Gotland: Kriminalroman (German Edition)
sah Fredrik und Gustav mit weit aufgerissenen Augen an. Gustav wurde innerlich ganz kalt. Das Flehen in diesem Blick ertrug er nicht. Er gab sein Bestes, um den Fall zu lösen, aber das würde nicht viel ändern. Jedenfalls nicht für Rune Traneus.
»Sie können das wahrscheinlich nicht verstehen. Anders hatte einen Bruder. Vor fast dreißig Jahren ist er gestorben. Auf dem Gutshof. Dort hatte er manchmal nachmittags bei meinem Bruder ausgeholfen. Sie sagten, es sei ein Unfall gewesen. Ein Unfall mit einem Pferd. Mein Bruder hatte die Verantwortung. Man lässt keinen unerfahrenen Sechzehnjährigen an ein Pferd ran, das … Angeblich hatte mein Bruder ein Händchen für Pferde, aber das ist nicht wahr. Unser Vater war ein guter Pferdezüchter. Er konnte wunderbar mit Tieren umgehen, mit Pferden besonders. Aber mein Bruder nicht. Seine Tiere waren unruhig und schreckhaft. Mein Sohn musste mit seinem Leben dafür bezahlen.«
Rune Traneus ballte die rechte Hand zur Faust und drückte sich die linke an den Bauch.
»Mein Bruder und sein Nachkomme haben uns alles genommen. Johan und Kristina waren ihnen nicht genug, Anders mussten sie auch haben. Und nun ist Arvid weg. Wer weiß, ob Sie ihn jemals finden. Er ist ein Teufel, aber dumm ist er nicht.«
»Kristina wurde Ihnen weggenommen? Was meinen Sie damit?« Gustav ließ sich nicht anmerken, dass sie vor Kurzem auch mit Inger Traneus über dieses Thema gesprochen hatten.
»Kristina«, schnaubte Rune. »Offenbar konnte Arvid nicht anders. Er sah doch, wie viel sie Anders bedeutete. Aber ich sage ja …«
Er richtete einen krummen Zeigefinger auf Gustav.
»Hätte Arvid sie nicht geheiratet, wäre Anders viel besser darüber hinweggekommen, da bin ich mir sicher. Aber auch das musste er tun. Es fragt sich, warum? Warum wollte er überhaupt heiraten? Er behandelt Frauen genau so, wie sein Vater Tiere behandelt hat. Warum heiratet so ein Kerl?«
Die Frage war nicht rhetorisch gemeint. Er sah Gustav an, als erwarte er eine Antwort.
»Können Sie uns erzählen, was passiert ist?«, fragte Gustav.
Rune Traneus sah gequält aus. Er wollte nicht mehr.
»Im Großen und Ganzen kann ich das wohl.«
27
»Sei vorsichtig«, flüsterte sie durch die Haare, die ihr ins Gesicht gefallen waren. Sie meinte es in jederlei Hinsicht. Wortwörtlich und weil sie in diesem Moment bemerkte, dass da eine andere Macht am Werke war, dass es eine Alternative zur Vorsicht gab, die sie erschreckte und gleichzeitig verlockte. Und sie spielte mit dieser Macht, als sie ihr Flüstern wie ein Stöhnen klingen ließ.
Arvid war nicht vorsichtig. Er drehte sie um und legte sie bäuchlings über das umgekippte Sofa. Es roch nach Keller und Schimmel, und sie spürte den feuchten Bezug durch ihr dünnes Kleid, das nun aufgeknöpft und hochgeschoben war.
Mit entschlossener und überraschender Heftigkeit drang er von hinten in sie ein und griff nach ihrem Haar. Nicht so fest, dass es wehgetan hätte, aber so, dass kein Zweifel daran bestand, wer die Oberhand hatte. Er zerrte so, dass sie den Rücken durchbiegen musste, umschloss mit seiner großen warmen Hand ihre rechte Brust, seine andere Hand ließ ihre Haare los und schob sich zwischen ihre Beine. Immer noch fickte er sie mit langen, fordernden Stößen von hinten. Heiße Wellen durchströmten ihren Körper. Ihre Haut war wie elektrisiert, und jedes Mal, wenn er sie berührte, wäre sie fast gekommen. Nie zuvor hatte sie etwas Vergleichbares erlebt. Da unten in der hintersten Ecke des Kellers zwischen Möbeln und altem Gerümpel schien Arvid ihr noch einmal die Unschuld zu nehmen.
Es roch noch Feuchtigkeit, Erde und muffiger Kellerluft, und ihr Körper wankte und stieß gegen den rauen Sofabezug. Unter den nackten Fußsohlen fühlte sie Staub und Steinchen, sein Schwanz glitt in sie hinein, und sein Körper stieß an ihre entblößten Hinterbacken. Mit der rechten Hand umklammerte sie die Rückenlehne. Eigentlich wollte sie nach ihm greifen, aber sie musste sich an dem Sofa festhalten.
Arvid kannte keine Grenzen und war auf eine Art gefährlich, die sie von niemand anderem kannte. Er war stark. Er war gleichgültig. Er hatte Mut. Man sah ihm schon von Weitem an, was er wollte, und er scheute sich nicht, es auch zu zeigen. Oben im Garten war das Fest in vollem Gange, und er wagte es, sie hier unten im Keller zu ficken. Jeden Augenblick konnte jemand kommen, der nach ihnen suchte oder sich einfach ein kaltes Bier oder was auch immer holen
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