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Gorki Park

Gorki Park

Titel: Gorki Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz-Smith
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schließlich in Achtel, die er weiter zerkleinerte, um sie zuletzt mit der Rückseite der Axt zu pulverisieren. Der Pockennarbige wischte die Überreste in den Karton, trug sie ans Wasser und kippte sie in den See. Jamskoi hob zwei Murmeln - Valerias Glasaugen - auf, nahm die Perücke mit, füllte den leeren Karton mit Holz und ging mit dem Pockennarbigen zur Datscha zurück.
    Kirwill war Arkadi lautlos gefolgt. »Kommen Sie!« forderte er ihn jetzt auf. Sein Grinsen zeigte, dass er Bescheid wusste. »Vergessen Sie nicht, dass ich Ihr Büro beobachtet habe. Ich sehe den Staatsanwalt nicht zum erstenmal. An Ihrer Stelle würde ich um mein Leben rennen.«
    »Wohin soll ich rennen?«
     
    Als sie wieder im Obstgarten standen, stieg aus dem Kamin von Jamskois Datscha Rauch auf: Der Staatsanwalt war dabei, die italienische Perücke zu verbrennen.
    »Sagen Sie mir, wer Jimmy erschossen hat«, drängte Kirwill. »Sie kriegen ihn doch nie! Sie können ihm nichts nachweisen und sind selbst so gut wie erledigt. Überlassen Sie ihn mir.«
    Arkadi zündete sich eine Zigarette an, während er über den Vorschlag des Amerikaners nachdachte.
    »Nehmen wir einmal an, der Mörder Ihres Bruders würde in New York leben, und Sie würden ihn umbringen würden Sie damit durchkommen?«
    »Als Lieutenant kann ich mir alles leisten. Hören Sie, ich hab versucht, Ihnen zu helfen.«
    »Nein«, widersprach Arkadi. »Nein, das haben Sie nicht getan.«
    »Was soll das heißen? Ich hab Ihnen von seinem Bein erzählt.«
    »Er hat einen schlecht verheilten Beinbruch gehabt und ist jetzt tot; darüber hinaus weiß ich nichts von ihm. Ich weiß nicht, ob er klug oder dumm, tapfer oder feige, oberflächlich oder ernsthaft gewesen ist. Warum haben Sie mir so wenig von Ihrem Bruder erzählt?«
    Kirwill baute sich drohend vor ihm auf. »Geben Sie auf, Renko, Sie bestimmen nicht mehr, wohin die Reise geht. Das tun jetzt der Staatsanwalt und ich. Wie heißt der Mann?«
    »Sie haben Ihren Bruder nicht gemocht?«
    »Das würde ich nicht sagen.«
    »Was würden Sie dann sagen?«
    Der Amerikaner nahm die Hände aus den Taschen seines Regenmantels, ballte sie zu Fäusten und streckte dann langsam die Finger. Er sah zu Jamskois Datscha hinüber. Was würde er tun, wenn das Haus nicht so nahe wäre? fragte Arkadi sich.
    »Ich habe Jimmy gehasst«, gab Kirwill zu. »Überrascht Sie das?«
    »Wegen eines Bruders, den ich hasse, würde ich nicht um die halbe Welt fliegen, nur weil ich vermute, er könnte tot sein. Aber mich interessiert etwas anderes: Als wir nach Fingerabdrücken suchten, hatten Sie eine Polizeikarte mit seinen Abdrücken. Haben Sie Ihren Bruder jemals verhaftet?«
    Kirwill lächelte mühsam beherrscht. Er überwand sich dazu, seine Hände wieder in die Manteltasche zu stecken. »Ich warte im Auto auf Sie, Renko.«
    Er verschwand unter den Bäumen, und Arkadi beglückwünschte sich dazu, diesen Verbündeten losgeworden zu sein.
    Jamskoi! Jamskoi, der sich geweigert hatte, die Ermittlungen im Fall Gorki-Park jemand anders als Arkadi Renko zu übertragen. Jamskoi, der Arkadi zu Osborne geführt hatte. Pribluda hatte Pascha und Golodkin nicht beschatten lassen; seine Leute hätten nicht genug Zeit gehabt, die beiden zu erschießen und den Schrein zu stehlen. Tschutschin hatte Jamskoi gemeldet, dass Golodkin verhört wurde, und Jamskoi hatte stundenlang Zeit gehabt, dafür zu sorgen, dass der Schrein abtransportiert wurde und die Mörder zur Stelle waren. Und wer hatte Jamskoi von Valeria Dawidowas Kopf erzählt? Arkadi Renko persönlich! Irina hatte recht: Er war ein Idiot.
    Die Tür der Datscha ging auf. Jamskoi und der Pockennarbige verließen das Haus. Nachdem sie sich verabschiedet hatten, stieg der KGB-Agent in den Wolga, wendete und fuhr auf die Strasse hinaus. Jamskoi folgte ihm mit dem Tschaika.
    Sobald die beiden Fahrzeuge verschwunden waren, machte Arkadi einen Rundgang um Jamskois Datscha. Die vier Zimmer des Sommerhauses waren mit rustikalen finnischen Möbeln eingerichtet.
    Beide Türen waren mit doppelten Schlössern und die Fenster durch eine Alarmanlage gesichert, die direkt zur nächsten Milizstation führte. Die hatte zudem den Auftrag, Streifenwagen auf der Uferstrasse patrouillieren zu lassen.
    Arkadi ging zum See hinunter. Neben dem Hackklotz lag ein Lederhandschuh; in das Holz waren Plastilinreste und mehrere Haare eingekerbt. Er kratzte die Oberfläche mit einem Holzspan auf und entdeckte winzige Goldflecken.
    Golodkins Schrein

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