Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Stadtbaum Caladrania, schwebte dann über das tosende Meer und sank zunächst in die Tiefe, ehe er sich fing und dem Himmelsschiff folgte. Die Gondel ließ er zurück.
    Als König Abrandir den Gargoyle gewahrte, wandte er sich an Gorian. »Ihr habt doch Gewalt über diese Kreatur.«
    »Nur in Grenzen, mein König.«
    »Befehlt diesem Wesen umzudrehen und in Caladrania auf unsere Rückkehr zu warten!«
    »Ar-Don ist mein Gefährte«, erwiderte Gorian. »Er hat mir das Leben gerettet und wird es vielleicht in Zukunft wieder tun.«
    »Er könnte Euch auch umbringen«, gab Abrandir zu bedenken. »Ihn umgibt eine Aura des Zwielichts. Er ist unberechenbar und verfügt zugleich über beträchtliche Kräfte.«
    Gorian lächelte mild. »Ein Element des Chaos, wie Torbas und ich selbst. Ihr solltet seinen Beistand daher begrüßen und ihn nicht fürchten. Abgesehen davon hat er ein Talent dafür, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Darauf vertraue ich.«
    »Ihr habt also nichts dagegen einzuwenden, dass uns dieses Wesen begleitet?«
    »Nicht das Geringste.«

    König Abrandir atmete tief durch. »Es scheint, als wärt Ihr in der besseren Verhandlungsposition und könnt Eure Wünsche durchsetzen; schließlich brauchen wir Eure Hilfe. Aber vergesst nicht, dass Caladran es mitunter als besondere Schmach empfinden, sich in die Abhängigkeit sterblicher Menschen zu begeben.«
    »Euer Volk ist nicht in Gefahr, von Menschen abhängig zu werden«, gab Gorian ruhig zurück. »Den Caladran bleibt die Flucht zu den Sternen, allen anderen Bewohnern Erdenrunds nur die Hoffnung, dass ich Morygors Schicksalslinie beende.«
    »Vielleicht bleibt auch uns nur diese eine Hoffnung«, entgegnete König Abrandir. »Es mag sein, dass der große Caladir den Sternenflug beherrschte. Ein Jahrtausend lang blieb die geistige Verbindung zu ihm und den seinen bestehen, bis der Abgrund der Raumzeit zu groß wurde. Aber zu Rudanas verloren unsere Magier und Schamanen schon am dritten Tag nach seinem Aufbruch jede Verbindung. Mögen die Vergessenen Götter unserer Vorfahren erahnen, wo ihn die metamagischen Winde haben stranden lassen. Jedenfalls glaube ich nicht, dass unsere Magie im Moment bereits in der Lage wäre, Caladirs Reise zu wiederholen. Und abgesehen davon würden die Kräfte, die dafür aufgebracht werden müssten, kaum ausreichen, uns alle zu retten. Wir bräuchten Jahrhunderte, vielleicht ein Jahrtausend, um die Kunst des Sternenflugs zu perfektionieren, und selbst dann wäre das Ergebnis ungewiss.«
    »In der Zwischenzeit hätte Morygor Euer Reich in jedem Fall vernichtet.«
    »Ja.«
    »Warum hasst er die Caladran so, obwohl er doch einer von euch war?«

    »Seid Ihr denn nicht im Reich des Geistes gewesen, Gorian?«, wunderte sich Abrandir.
    »Doch, und ich weiß inzwischen vieles über Morygors Vergangenheit. Aber auch wenn es nicht möglich ist, Erinnerungen und Spuren aus dem Reich des Geistes zu tilgen, so wird doch manches geschickt verborgen.«
    Abrandir lächelte. »Zu geschickt für einen flüchtigen Besucher wie Euch?«
    »Mag sein.«
    »Morygor griff die alte Lehre des Renegaten wieder auf, doch solchen Irrlehren gegenüber sind die Caladran nicht sehr tolerant. Darum verstießen sie ihn, verbannten ihn und machten ihn zu einem Ausgestoßenen, so wie den Namenlosen Renegaten.«
    »Aber Morygor hat Euch gezeigt, dass dessen Lehre keine Irrlehre war. Die Gestirne lassen sich bewegen und das Schicksal bestimmen.«
    »Ja.« Abrandir nickte. »Und ironischerweise werden wir in Pela diese Lehre gegen Morygor selbst richten.«
     
    Caladranien war die südlichste und größte der fünf Inseln, aus denen König Abrandirs Reich bestand. Von Caladranien durch eine Meeresstraße getrennt lag die Insel Pela mit dem gleichnamigen, an einer Bucht gelegenen Stadtbaum. Nördlich davon reihten sich die Inseln Segell, Calarien und die Nördliche Insel aneinander, die man auch Klein-Calarien oder Ohne-Baum-Land nannte, da sie die einzige der fünf Caladran-Inseln war, auf der es keinen Stadtbaum gab. Inzwischen war die Nördliche Insel von ihren wenigen, vereinzelt lebenden Bewohnern verlassen worden, und man musste sie wohl als vom Frostreich erobert betrachten.

    Während des ganzen Fluges peitschte der Hoffnung des Himmels ein eisiger Sturm entgegen, doch weder Schneeregen noch Hagel konnten den magischen Schirm durchdringen, und der Gegenwind hatte keinerlei Einfluss auf die Geschwindigkeit des Schiffes.
    Wie stark dieser Sturm aus Norden

Weitere Kostenlose Bücher