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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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die sich verformten. Aus ihnen bildeten sich weitere Eisdrachenläufer, die zusehen mussten, dass sie schnell auf die Beine kamen und voranliefen,
sonst wären sie unter der Masse ihres Vaters erdrückt worden. Manche gerieten auch in die wirbelnden Aufwinde, die von den sich unablässig und sehr schnell bewegenden Flügeln aus hauchdünnem magischem Eis verursacht wurden, und sie wurden in schwindelerregende Höhen geschleudert, um irgendwo, mitunter viele Meilen entfernt, in tausend Stücke zu zerschellen.
    Hin und wieder entstand aus einem etwas größeren Brocken ein Eisdrachenkind. Dann schritt Kemroor sofort ein. Ein blauer Feuerstrahl aus seinem Maul sorgte dafür, dass der betreffende Eisdrachenläufer zerschmolz. Größe duldete Kemroor bei seiner Nachkommenschaft nicht, damit sie ihm nicht gefährlich werden konnten.
    Gorian bemerkte plötzlich Lichter, die durch die Luft schwirrten und von denen ein Schwall von Gedanken ausging. Sie bewegten sich mit einer Geschwindigkeit, die es unmöglich machte, ihre Gestalt zu erkennen.
    Auch Meister Shabran bemerkte sie und fragte: »Was ist das?«
    »Die Geister der Al-Pan«, murmelte Gorian, der nun versuchte, die flirrenden Lichter nach Art der Caladran zu sehen. Allerdings musste er sich dazu sehr konzentrieren. Einige Augenblicke später erschienen ihm die vermeintlichen Lichter als schmetterlingsartige, durchscheinende Gestalten. Ein Strom angstvoller Gedanken überschwemmte seine Seele. Gedanken, die so fremdartig waren, dass er das meiste davon nicht zu erfassen vermochte. Aber ein paar Dinge traten klar hervor und wurden sehr deutlich: die Furcht vor Feuer und die panische Angst vor Magie jedweder Art.
    Vielleicht hatte schon die Magie der Ordensmeister diese Geister aus ihrem zeitalterlangen Totenschlaf geweckt, denn schon als Gorian den Steinboden des Gipfelplateaus berührte,
hatten sich ihm die Bilder von der Vernichtung der Al-Pan-Stadt aufgedrängt. Das Auftauchen des Eisdrachen aber erfüllte diese Geister mit kopfloser Panik, denn Kemroor verband beides in seinem Wesen: Magie und Feuer.
    »Wir sollten hier verschwinden«, meinte Shabran. »Wer weiß, wie lange uns die Ohrpfropfen noch vor dem Wahnsinn des Felsengesangs bewahren. Hier gehen Dinge vor sich, die wir nicht beherrschen können.«
    Gorian drehte sich ebenfalls um. Der gesamte Platz zwischen den Steinsäulen war erfüllt von Abertausenden durchscheinenden Al-Pan-Geistern. Ihre menschenähnlichen Körper wirkten sehr zerbrechlich, sie waren durchscheinend und geisterhaft, die Farben ihrer Schmetterlingsflügel waren verblasst. Dennoch konnte man sich lebhaft vorstellen, wie sie einst gewirkt haben mussten, als noch unzählige dieser grazilen Wesen zwischen den Türmen ihrer Stadt umhergeschwirrt waren.
    »Keine Magie … kein Feuer … keine Flammen … kein Inferno, das den Frieden stört … Nicht noch einmal erstarren, wenn das Feuer droht … nicht noch einmal …«
    Immer deutlicher kristallisierten sich einzelne Gedanken aus dem großen Strom heraus, der Gorians Geist überschwemmte.
    »Ich glaube, dass diese Wesen uns genauso ablehnend gegenüberstehen wie dem Eisdrachen«, äußerte sich Meister Shabran.
    »Magiebringer!«, vernahm Gorian ihren geisterhaften Ruf.
    »Wir stehen auf einer Seite!« , versuchte er ihnen zu antworten und setzte dabei seine ganze Kraft in diesen Gedanken. Aber das kam bei den Geistern der Al-Pan offenbar alles andere als gut an.
    »Sie spüren unsere Magie und betrachten uns deswegen
als Feinde«, sagte Shabran. »Wenn wir nicht bald verschwinden, wird hier vielleicht gar keine Magie mehr wirken, dann sind wir übel dran.« Er deutete auf seine Ohren. »Es reicht schon, wenn unser Ohrentau versagt.«
    »Dann folgst jetzt ausnahmsweise du mir durch die Schattenpfade! «, verlangte Gorian.
    »Wie bitte?«
    »Schnell! Sonst gibt es womöglich schon sehr bald keinen großen Bannstein mehr!«
    Die Felsensäule zu ihren Füßen erzitterte, ein Riss fuhr mitten durch sie hindurch und spaltete sie. Gorian und Shabran hatten sich gerade in wirbelnde Rauchsäulen aufgelöst, als sie krachend auseinanderbrach.
    Erneut schoss ein bläulicher Flammenstrahl aus dem Maul des Eisdrachen. Dort, wo der Bannbereich begann, wurde das magische Feuer deutlich blasser und verlosch dann.
    Der Eisdrache stieß einen wilden, dröhnenden Ruf aus und ließ einen weiteren Feuerstrahl folgen. Dabei glühten seine Augen auf. Diesmal war der blaue Flammenstrahl nicht so breit gefächert,

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