbas’ Augen galt dasselbe. Allerdings schien es ihm nicht im Mindesten etwas auszumachen, ständig, ohne irgendeine erkennbare Unterbrechung, die Alte Kraft zu sammeln. Im Gegenteil, er schien Vergnügen an dieser Fahrt zu haben und nahm begierig alles in sich auf, was er sah.
    Gorian dachte daran, dass Torbas und er beide in der Nacht des fallenden Sterns geboren waren. Vielleicht war es ein Irrtum zu glauben, nur er selbst wäre auserwählt, Morygor gegenüberzutreten. Schon in dem Moment, als er Torbas Schattenstich überließ, musste ihm das instinktiv bewusst gewesen sein.
    Aufmerksam verfolgten er und Torbas alles, was Lendaris tat. Jede Verlagerung der Kraft, jede Anstrengung seines Geistes war für sie deutlich zu erkennen.
    Lendaris bemerkte, dass er beobachtet wurde, und das auch auf geistiger Ebene, und er war darüber zunächst irritiert.
    »Wir sehen einem erfahrenen Steuermann dabei zu, wie er sein Handwerk in Vollendung ausführt«, sagte Torbas,
als er Lendaris’ Unmut erkannte. Es war das erste Mal, dass er Caladranisch sprach.
    Davon abgesehen trug er nun wie Gorian den Ring eines Schwertmeisters an der Hand. Meister Thondaril hatte das Versprechen wahr gemacht, das er Gorian gegeben hatte.
     
    In dem Moment, da sich die Hoffnung des Himmels aus den Fluten erhob, erwachte Ar-Don aus seiner Versteinerung. Der Greifengargoyle breitete plötzlich mit ungelenk wirkenden Bewegungen die Flügel aus und schwang sich in den Himmel über den

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