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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dieser Intensität nur wenige Heiltränke aufwiesen. Er spürte die eigentümliche Magie, die von diesem Trank ausging, obwohl der Verwalter das Glas längst geleert hatte.

    »Dein Gespür für Magie trügt dich nicht«, empfing er Sheeras Gedanken, die natürlich weit mehr von diesen Dingen verstand.
    Die Züge des Verwalters verzerrten sich zu einem kalten Lächeln. »Für jeden anderen wäre dieser Trank pures Gift – mich hält er am Leben. Solche Paradoxien sind ein wichtiger Bestandteil jeder Existenz und nur scheinbar ein Widerspruch.« Sein Blick wirkte auf einmal in sich gekehrt, und ein Ausdruck der Qual legte sich auf sein Gesicht. Eine Qual, die Gorian sich nicht erklären konnte.
    In diesem Augenblick betrat ein Diener den Raum. Er ging geradewegs zu Oras Ban und flüsterte diesem etwas ins Ohr.
    Daraufhin wandte sich der Königliche Verwalter wieder an Meister Thondaril. »Der Bibliothekar würde Euch doch noch heute Abend empfangen.«
    Thondaril erhob sich sogleich, ungeachtet jeglicher Etikette. »Dann sollten wir keine Zeit verlieren. Lasst mich zu ihm führen!«
    Oras Ban gab dem Diener einen Wink. »Bring ihn in das Bibliotheksgewölbe!«
    Thondaril war leicht irritiert, als der Diener zunächst keinerlei Anstalten machte, dem Befehl Folge zu leisten. »Worauf wartest du?«, fragte er, und sein Sprechstein übersetzte die Worte.
    »Verzeiht, Meister, aber der Bibliothekar legt Wert auf die Anwesenheit der drei Schüler, die Euch begleiten.«
    Gorian fragte sich, woher der Bibliothekar von ihnen wusste. Nun, vielleicht hatte er sich über Thondaril und sein Gefolge genauer in Kenntnis setzen lassen, bevor er sich entschieden hatte, den Ordensmeister zu empfangen.
    Gorian, Torbas und Sheera standen ebenfalls auf, verbeugten
sich artig vor dem Verwalter von Felsenburg und folgten Thondaril.
    Der Diener führte die Gruppe aus dem Bankettraum, durch eine Tür, die ihnen vorher seltsamerweise nicht aufgefallen war, als wäre sie zuvor von einem Illusionszauber verborgen gewesen. Ein Druck mit der Hand auf eine bestimmte Stelle setzte einen ausgeklügelten Mechanismus in Gang und öffnete sie.
    In dem Gang dahinter erwartete sie ein Wachmann, bis auf die Zähne bewaffnet und das Gesicht unter einer Maske aus messingfarbenem Metall verborgen, das aber offenbar seine Züge auf einzigartige Art nachformte. Gorian hatte noch keinen Schmied etwas Vergleichbares herstellen sehen, selbst seinen Vater nicht, der ja auch ein Meister der Schmiedekunst gewesen war und sich sogar getraut hatte, magisch aufgeladenes Sternenmetall zu verarbeiten.
    Der Maskierte trug zudem einen Harnisch aus dem gleichen Metall, und aus dem bestand auch die Fibel, die seinen Umhang hielt. In den Scheiden seines Waffengehänges steckten ein Schwert mit relativ kurzer und sehr breiter Klinge und ein gebogener Dolch, und in der rechten Hand hielt er eine Öllampe, von der ein eigenartiger Geruch ausging.
    »Caladran-Öl!« , empfing Gorian einen Gedanken Sheeras; sie war sich dessen absolut sicher.
    Caladran-Öl wurden alle möglichen wundersamen Eigenschaften zugeschrieben, darunter auch Heilwirkungen. Niemand wusste, woraus genau es sich zusammensetzte, geschweige denn, wie es hergestellt wurde. Bisweilen, wenn sie die Häfen des Heiligen Reichs aufsuchten, tauschten die Caladran dieses begehrte Gut gegen andere kostbare Waren, dennoch war Caladran-Öl in ganz Ost-Erdenrund so selten
und wertvoll, dass es kaum vorstellbar war, dass es jemand in einer Öllampe einfach abbrennen ließ.
    Wortlos drehte sich der Maskierte um, um die Gruppe zu führen. Ihm folgten zuerst der Diener, dann Thondaril und Torbas und schließlich Gorian und Sheera. Die Tür schloss sich hinter ihnen wie von Zauberhand.
    In den Wänden des Korridors waren Spiegel eingelassen, die dafür sorgten, dass das Licht der einen Öllampe in der Hand des Maskierten ausreichte, den Gang vollständig zu erhellen, denn ihr Schein wurde dutzendfach widergespiegelt.
    Schließlich gelangten sie an eine enge Wendeltreppe, die endlos in die Tiefe zu führen schien.
    Eine eigenartige Aura schien alles zu erfüllen. Eine Kraft, die vielleicht magischen Ursprungs war und größte Ähnlichkeit hatte mit …
    Morygors Aura!
    Die Erkenntnis traf Gorian wie ein Schlag, und er blieb stehen. Der Maskierte bemerkte es und sagte: »Es besteht kein Anlass zur Furcht.«
    Thondaril warf Gorian einen Blick zu, der diesem sagte, dass auch der Meister der Magie und des Schwertes spürte, was

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