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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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Muskeln bekommen. Georges kurzläufiger Revolver zielte mitten auf die Narbe, die unter Arkadis Rippen begann und in seinem Schamhaar verschwand.
    »Wollen Sie kurzen Prozess machen und mich gleich hier erschießen?« fragte Arkadi ihn.
    »Auf diese Weise brauchen wir uns nur keine Sorgen darüber zu machen, ob Sie irgend etwas in Ihren eigenen Kleidungsstücken oder Schuhen versteckt haben«, erläuterte Wesley ihm. »Das macht die Sache für alle einfacher.«
    Irina zog sich so unbefangen an, als seien Arkadi und sie in ihrem Hotelzimmer allein.
    »Ich bin selbst verdammt nervös«, erklärte Wesley Arkadi.
    Irina zog Slip, Büstenhalter, Bluse, lange Hose, Pullover, Kniestrümpfe, Schuhe und eine Parka an, Arkadi Unterwäsche, Oberhemd, Hose, Pullover, Socken, Schuhe und ebenfalls eine Parka.
    »Unser erster Schnee in Amerika«, sagte Irina.
    Alles passte, wie Ray vorhergesagt hatte. Als Arkadi nach seiner Uhr greifen wollte, gab Wesley ihm eine neue.
    »Punkt sechs Uhr fünfundvierzig.« Wesley band Arkadi die Uhr um. »Höchste Zeit, dass wir wegkommen!«
    »Ich möchte mir noch die Haare kämmen«, sagte Irina.
    »Bitte sehr.« Ray gab ihr seinen Kamm.
    »Wohin fahren wir?« fragte Arkadi.
    »Das sehen Sie, wenn wir dort sind«, antwortete Wesley. »Keine Angst, die Fahrt dauert nicht lange.«
    Hat Kirwill die Zobel schon gefunden? überlegte Arkadi sich. Wie soll er sie in diesem Schnee finden können?
    »Ich möchte eine Nachricht für Lieutenant Kirwill hinterlassen«, sagte er.
    »Gut, Sie können sie gleich mir geben«, bot Wesley ihm an.
    »Nein, ich möchte ihn anrufen und selbst mit ihm reden.«
    »Ach, das würde nur Sand ins Getriebe bringen, fürchte ich - vor allem nach Ihrem Ausflug von gestern Abend«, wehrte Wesley ab. »Sie wollen doch keinen Sand ins Getriebe bringen?«
    »Was macht das schon, Arkascha?« fragte Irina. »Wir sind frei!«
    »Die Dame hat völlig recht«, behauptete George, und zum Beweis steckte er seinen Revolver weg.
    Ray half Arkadi in seine Parka.
    »Ich sehe keine Handschuhe.« Arkadi griff in die Jackentaschen. »Sie haben die Handschuhe vergessen.«
    Die FBI-Agenten waren im ersten Augenblick ratlos.
    »Handschuhe können Sie sich danach kaufen«, meinte Wesley schließlich.
    »Wonach?« fragte Arkadi.
    »Wir müssen wirklich los!« drängte Wesley.
    Die kleinen, glitzernden Schneeflocken des Vorabends waren jetzt groß, weich und nass. In Moskau wären ganze Bataillone von alten Frauen unterwegs, um Schnee zu räumen. Arkadi und Irina mussten sich mit George den Rücksitz einer zweitürigen Limousine teilen. Wesley saß auf dem Beifahrersitz; Ray fuhr den Wagen.
    Der Schneesturm hatte ein gespenstisches Durcheinander hervorgerufen: Müllwagen mit Schneepflügen, dahinter endlose Ketten von Autoscheinwerfern, Verkehrspolizisten, die mit orangeroten Leuchtstäben den Verkehr regelten, und nur schemenhaft erkennbare Strassenlaternen. Die Autoschlange kroch langsam voran; Fußgänger kämpften mit hochgezogenen Schultern gegen den Schneesturm. Die Scheiben der Limousine beschlugen; die dicken Mäntel der FBI-Agenten rochen nach feuchter Wolle. Um eine Tür zu erreichen, würde Arkadi über Wesley hinwegklettern müssen; George und sein Revolver befanden sich links neben Irina.
    »Zigarette?« Wesley riss eine Packung auf und bot sie Arkadi an.
    Auf seinem Gesicht lag leichte, fast mädchenhafte Röte, die seine Erregung verriet.
    »Ich dachte, Sie seien Nichtraucher?« fragte Arkadi.
    »Richtig«, stimmte Wesley zu. »Die Zigaretten sind für Sie.«
    »Nein, danke.«
    Wesley war sichtlich enttäuscht, und George nahm die Packung an sich.
    Sie fuhren auf der West Side unter einer von Pfeilern getragenen anderen Fahrbahn durch, die den Schnee teilweise abhielt. Zwischen Kaianlagen ragten plötzlich Schiffe auf.
    »Wo sind Sie gestern mit Kirwill gewesen?« fragte Wesley.
    »Fahren wir deshalb schon heute statt morgen?« lautete Arkadis Gegenfrage.
    »Kirwill ist ein so gefährlicher Mann, dass ich mich wundere, dass Sie noch am Leben sind«, sagte Wesley. Er wiederholte zu Irina gewandt: »Mich wundert’s wirklich, dass er noch am Leben ist.«
    Irina hielt Arkadis Hand. Von Zeit zu Zeit war der Wagen in Schneewolken eingehüllt, und sie lehnte sich an ihn, als machten sie eine Schlittenfahrt. Unter Arkadis neuer Parka fühlte sein neues Hemd sich ungewohnt steif an. Scharfrichter bieten Zigaretten an, dachte er, und vergessen Handschuhe.
    Er fragte sich, ob er Irina darüber

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