Gotland: Kriminalroman (German Edition)
zwei Jahre Gefängnis.«
Karl-Johan erstarrte.
»Was heißt hier Drohung … Ich wollte doch nur mit ihm reden. Meine Güte, ich will doch nur, dass er mir erzählt, was er weiß.«
Gott sei Dank, dachte Fredrik. Sie hatten keinen Zeugen, der ihn gesehen hatte, keine Autonummer, keinen Beweis.
»Lassen Sie das unsere Sorge sei«, sagte Gustav, »das ist unsere Aufgabe, nicht Ihre. Und wenn wir nicht unsere Zeit damit verschwenden müssen, nach Ihnen zu suchen, werden wir den Mörder von Kristina Traneus und Ihrem Vater umso schneller finden.«
»Den Mörder meines Vaters? Das ist Arvid, und Rickard weiß, wo er steckt.«
Gustav ignorierte die Bemerkung. Karl-Johans Stimme klang nun so gepresst, als könnte er jeden Moment anfangen, wieder in Schimpftiraden auszubrechen.
»Wenn Sie das noch einmal tun, bekommen Sie eine einstweilige Verfügung mit einem Näherungsverbot, das heißt, dass man Sie festnimmt und in eine sechs Quadratmeter große Arrestzelle hier oben steckt, sobald Sie dem Haus von Rickard Traneus auch nur nahe kommen.«
Gustav unterstrich seine nicht ganz unrealistische Prognose, indem er den Zeigefinger nach oben streckte.
»Wir können nachempfinden, wie entsetzlich das alles für Sie ist und dass Sie etwas unternehmen wollen, aber momentan sollten Sie sich besser zurückhalten. Kümmern Sie sich lieber um Ihre Schwester und Ihre Mutter. Können wir uns darauf einigen?«
Ohne Gustav anzusehen, nickte Karl-Johan widerwillig.
Fredrik fragte, ob er nach Hause gebracht werden wolle, aber er lehnte das Angebot ab und verschwand, so schnell es ging, durch die Tür, die Gustav ihm aufhielt.
»Glaubst du, er hat’s kapiert?«, fragte Fredrik, während sie sich auf den Weg zu der Besprechung machten, die bereits angefangen hatte.
»Weiß nicht. Aber umbringen wird er bestimmt niemanden.«
Lennart Svensson hatte die Hände in die Seiten gestemmt und starrte auf das leere Flipchart am anderen Ende des Raumes. Es gab Tage, an denen konnte er kaum sitzen. Eigentlich hätte er zu Hause bleiben sollen, aber er gehörte noch zur alten Garde. Den pflichtbewussten Selbstausbeutern. Von den jungen Minimalisten, die sich bei jeder Gelegenheit krankschreiben ließen, hielt er gar nichts.
»Sie wurde also geschlagen?«, fragte Ove.
»Es gibt keine andere Erklärung für ihre Verletzungen«, antwortete Eva, die gerade den vorläufigen Obduktionsbericht zusammenfasste. Es gab viele kleine Frakturen und Vernarbungen.
»Sie war schließlich keine professionelle Hockeyspielerin«, sagte Lennart.
Sara drehte sich demonstrativ um und warf ihm einen strengen Blick zu.
»Mein Gott, ich bitte vielmals um Verzeihung!« Seinem Rücken zuliebe verzichtete er auf weitere entschuldigende Gesten.
»Es gab übrigens auch Verletzungen neueren Datums«, fuhr Eva fort. »Kristina Traneus wurde etwa zwei Tage vor ihrem Tod misshandelt.«
»Zwei Tage«, sagte Ove. »Noch ein Argument gegen die These, Anders Traneus sei überstürzt gekommen, um sich mit Arvid auseinanderzusetzen oder Kristina zu beschützen.«
»Es ist zwar nicht erwiesen, dass er schon am Montag von den Misshandlungen gewusst hat, möglicherweise hat er auch erst am Mittwoch davon erfahren, aber im Prinzip stimme ich dir zu.«
»Aber was wollte er dann? Ich kriege das irgendwie nicht zusammen«, sagte Ove.
»Es gibt hier noch ein Detail, falls ihr gestattet, dass ich fortfahre«, unterbrach ihn Eva. »Laut Gerichtsmedizin haben Kristina und Anders Traneus in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht viel gegessen. Die erste Untersuchung hat keine physiologische Erklärung ergeben, aber die Proben werden noch in Solna untersucht.«
»Wenn sie einen notorischen Frauenschläger hintergangen hat, ist es doch kein Wunder, wenn ihr bei seiner Rückkehr der Appetit vergeht«, bemerkte Fredrik.
Sie gingen zum nächsten Punkt über, fassten Zeugenaussagen und die aus der Überprüfung der Telefonlisten gewonnenen Erkenntnisse zusammen, aber das alles brachte kein Licht in die Ereignisse von Mittwochabend. Der Hof von Traneus lag weit entfernt vom nächsten Nachbarn, und dass es drei Zufahrtswege gab, machte die Sache nicht eben leichter. Die Mordwaffe war immer noch nicht aufgetaucht, und von Arvid Traneus fehlte jede Spur. Er hatte weder sein Handy noch seine Kreditkarte benutzt und war seit Montag auch bei keiner Fluggesellschaft oder Reederei registriert worden.
»Es ist merkwürdig«, sagte Gustav, »und verdammt ärgerlich, dass er uns entkommen
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