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Gott im Unglück

Gott im Unglück

Titel: Gott im Unglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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nicht besser.
    Er nahm einen Bissen von dem Vogel, der nicht entbeint war, was durch das Knacken von Knochen und sein Kauen mit offenem Mund erkennbar wurde. Fleischstücke fielen ihm aus dem Mund.
    »Willkommen in meinem Tempel.« Er wischte sich die Hand am Jackett ab und hinterließ einen Fettfleck. »Ist lange her, seit wir Besucher hatten. Stimmt’s nicht, Roger?«
    Er sah sich um.
    »Ich scheine meinen Ersten Jünger verlegt zu haben. Ach, was soll’s, er taucht sicher wieder auf. Bis dahin führe ich euch herum.«
    Als Quick und Syph über die Schwelle traten, traf sie eine Welle der Übelkeit. Dies war Gorgoz’ Tempel. Es war eine Weile her, seit einer von ihnen so einem reinen bösartigen Willen begegnet war.
    Quick wurde an seine jüngeren Jahre erinnert, als die menschliche Zivilisation aus winzigen Stämmen bestanden hatte, die sich in Höhlen versteckten und Blutopfer und Essensreste darbrachten, um die unbekannten Mächte zu besänftigen. Quick war ein Teil davon gewesen. So wurde das damals gehandhabt. Im Rückblick fühlte es sich einfach unreif und grausam an, eine kindische Phase, aus der er inzwischen herausgewachsen war.
    Nicht jeder Gott hatte es genauso gemacht. Es gab diejenigen, die sich immer noch nach den guten alten Zeiten zurücksehnten, nach dem namenlosen Schrecken und der Hingabe verängstigter Menschlicher. Er war nicht überrascht, als er feststellte, dass Gorgoz dazugehörte.
    Gorgoz führte sie Flure entlang und zeigte auf Zimmer. Um genau zu sein, deutete er auf geschlossene Türen und die Zimmer, die vielleicht dahinter lagen. »Ich glaube, das ist das Arbeitszimmer. Und ich glaube, dies hier ist die Bowlingbahn. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, dass wir eine Bowlingbahn haben.«
    Er nahm noch einen Bissen Truthahn. »Syph, du siehst übrigens bezaubernd aus. Was für eine angenehme Überraschung, dich wiederzusehen.« Gorgoz deutete wieder auf eine Tür. »Da ist Phil drin. In einem Stück. Im Moment noch. Wenn ihr mich entschuldigen wollt, ich muss meinen Ersten Jünger finden. Er muss hier irgendwo sein.«
    Quick und Syph fanden Phil in dem Zimmer auf- und abgehend. Quick stellte die beiden einander kurz vor.
    »Wo ist Lucky?«, fragte Phil.
    »Nicht hier«, sagte Quick.
    »Aber er soll mich retten.«
    Syph lachte.
    »Er kommt nicht, oder?«, sagte Phil.
    »Nein«, gab Quick zu.
    »Dieser Mist…« Akzeptanz bezwang seine Wut. »Ich weiß nicht, warum ich überrascht bin. Er hat uns von Anfang an belogen, um seinen eigenen Hintern zu retten.«
    »Du hast ihm abgeschworen«, sagte Syph.
    »Nur weil er mir keine andere Wahl gelassen hat.«
    Syph lachte wieder.
    »Du findest das lustig?«, fragte er.
    »Nicht besonders«, antwortete sie.
    »Ja, ja«, unterbrach Quick. »Wir haben alle unsere Probleme. Aber im Moment haben wir nicht viel Zeit, um uns einen Plan auszudenken. Wie wäre es also, wenn wir unser emotionales Gepäck beiseitelegen und versuchen, einen Ausweg aus dieser Lage zu finden?
    Wenn ich es richtig sehe, bist du nur ein unbedeutender Sterblicher. Gorgoz beachtet dich lediglich wegen seiner Vendetta mit Lucky. Also ist so ungefähr die einzige Chance, die du hast, dass Lucky dich im Stich lässt.«
    »War das nicht rücksichtsvoll von ihm?« Phil seufzte. »Glaubst du wirklich, wir können ihn überreden, mich gehen zu lassen?«
    »Es sind schon seltsamere Dinge passiert«, erwiderte Quick.
    »Aber ich würde mich nicht darauf verlassen«, fügte Syph hinzu.
    Die Tür schwang auf, und Gorgoz und Worthington traten ein.
    »Roger, das sind Quetzalcoatl und Syph. Nur zwei verbrauchte Götter, die nicht wissen, wann Schluss ist. Das ist Roger, mein Erster Jünger. Sag Hallo, Roger.«
    »Hallo.«
    Gorgoz drückte Worthington den halb aufgegessenen Truthahn in die Arme. »Halt das mal kurz.«
    »Ja, Herr.« Worthington unterdrückte seinen Ärger über die Fettflecken, die sich auf seinem Fünfhundert-Dollar-Hemd bildeten.
    Gorgoz wischte sich die Hand an der Jogginghose ab. Er legte Phil einen Arm um den Hals und drückte ein bisschen zu fest zu. Phil keuchte, als ihm Gorgoz mit scharfen Fingerknöcheln so heftig über den Scheitel rubbelte, dass es ein bisschen blutete. »Phil und ich amüsieren uns hier wunderbar.«
    Gerade als Phil anfing, blau anzulaufen, ließ Gorgoz ihn los.
    Gorgoz sagte: »Sieh an, sieh an. Ich muss mich wundern, was so besonders sein soll an unserem Freund Phil hier? Als Lucky ihn so leicht aufgegeben hat, dachte ich schon beinahe, ich

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