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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park
Autoren: Martin Cruz-Smith
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Teil der weltweiten zionistischen Verschwörung ist.«
    »Osborne ist kein Jude. Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Aber Valeria Dawidowa war die Tochter eines Rabbiners«, stellte Rurik fest. »James Kirwill hat hier mit zionistischen Terroristen zusammengearbeitet, die Anschläge auf unsere UNO-Botschaft verübt haben. Der Pelzhandel und die Textilindustrie in den Vereinigten Staaten sind praktisch zionistische Monopole, und die hiesige Bekleidungsindustrie wird letzten Endes davon profitieren, wenn die Amerikaner selbst Zobel züchten können. Merken Sie, wie alles zusammenpasst?«
    »Ich bin kein Jude, Irina ist keine Jüdin.«
    »Denken Sie mal darüber nach«, empfahl Rurik ihm.
    Al sammelte die Wodkafläschchen wieder ein.
    »Ich bin kein KGB-Offizier«, versicherte Arkadi ihm.
    Al war verlegen, weil er sich nicht dazu äußern wollte. »Vielleicht sind Sie einer, vielleicht sind Sie keiner.«
    »Ich bin keiner!«
    »Welchen Unterschied macht das schon?«
    Die Dämmerung sank herab, die Büros leerten sich, aber Irina kam nicht zurück. In der Kirche an der Ecke fand ein Abendgottesdienst statt. Strassenmädchen brachten immer neue Freier ins Hotel. Arkadi dachte über diese Frauen und ihren Broterwerb nach, während die letzte Woge des Strassenlebens zu ihm heraufbrandete.
    Eine Stunde später wurden die Schatten zu undurchdringlich dunklen Feldern zwischen Strassenlampen. Die Menschen auf der Strasse kamen ihm wie Nachttiere vor. Sie schienen zu erstarren, als in einer Querstrasse eine Sirene aufheulte und wieder erstarb.
    Warum hatte Kirwill gelacht?
    Arkadi war inzwischen an den Umgang mit den unterschiedlichsten Agenten gewöhnt. Deshalb wunderte er sich nicht, dass der nächste einen dunklen Anzug mit Krawatte und eine Schirmmütze trug; er war nur erleichtert, endlich das Hotelzimmer verlassen zu dürfen. Niemand hielt sie an. Sie fuhren mit dem Lift hinunter, durchquerten die Hotelhalle, gingen auf der 29th Street nach Westen, überquerten die Fifth Avenue und blieben schließlich vor einer schwarzen Limousine stehen. Erst als Arkadi hinten einstieg, merkte er, dass sein Begleiter ein Chauffeur war. Der Luxuswagen war innen mit taubengrauem Plüsch ausgeschlagen; eine Glasscheibe trennte Fahrer und Fahrgast.
    Die Avenue of the Americas war dunkel bis auf die beleuchteten Schaufensterfronten, in denen Schaufensterpuppen ein Luxusleben führten, das so unwirklich war, wie ihm die ganze Stadt bei seinem ersten Ausflug aus dem Hotel erschien. In der Seventh Avenue bogen sie nach Süden ab und fuhren mehrere Blocks weit, bevor die Limousine in eine Seitenstrasse abbog und in einem Ladehof hielt. Der Chauffeur ließ Arkadi aussteigen, führte ihn zu einem Warenlift und drückte auf einen der Knöpfe. Sie fuhren in den dritten Stock und betraten einen hell beleuchteten Vorraum, der von zwei kleinen Fernsehkameras überwacht wurde. Die Tür gegenüber dem Aufzug öffnete sich mit leisem Klicken.
    »Sie gehen allein weiter«, sagte der Chauffeur.
    Arkadi betrat einen langen, schwach erhellten Arbeitsraum. Hinter langen weißen Sortiertischen hing an mannshohen Ständern so etwas wie alte Kleider oder Lumpen, die sich jedoch auf den zweiten Blick als Felle erwiesen - Nerze oder Zobel. Dazwischen erkannte er Luchs- und Wolfsfelle. Es roch scharf nach Gerbsäure, und über jedem weißen Tisch leuchtete eine Neonröhre. In der Mitte des Raums flammte eine Lampe auf. John Osborne legte ein Fell auf den Tisch.
    »Haben Sie gewusst, dass selbst die Nordkoreaner Pelze verkaufen?« fragte er Arkadi. »Meist Katzen- und Hundefelle. Erstaunlich, was die Leute alles kaufen.«
    Arkadi kam im Gang zwischen den Sortiertischen auf ihn zu.
    »Dieses Fell hier ist ungefähr tausend Dollar wert«, fuhr Osborne fort. »Ein Bargusin-Zobel, aber das wissen Sie ja selbst - Sie kennen sich inzwischen mit Zobeln aus, nehme ich an.
    Kommen Sie ruhig ein bisschen näher, um ihn zu bewundern.« Osborne richtete sich auf, zog eine kleine Pistole und zielte damit auf Arkadi. »So, das ist nahe genug! Daraus wird ein wunderbarer langer Mantel, für den ungefähr sechzig Felle gebraucht werden.« Er strich mit der Pistole über das Fell. »Ich bin sicher, irgend jemand wird hundertfünfzigtausend Dollar für diesen Mantel zahlen. Aber ist das wirklich besser, als Katzen- und Hundefelle zu kaufen?«
    »Das müssen Sie besser beurteilen können als ich.« Arkadi war einige Schritte zurückgetreten.
    »Auf mein Urteil können Sie sich verlassen«,
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