Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming

Titel: Gott bewahre - Niven, J: Gott bewahre - The Second Coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
Indie-Kids«, sagt Stelfox grinsend. »Die ganzen schwanzlosen, ach so coolen Tofufresser, die lieber einen Schäferhund ficken würden, als sich diese Show reinzuziehen. Tja, nun tun sie es. Und warum auch nicht? Schließlich ist jetzt einer von ihnen mit dabei ...«

6
    I N SHOW NUMMER FÜNF, DER SHOW, IN DER SÄMTLICHE Kandidaten einen Beatles-Song ihrer Wahl interpretieren müssen, läuft alles aus dem Ruder.
    Nach einem langen, hitzigen Streit darüber, wieso er nicht »Helter Skelter« performen kann, hatte Jesus sich mit Herb auf »Come Together« geeinigt.
    Aber Darcy und Stelfox finden seine Version nicht überzeugend. Der andere Auftritt, der an diesem Abend als äußerst schwach beurteilt wird, ist Ryan Cranes ultrasüßliche Version von »With A Little Help From My Friends«, die selbst für Stelfox’ Geschmack zu farblos und gekünstelt ausfällt. Stelfox hatte den Juroren bereits beim Probedurchlauf unterbreitet, dass sich Jesus und Ryan heute dem Zuschauervoting stellen müssten. Angesichts der Nielsen-Daten war er davon überzeugt, dass Crane derjenige sein würde, der gehen musste.
    Jetzt stehen Crane und Jesus vor der Jury wie zwei Verbrecher auf der Anklagebank, und zwischen Stelfox, Darcy und Stutz fliegen die üblichen Floskeln wie »Präsenz«, »Starqualitäten«, »Originalität« und »Gesamtpaket« hin und her. »Nun, ich finde, ihr beide seid fantastische Performer, aber vor allem möchte ich wissen«, sagt Darcy und blickt zu den beiden Kandidaten auf, »was ihr euch hiervon versprecht. Wie sehr wollt ihr es? Würdet ihr alles dafür tun?«

    »Äh, was denn so?«, sagt Jesus.
    »Darcy«, fällt Crane ihm ins Wort. »Ich gebe da oben jedes Mal hundertzehn Prozent.« Theatralisch deutet er hinter sich, auf diesen geheiligten Ort: die Bühne. »Ich glaube daran, dass unser Weg von Gott vorbestimmt ist und ...«
    »Nun«, sagt Stelfox, »ich schätze mal, du wirst gleich feststellen, dass Jesus hier derselben Ansicht ist ...« Im Publikum wird gekichert.
    »Oh nein. Ganz und gar nicht«, wirft Jesus ein. »Ehrlich gesagt, kann Gott derartigem Schwachsinn rein gar nichts abgewinnen. «
    »Verzeihung?«, fragt Crane entgeistert und wendet sich Jesus zum ersten Mal zu.
    Oh, bitte, nicht das jetzt, denkt Becky oben auf der Tribüne. Nicht jetzt. Live im Fernsehen.
    »Diese ganze Schicksalsnummer, der Blödsinn mit der Hand Gottes, die einen lenkt - totaler Quatsch. Da berufen sich alle drauf, von Serienmördern bis hin zu Tyrannen und Diktatoren. Gott hat euch den freien Willen gegeben, damit ihr, also ... damit ihr macht, was ihr wollt.«
    »Ach, wir können also machen, was wir wollen?«, sagt Crane.
    »Na ja, bis zu einem gewissen Punkt. Ich meine, ihr müsst dabei die eine entscheidende Regel beachten.«
    »Und welche wäre das?«
    »Einfach nur ... seid lieb.«
    »Weißt du«, sagt Crane mit zusammengebissenen Zähnen, als er sich ganz zu Jesus umdreht, »als Katholik finde ich die Tatsache, dass du den Künstlernamen Jesus verwendest ...«
    »Du bist also Katholik, ja?«, unterbricht ihn Jesus, der einzige Mensch im Studio, dessen Puls in diesem Moment total normal ist. »Was ist denn mit deinem Papst? Du weißt, dass er sich weigert, eine UN-Deklaration zu unterzeichnen, in der die Rechte Homosexueller und Behinderter anerkannt werden? Außerdem leugnet der Typ praktisch den Holocaust. Er ...«

    Panik im Regieraum. Harry, der Regisseur, schreit ins Mikro seines Headsets: »Unternehmt was! Himmelherrgottnochmal! «
    Die Zuschauer im Studio stöhnen auf, als Stelfox versucht, die Kontrolle zurückzugewinnen. »Okay, Leute, es reicht. Ich glaube ...«
    »Der ... der Heilige Vater ...«, versucht Crane zu sagen, während Jesus immer weiter mit hieb-und stichfesten Argumenten auf den Papst einhackt.
    »... bestraft bekannte Pädophile in der katholischen Kirche, indem er ihnen eine >Phase der Reue< auferlegt. Ich meine, er hat sie nicht gefeuert oder so was. In der Hälfte der Fälle werden sie in andere Gemeinden versetzt, wo sie einfach weitermachen können! Aber das ist ja auch derselbe Papst, der tatsächlich die Stirn hatte, nach Afrika zu gehen, um denen dort allen Ernstes zu verklickern, dass das Benutzen von Kondomen die Verbreitung von AIDS fördert ...«
    »Wie kannst du es wagen ...« Crane läuft puterrot an.
    In ganz Amerika greifen die Menschen aufgebracht zum Hörer, verleihen ihrem Zorn fernmündlichen Ausdruck, die Schalttafel in der ABN-Telefonzentrale leuchtet wie am 4.

Weitere Kostenlose Bücher