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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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der Besprechung … Wie geht es dir?«
    Lennart stellte sich ans Fenster, das nicht nach draußen, sondern zum Treppenhaus ging. Dann drehte er sich zu Göran um.
    »Ich glaube, es geht so nicht weiter.«
    Obwohl auf der Hand lag, worum es ging, überlegte Göran einen Augenblick, ob Lennart die Ermittlungen meinte.
    »Mit deinem Rücken?«
    »Ja. Es ist furchtbar.«
    »Lass dich krankschreiben. Was ist schon dabei?«
    »Es ist so wahnsinnig ungünstig im Moment.«
    »Ach was«, Göran stand auf, »mach dir darüber keine Gedanken. Es ist, wie es ist. Außerdem ist dieser Fall … eine reine Zeitfrage.«
    »Sieht so aus. Es ist einfach so unvorhersehbar. Manchmal ist lange Zeit gar nichts, und dann reicht eine einzige Fehlbelastung, und ich bin im Eimer. Was ist das für ein Polizist, der schon aus dem Rennen ist, wenn er das Telefonbuch falsch in die Hand nimmt?«
    »Ich dachte, du recherchierst nur im Netz?«, grinste Göran.
    »Mach dich nicht lustig.«
    Langsam und kontrolliert richtete er sich auf, und Göran hörte es förmlich zwischen den Wirbeln knirschen.
    »Du leistest hier enorm viel«, sagte Göran.
    Lennart machte eine abwehrende Handbewegung.

33
     
    Ricky schreckte aus dem Schlaf hoch und blickte an eine fremde Decke. Über ihm schwebte das erloschene rote Oval aus Glas, das den gestrigen Abend in einen warmen und ansprechenden Schein gebettet hatte. Nun wirkte der Raum umso wirklicher. Hinter den zugezogenen Gardinen schien die Sonne. Der schlafende Mann an seiner Seite duftete stark und fremd. Ricky verstand den Geruch nicht. Es war weder Parfüm noch Schweiß oder Sex, sondern einfach Fremdheit. Er wusste, dass ihn dieser Duft den ganzen Tag verfolgen würde.
    Im Gegensatz zu seiner eigenen hellen und glatten Haut war der Körper neben ihm von der Sonne gebräunt und stark behaart. Gestern hatte es ihn erregt, die Finger durch die raschelnde, raue Körperbehaarung gleiten zu lassen. Heute kam es ihm nur noch animalisch vor, und zwar im schlechtesten Sinne.
    Er wachte nicht zum ersten Mal in diesem Bett auf, aber es endete jedes Mal gleich.
    Vorsichtig streckte er ein Bein über die Bettkante, stellte den Fuß auf den Boden und setzte sich auf. Er wusste aus Erfahrung, dass der Mann neben ihm nicht aufwachen oder es sich zumindest nicht anmerken lassen würde, dass er wach war.
    Ricky suchte seine Kleidungsstücke zusammen und zog sich im Wohnzimmer an. Sein Körper fühlte sich leicht und schwer zugleich an, und seine Haut schmerzte beinahe, als er die grobe Jeans überstreifte. In seinem Kopf stach und wummerte es, als wäre er betäubt worden, und sein Mund war wie zugeklebt. Vorsichtig füllte er in der Küche ein Glas mit Leitungswasser, damit kein Strahl in die Spüle plätscherte, und führte es an die trockenen Lippen. Er trank zuerst langsam, dann immer gieriger.
    Schließlich stand er draußen auf der Straße, die nackten Füße in den ledernen Schuhen. Das Tageslicht durchbohrte ihn wie ein glühendes Messer. Erst jetzt merkte er, dass es noch früher Morgen war. Früher Vormittag, hätten manche vielleicht dazu gesagt. Er ging ans Meer hinunter. Als er die schützende Gasse verließ, blies der Wind ihm kalt entgegen, aber die Sonne wärmte seinen Nacken. Weit draußen in der Fahrrinne leuchteten die großen Containerschiffe.
    Er fröstelte an den Füßen, beugte sich hinunter und band sich die Schuhe zu. Alles war wie gestern. Zurück in der Wirklichkeit. Am Abend zuvor hatte er ein paar Stunden abgeschaltet und war vollständig im Jetzt und in seinem Körper aufgegangen. Wunderbare Pläne hatte er geschmiedet, die mit der Zukunft nichts zu tun hatten. Nur wenn die Zeit stehen blieb, schimmerten die Gedanken an das Morgen so schön. Nun fühlte er sich mies, fröstelnd und real. Und total widerlich.
    Er trat gegen einen Stein, der leise und unmerklich unter der gekräuselten Wasseroberfläche verschwand. Er musste überlegen, wo er das Auto abgestellt hatte. Am Söderport, fiel ihm schließlich ein. Warum dort? Am völlig falschen Ende der Stadt. Seufzend ging er die Strandpromenade entlang und bog bei der Kongresshalle ab. Rechts der leere und langsam verbleichende Almedalen-Park und links die hohe Glasfassade der Bibliothek. Er schielte zu einer Traube von Studenten hinüber und schnappte einige Worte in einer fremden Sprache auf. Polnisch? Russisch?
    Ich bin immer noch jung, dachte er. Es war nicht zu spät. Er war immer noch jung.
    Tiefe Wolken hingen über Lilla und Stora

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