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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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beobachtete.
    »Er wird sich sagen, er sei zu gerissen, um einen Schluck aus der Flasche zu nehmen, aber dann wird er sich überlegen, dass er sich eigentlich recht gut gehalten hat, so dass ihm eine Belohnung zusteht.
    Außerdem kannst du dir vorstellen, wie durstig er sein muss, wenn du schon Durst hast.«
    »Echt raffiniert!« meinte Pascha bewundernd. Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    »Ungefähr so raffiniert, als würde man jemand von einer Klippe stoßen«, wehrte Arkadi ab.
    Trotzdem war er innerlich aufgeregt. Der Amerikaner Osborne konnte den sibirischen Banditen und dessen Geliebte gekannt haben. Der Bandit konnte mit gestohlenen Flugscheinen nach Moskau gekommen sein. Bemerkenswert, höchst bemerkenswert!
    Pascha kaufte das Bier: zwei volle Glaskrüge für 44 Kopeken. An der Strassenecke um den Kiosk herum herrschte freundschaftliches Gedränge. Männer mit Bierkrügen in der Hand begrüßten einander, als seien sie den Winter über alle unsichtbar gewesen. Bei solchen Gelegenheiten hatte Arkadi das Gefühl, Parasiten wie Golodkin seien tatsächlich seltene Fehlentwicklungen.
    Nach der Mittagspause fuhr Pascha ins Außenministerium, um Unterlagen über die Aufenthalte Osbornes und des Deutschen Hofmann zu beschaffen, und ins Handelsministerium, um Außenaufnahmen des Pelzzentrums in Irkutsk zu holen. Arkadi ging allein zu Golodkin zurück.
    »Sie wissen bestimmt, dass ich schon selbst bei Vernehmungen mitgemacht habe - sozusagen von Ihrer Seite des Tisches aus«, begann der Georgier. »Ich glaube, dass wir offen miteinander reden können. Ich verspreche Ihnen, so bereitwillig als Zeuge auszusagen, wie ich’s bei anderen getan habe. Und was die Dinge betrifft, von denen wir heute morgen geredet haben … «
    »Kleinigkeiten, Feodor«, warf Arkadi ein.
    Golodkins Augen leuchteten hoffnungsvoll. Die Wodkaflasche stand halbleer neben seinem Stuhl.
    »Die von Gerichten verhängten Strafen erscheinen einem manchmal im Verhältnis zu den Straftaten ungewöhnlich hoch«, fügte der Chefinspektor hinzu. »Vor allem in Fällen wie Ihrem, in denen es um Bürger mit einem gewissen Sonderstatus geht.«
    »Ohne ihren Kollegen kommen wir bestimmt besser zurecht«, meinte Golodkin erleichtert.
    Der Chefinspektor legte ein neues Tonband auf, bot Golodkin eine Zigarette an und zündete sich selbst eine an.
    »Feodor, ich möchte Ihnen einiges erzählen und Ihnen mehrere Aufnahmen zeigen; danach sollen Sie mir einige Fragen beantworten. Vieles wird Ihnen vielleicht unsinnig erscheinen, aber ich muss Sie bitten, Geduld zu haben und sich Ihre Antworten gut zu überlegen. Verstanden?«
    »Ja, ja, fragen Sie nur!«
    »Danke«, sagte Arkadi, der innerlich noch vor dem Sprung ins Ungewisse zurückschreckte, den er hier wagen musste, weil er bisher nur Vermutungen anstellen konnte. »Feodor, Sie haben zugegeben, dass Sie Ikonen an Touristen - oft an Amerikaner - verkaufen. Wir haben Beweise dafür, dass Sie versucht haben, einem Ausländer namens John Osborne Ikonen zu verkaufen. Sie haben sich letztes Jahr mit ihm in Verbindung gesetzt und Osborne erst vor wenigen Tagen wieder angerufen. Aus dem erhofften Geschäft ist nichts geworden, weil Osborne seinen Bedarf anderswo gedeckt hat. Da Sie selbst Geschäftsmann sind, kann dies nicht der erste geplatzte Abschluss gewesen sein. Deshalb möchte ich von Ihnen hören, warum Sie diesmal so wütend geworden sind.« Golodkin erwiderte seinen Blick ausdruckslos. »Was ist mit den Leichen im Gorki-Park, Feodor? Oder wollen Sie etwa behaupten, Sie wüssten nichts von ihnen?«
    »Leichen?« wiederholte der Georgier verständnislos.
    »Kostja Borodin und Valeria Dawidowa - beide aus Sibirien.«
    »Nie von ihnen gehört«, stellte Golodkin fest.
    »Natürlich nicht unter diesen Namen. Der springende Punkt ist jedenfalls, dass diese beiden Ihnen ein Geschäft vor der Nase weggeschnappt haben, dass es Zeugen für eine Auseinandersetzung zwischen Ihnen und den beiden gibt und dass sie einige Tage später ermordet worden sind.«
    »Was soll ich dazu sagen?« Golodkin zuckte mit den Schultern. »Die Sache klingt so unsinnig, wie Sie angekündigt haben. Sie haben Aufnahmen, haben Sie gesagt?«
    »Danke, dass Sie mich daran erinnern. Ja, ich kann Ihnen Fotos der Ermordeten zeigen.«
    Arkadi legte ihm die Aufnahme mit Borodin und das Pressefoto mit der Dawidowa vor. Golodkin starrte die junge Frau, Osborne, den Banditen, wieder Osborne, Arkadi und erneut die Aufnahmen an.
    »Sie

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