Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming
und spiel die Nummer wie ...«
»Dauernd sagt er mir, ich soll meine Gitarre leiser drehen. Dieser Barry.«
»Hör mal, Mum und Dad in ...«
»AAHHHH! Wenn ich noch einmal was von Mum und Dad in Oklahoma höre, Herb!«
Herb seufzte und lehnte sich an die Wand. Dieser verfluchte Dickschädel. Erst die zweite Woche, und er hatte schon mehr Ärger mit ihm gehabt als mit sämtlichen Kandidaten in den ganzen zwei Staffeln vorher. Aber der Junge hatte was ... ja, man konnte wohl sagen, dass Herb den kleinen Scheißkerl mochte. Die Tür ging auf, und ein junges Ding mit Kopfhörer und Klemmbrett erschien. »Herb, ihr zwei werdet da draußen gebraucht. Sofort.«
»Ja, ja«, rief er dem Mädchen hinterher. Als die Tür wieder ins Schloss gefallen war, drehte er sich zu JC. »Pass auf. Ich rede mit Barry und sorge dafür, dass das Arrangement etwas
abgespeckt wird, okay? Aber du wirst auf keinen Fall deine Band hier raufholen. Und pass auf mit der Lautstärke, ja? Finger weg vom Overdrive-Pedal. Wir sind hier nicht im CBGB’s.«
»Danke, Herb.«
»Schon gut.«
Dass Stelfox seinen Vorschlag für JCs Einstiegsnummer so bereitwillig angenommen hatte, war für Herb immer noch eine große Überraschung. Denn in Wahrheit war es genau die Art von Musik, die Steven zutiefst hasste. Aber Stelfox - ein großer Kenner demografischer Aufschlüsselungen, Meinungsumfragen und Nielsen-Ratings — hatte seine Gründe ... und eine Ahnung. Wenn er sich täuschte, nun, dann würde er den nervigen kleinen Indie-Arsch postwendend vor die Tür setzen.
»BITTE!« Die Stimme des Anheizers dröhnt aus den Studiolautsprechern. »EINEN RIESENAPPLAUS für Ihren Gastgeber KEVIN LEARY ! «
»Oh Mann«, flüstert Morgan oben auf der Tribüne Kris ins Ohr, »das ist vielleicht ’ne gekünstelte Showbiz-Scheiße.«
Licht explodiert in den Saal hinein, als Leary unter tosendem Applaus die Neontreppe hinuntertänzelt. »Danke, danke«, sagt er, als der Jubel nachlässt. »Tja, da sind wir wieder! Zwölf hoffnungsvolle Kandidaten, und Sie, das Publikum, bestimmen in den kommenden zehn Wochen, wer geht und wer bleibt. Aber selbstverständlich werden Sie dabei fachkundigen Beistand von unserer Jury bekommen. Möchten Sie diese Jury kennenlernen?« Jubel und Freudenschreie. »Wollen wir sie rausholen? Ladies and Gentlemen, Miss Darcy DeAngelo!«
DeAngelo tritt aus den Kulissen, im goldenen Kleid, mit wehendem Haar, etwas mollig. Ihre makellosen Zähne erstrahlen im Licht irrwitziger Wattzahlen. »Darcy, wie geht es dir?«
»Nun, Kevin ...«
»Verdammt«, flüstert Morgan. »Wie lange geht der Scheiß denn noch?«
»Schscht«, zischt Becky
Darcy plappert eine Weile sinnentleertes Zeug. Dann kommt Stutz heraus, der ebenfalls ein paar Belanglosigkeiten von sich gibt. Und dann sagt Leary: »... und der Mann, vor dem die Welt erzittert, der meistgefürchtete Engländer der westlichen Hemisphäre, ätzender als ein Säurebad: Mr. Steven Stelfox! «
Das Publikum rastet aus, als Stelfox - schwarzer Anzug und schwarzes Hemd mit offenem Kragen - gemessenen Schrittes die Bühne betritt, fast schüchtern nickt und ganz allgemein sehr überzeugend ein mitfühlendes, menschliches Wesen imitiert. »Steven«, sagt Leary und hält ihm in der Mitte der Bühne das Mikro hin, als der Applaus langsam verebbt. »Freust du dich auf diese Staffel?«
»Sehr, Kevin.«
Stelfox freut sich auf die bevorstehende Staffel sicher mehr als Leary, dessen Versuch einer Honorarnachverhandlung von Stelfox erst vor wenigen Tagen mit folgenden Worten abgewürgt worden war: »Hör zu, du kleiner Wichser. Wir zahlen dir keinen beschissenen Cent mehr, und wenn dir das nicht passt, kannst du dich ja verpissen und wieder Comedy oder irgendeine beknackte Frühstücksshow moderieren, bei Radio Arkansas oder wo immer du herkommst.«
Aber Leary ist ein Profi - er bringt es fertig, Stelfox mit scheinbar ungeschöntem Respekt und aufrichtiger Zuneigung anzusehen, als dieser sagt: »Es wird großartige Auftritte geben und weniger großartige. Einige werden bestimmt auch einfach grauenvoll! Wir haben auch ein paar Überraschungen in petto, wie Sie - glaube ich - an der ersten Nummer des heutigen Abends erkennen werden. Und am Ende des Tages werden - wie immer - Sie, das Publikum, entscheiden. « Er schafft es, »das Publikum« auszusprechen, als seien dies die kostbarsten Worte, die er kennt.
»Danke, Steven! Der große Mann persönlich!«
Stelfox geht zu seinem Platz am langen, mit
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