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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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noch nicht einmal über das Thema gesprochen, bis ich erwähnte, dass Phil und ich darüber nachdächten.«
    »Ich hänge es nicht an die große Glocke, aber ich bin eine riesige Theophile.«
    »Ich hab gehört, dagegen gibt es inzwischen Pillen.«
    »Du bist zum Schießen.« Janet mimte ein Lachen. »Also, kann ich ihn kennenlernen?«
    »Willst du das wirklich?«
    »Klar!«
    »Wenn du so auf Götter stehst, warum hast du dann keinen eigenen?«
    »Ich habe vor Jahren beschlossen, dass ich Fan bin, aber keine Anhängerin«, sagte Janet. »Also, kann ich ihn kennenlernen?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Ach, komm schon! Du kannst ihm doch sagen, ich sei eine potenzielle Konvertitin. Damit sammelst du Jünger-Punkte. Und ich bekomme eine Unterschrift für mein Autogrammbuch.«
    »Du hast ein Autogrammbuch?«, fragte Teri.
    »Ich habe zwei. Und ein Fotoalbum. Und ich habe keinen neuen Eintrag, seit ich Tekkeitsertok gesehen habe.«
    »Tekkeitser …«
    »Der Inuit-Gott der Jagd, Herr des Karibus. Habe ihn auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung getroffen. Ein wirklich netter Gott. Also, was sagst du? Du kannst mich doch nicht hängen lassen! Ich hab noch nie einen Waschbärgott kennengelernt. Das wird lustig, und je mehr wir sind, desto weniger peinlich wird euer erster Abend mit ihm. Lass mich deine Begleiterin sein!«
    Es war offensichtlich, dass Janet nicht nachgeben würde. Sie würde Teri weiter in den Ohren liegen, bis sie zustimmte. Dann konnte sie es auch gleich hinter sich bringen. Und es war sicher gut, jemanden dort zu haben, der sich wirklich freute, einen Gott kennenzulernen.
    »Du kannst kommen«, sagte sie. »Aber zieh nichts zu Nuttiges an. Es muss nicht sein, dass mein neuer Gott glaubt, ich würde mit liederlichen Leuten herumhängen.«
    »Wie du meinst, aber glaub mir, es gibt nichts zu Nuttiges, wenn man sich für Götter anzieht. Ich hatte ein zehnminütiges Gespräch mit Moritasgus, und er hat mir nicht ein einziges Mal in die Augen geschaut.«
    »Morita …«
    »Keltischer Sonnengott.«
    »Wie Apollo?«, fragte Teri.
    »Es gibt viele Überlappungen bei den Göttern«, sagte Janet. »Nur zur Info: Das ist für einige von ihnen ein ziemlich wunder Punkt, also wäre es im Allgemeinen am klügsten, das Thema nicht anzusprechen.«
    »Du bist ein Groupie«, sagte Teri.
    »Süße, du hast ja keine Ahnung.« Janet senkte die Stimme zu einem schuldbewussten Flüstern. »Ich habe dir noch nichts von den Sammelalben erzählt.«

SIEBEN
    Die Zivilisation hatte den göttlichen Mächten die Schärfe genommen, sie an der Seite ihrer sterblichen Anhänger reguliert und gezähmt. Die Himmel konnten einen neuen Schub bieten, aber sie schufen keine Großreiche mehr oder radierten Kontinente aus. Die guten alten Zeiten des Plünderns und Brandschatzens von Dörfern und des Opferns von Seelen für die Götter – diese Zeiten waren vorbei. Roger Worthington hatte den Verdacht, er wäre auch mies im Plündern und als Brandschatzer bestenfalls mittelmäßig begabt gewesen, deshalb machte es ihm nichts aus. Aber er wusste auch, dass er – abgesehen davon, dass er halbwegs gut aussah (mit Betonung auf halbwegs) – in keiner Weise außergewöhnlich war. Und wenn er weiterkommen wollte, musste er Blut, Schweiß und Opfergaben darbringen.
    Wenn es nicht sein eigenes war – umso besser.
    Es gab da draußen immer noch echte Götter, ungezähmte Mächte, die sowohl die sterblichen als auch die unsterblichen Behörden am liebsten vergessen hätten. Sie wurden in den Untergrund gedrängt, von geheimen Kulten in den dunklen Ecken verborgener Tempel angebetet. Ihr Einfluss hatte an Kraft verloren, aber sie wussten immer noch, wie man sich durchsetzte. Und es war ihnen gleichgültig, woher ihr Blut kam.
    Worthingtons erster Kult war eine komplette Zeitverschwendung gewesen. Sie folgten einer obskuren Göttin der Weisheit, die versprach, ihren Geist zu öffnen. Am Ende war das nur ein Vorwand gewesen, sich vollzudröhnen und über die Geheimnisse zu reden, die sich enthüllten, wenn man Beatles-Platten rückwärts abspielte. Ein harmloser Spaß, aber Worthington war nicht zum Spaß dabei. Ihm ging es um Macht.
    Der nächste Gott war vielversprechender. Sie trafen sich nach Geschäftsschluss im Lagerraum eines Pfannkuchenhauses. Es war zwar kein besonders toller Tempel, aber es genügte. Dort huldigten sie einem verbannten Vulkangott, der versprach, die Erde zu spalten, die Zivilisation zu verschlingen und seine Anhänger an die

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