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Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Schätzchen!«
    »Offensichtlich. Was hast du dieses Jahr für uns?«
    »Ich werde ›Anything Goes‹ singen.«
    »Ah ja, richtig. Bitte.«
    Es lässt sich unmöglich in Worte fassen, wie peinlich Jesus berührt ist, als er zusieht, wie der Junge in seinem Smoking vor und zurück stolziert, während er voller Selbstüberschätzung Cole Porters Song abschlachtet. Nach exakt fünfzig Sekunden, als er offensichtlich gerade zu einer Stepptanzfigur ansetzt, blickt Jansen auf und ruft: »Danke, Alfonso! 4411, bitte!«
    Der Junge verbeugt sich und nölt: »Es heißt Lord Alfonso.« Dann vollführt er eine halbe Drehung und verlässt den Raum. »Scheiß Lesbe«, brummelt er schnaufend, als er an Jesus vorbeigeht.

    Clare tritt vor und beginnt eine nervenaufreibende A-cappella-Darbietung von Madonnas »Lucky Star« zu einer Choreografie, die aussieht, als würde eine Fünfjährige verzweifelt versuchen, nicht in die Hose zu machen.
    Ein paar Sekunden davon reichen aus, und Jesus denkt: Ach du heilige Scheiße.
    Wenn man durch die Straßen von New York geht, begegnet man auf Schritt und Tritt Menschen, bei deren Anblick einen die Ahnung beschleicht, dass sie ihren Wahnsinn nur mühsam unter Kontrolle halten: all die Schwätzer und Großmäuler, die Kellner, die Taxifahrer und die Straßenkünstler — eine Million Tonnen geplatzter Träume und Ambitionen, die in den heißen Straßen zischen und schimmern. Aber hier, hier wurde dieser brodelnde Irrsinn derart komprimiert, dass man zwangsläufig zu der Überzeugung kam, diese geballte Power müsse ausreichen, die ganze Stadt, ja, das gesamte Land mit Energie zu versorgen.
    »Danke, Clare«, sagt Jansen schon bald und hebt die Hand. »4112, bitte.«
    Der Zappelphilipp im Spandexanzug tritt vor und vollführt eine tiefe Verbeugung. »Hi, ähm, Moonchild?«, Jansen blickt auf ihr Klemmbrett. »Und was ...«
    Noch bevor sie den Satz beenden kann, dreht Moonchild sich herum und beugt sich vor. Er packt seine Arschbacken, reißt sie auseinander, und dann hört man das Knistern eines Klettverschlusses, als sich eine Naht in seinem Schritt öffnet. Er blickt auf, jetzt Angesicht zu Angesicht mit Jesus und den anderen Kandidaten, und während er den Produzenten grunzend den Hintern entgegenstreckt, färbt sich sein Gesicht puterrot. Nach einem winzigen Augenblick der Stille spritzt ein Strahl dünnflüssiger Scheiße aus seinem Arsch und klatscht vor dem Tisch auf den Boden.
    »Oh mein Gott!«, kreischt Jansen und taumelt zurück, während die Sicherheitsleute in Aktion treten und Moonchild an den Armen aus dem Raum schleifen. Kichernd brabbelt
er dabei immer wieder: »Ich hab’s euch gezeigt ... ich hab euch gezeigt, was ich draufhabe.«
    »Siehst du, was ich meine?«, flüstert Clare zu Jesus.
    Es dauert eine Weile, bis es weitergehen kann. Während mit Schrubbern, Eimern und Desinfektionsmittel ausgerüstete Helfer herbeieilen, wechselt das Team den Raum. Vom Korridor, auf dem sie warten, kann Jesus das gedämpfte Heulen und Grölen aus den anderen Castingräumen hören, wo die Jurys gerade »My Heart Will Go On« und »Don’t Wanna Miss A Thing« durchstehen müssen: Weil der Boss darauf steht, sind Balladen in der Show äußerst populär. Und wie diese Trümmer und Fetzen uramerikanischer Popmelodramen beweisen, ist das den Kandidaten nur allzu bewusst.
    Nun wieder in einem sauberen, exkrementfreien Raum, mustert Samantha Jansen die Liste auf ihrem Klemmbrett mit einem tiefen Seufzen. »Wo waren wir doch gleich, ach ja, 4113, Jesus Christus«, liest sie vor, und ihr Seufzen nimmt einen erschöpften Ton an. »Noch so ein Irrer«, sagt sie zu Roger, »den bringen wir noch hinter uns, und dann machen wir Schluss für heute.« Sie gibt den Sicherheitsleuten ein Zeichen, und diese führen JC herein. »Also gut«, sagt Jansen, »äh, Jesus?«
    »Ja, ähm, hi.«
    »Dann leg mal los.« Attraktiv, denkt sie. Ziemlich runtergerockt, aber attraktiv .
    JC blinzelt in das grelle Scheinwerferlicht, während er die Gibson von seinem Rücken nimmt und den Pignose an seinem Gürtel einschaltet. Einen kurzen Moment lang fiept ein Feedback auf, als der Korpus der Gitarre dem winzigen Verstärker zu nahe kommt.
    »’tschuldigung. Also gut, äh. Okay ...«, er denkt eine Sekunde nach. Jansen blickt auf ihre Uhr.
    »Äh, okay, okay.« Er hebt einen Finger, nickt wie zur Selbstbestätigung, holt tief Luft und lässt die Linke dann kaskadenartig den Hals hinauf-und die Tonleiter hinabflitzen, um

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