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Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Gotland: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Gotland: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Östlundh
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zerstückelt.
    Als er den brennenden Schmerz im kleinen Finger der linken Hand spürte, ließ er beinahe die Pistole fallen. Doch was dann nach einigen Sekunden verdutzter Stille folgte, fühlte sich an, als habe jemand einen Speer durch seine Hand in den Unterarm gebohrt. Christer Eriksson schrie aus Leibeskräften.
    Er hatte das Gefühl, er wäre einige Sekunden weggetreten gewesen. Er sah auf seine linke Hand hinunter. Aus dem abgerissenen kleinen Finger schoss Blut. Der brennende, reißende und krampfende Schmerz war höllisch, aber nicht mehr unerträglich. Er kontrollierte Ringvalls Handschellen. Sie saßen korrekt, aber zehn Zentimeter über den gefesselten Händen war ein Loch in der grauen Kapuzenjacke. Vorsichtig drehte er Ringvall mit der schmerzenden und pochenden linken Hand um. Auf der rechten Seite von Ringvalls Brustkorb wuchs ein Blutfleck.
    Im Vorbeigehen klopfte Ove an Görans offene Tür.
    »Sie haben ihn in Stockholm gefasst.«
    Göran blickte vom Schreibtisch auf und riss sich die Lesebrille von der Nase.
    »Gut. Wo denn?«
    »Irgendwo in Huddinge. Ein Kollege hat ihn vom Fahndungsfoto wiedererkannt. Vermutlich war Ringvall auf dem Weg zu einem Bekannten.« Ove kam einige Schritte in den Raum.
    »Ist er schon verhört worden?«, fragte Göran.
    »Nein, das ist ja das Problem.« Ove verschränkte die Arme. »Während der Festnahme kam es zu einer Schießerei, bei der sowohl der Kollege als auch Ringvall verletzt wurden.«
    »Schwer?« Göran versuchte die Botschaft hinter Oves Gesichtsausdruck zu deuten.
    »Der Kollege ist glimpflich davongekommen, er wurde an der Hand verletzt, aber Ringvall hat einen Lungendurchschuss.«
    Göran machte ein betrübtes Gesicht.
    »Wie ist das passiert? Das hört sich ja nach einem Duell an.«
    »Die Erklärung war ein wenig schwammig, aber es handelte sich offenbar um einen fahrlässigen Schuss. Ich glaube, der Kollege hat sich ungeschickt angestellt, als er Ringvall die Handschellen anlegen wollte, und dabei hat sich ein Schuss gelöst. Wie auch immer, es bedeutet, dass er frühestens in achtundvierzig Stunden verhört werden kann.«
    »Scheiße.«
    Göran stand auf, zog seine Hose einige Zentimeter nach oben und wendete Ove den Rücken zu.
    »Verflucht noch mal.« Er sah aus dem Fenster.
    »Ein längeres Verhör steht er frühestens in einer Woche durch.«
    Göran drehte sich wieder zu Ove um, legte die eine Hand auf die Rückenlehne seines Stuhls und stemmte die andere in die Seite.
    »Wie blöd muss man eigentlich sein? So nah dran und dann …«
    »Jetzt haben wir ihn wenigstens.«
    »Ja, jetzt haben wir ihn.«
    Göran zog müde die Augenbrauen hoch. »Ich denke, wir schicken jemanden von uns nach Stockholm, um Ringvall zu verhören. Das muss vorbereitet werden. Vielleicht finden wir einen Zeugen, der ihn in Levide gesehen hat. Was ist mit den Busfahrern, die die Strecke fahren? Möglicherweise haben die Techniker etwas Neues. Warten wir immer noch auf die DNA-Analysen und die Rechtsmedizin?«
    Ove nickte.
    »Was ist mit dem Sohn, Rickard Traneus? Seit drei Tagen hat ihn keine Menschenseele gesehen. Das hat doch etwas zu bedeuten, und wir müssen herausfinden, was. Entweder ist er irgendwie in die Sache verwickelt, oder er weiß irgendetwas, dass er nicht preisgeben will, oder …«, Göran machte eine kleine Pause, »ihm ist etwas passiert.«

50
     
    Risse in der Wolkendecke ließen immer wieder Sonnenstrahlen auf die flache Insel und das Meer ringsherum fallen. Sonne, Wolken oder Regen, ihm war das egal, er war dankbar für jede Art von Tageslicht.
    Gegen Morgen hatte er ein paar Stunden geschlafen und war aufgewacht, als das erste Morgengrauen durch das runde Fenster drang. Sein Körper schmerzte vom Alkohol und dem harten Boden. Die Zunge fühlte sich an wie ein Stück Pappe.
    Im Tageslicht hatte er den Rucksack, den Kocher und den Fünf-Liter-Kanister mit Wasser betrachtet. Das Ganze erinnerte an ein Pfadfinderlager. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht?
    Er hatte den flachen moosbewachsenen Stein weggeräumt, mit dem er gestern Abend die kaputte Tür von innen blockiert hatte, und war nach draußen gegangen.
    Nun stand er auf dem höchsten Punkt der Insel, im Windschatten zwischen dem seit Langem stillgelegten alten Leuchtturm und der Ruine. Genau hier fiel die sonst flache Insel steil ins Meer ab.
    Was hatte er sich eigentlich gedacht, als er hastig seine Sachen gepackt und sich auf den Weg zur Insel gemacht hatte? Glaubte er etwa, er wäre

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