Gott oder Zufall?
pro Sekunde. Mit anderen Worten: Eine Veränderung der Energie ∆
E
kann für eine Zeit ∆
t
»verborgen« sein, vorausgesetzt, ∆
E
liegt in der Größenrodnung von
h
/4\ω∆
t.
Um auf die Funktion der Synapsen nur eine minimale Wirkung auszuüben, müsste ∆
t
mindestens 10 Millisekunden, wahrscheinlich mehr betragen. Ersetzt man diesen Wert, ergibt sich ein ∆
E
in der Größenordnung von 5,2 × 10 –30 Joules. Dies ist ungefähr 200000-mal zu gering, um auch nur eine Van-der-Waals-Wechselwirkung aufzuheben, die schwächste aller chemischen Bindungen
(E
= 1 × 10 –24 ). Selbst wenn wir ∆
t
unrealistischerweise als die Zeit nehmen, in der ein einzelnes Ion einen Kanal durchquert (ungefähr 10 Nanosekunden), ist ∆
E
immer noch 200-mal zu klein. Es sei darauf hingewiesen, dass neuere Verfechter des Quanten-Libertarianismus dieses Problem ausblenden, obwohl John C. Eccles’ Mitarbeiter, der Physiker Friedrich Beck, errechnete, dass nach ihrer Theorie die Hirnfunktion von Ereignissen mit einer Zeitkonstante von 10 –13 –10 –14 abhängen müsste. Dies ist ungefähr 10 9 -mal schneller als jeder bekannte für die Hirnfunktion relevante Ablauf – eine klares Problem.
Eine alternative, aber unbeliebte Möglichkeit bestünde darin, dass die Seele selbst Energie tragen könnte. Dann wäre sie natürlich eine physikalische Entität und keine nichtphysikalische Seele, wie Descartes sie vertrat. Verfechter einer physikalischen Seele versuchten, deren Masse gelegentlich dadurch zu bestimmen, dass sie einen Körper vor und nach dem Tod wogen. Ein echter Beleg für so eine Seele fehlt freilich.
Schlussfolgerung
Der Frage von Determismus oder freiem Willen ist unter Philosophen noch immer ein wichtiges Steitthema. Eines scheint sicher: Heisenbergs Unschärferelation kann die Forderung des Libertarianismus, wonach eine funktional bedeutende Unbestimmtheit im Gehirn angenommen werden müsse, nicht erfüllen.
Die Ursprünge des religiösen Glaubens
Praktisch jeder Kulturkreis ist religiös, unabhängig vom Grad seiner Technisierung, von seinem Bildungsstand oder seinem politischen System. Religionen variieren stark und beinhalten nicht immer den Glauben an einen oder mehrere Götter. Aber ihre wesentlichen Merkmale – Überzeugungen zum Ursprung, Wesen und Sinn des Universums, Verehrung von Göttern, Geistern oder Ahnen, eine Symbolik sowie bestimmte Überzeugungen und Lebenspraktiken – sind universell.
Mindestens seit der Zeit von William James Ende des 19. Jahrhunderts wurden zahlreiche Versuche unternommen, die Universalität der Religion in Begriffen der Evolution zu erklären. Da diese zuweilen propagandistisch dazu herhielten, Religion als reines evolutionäres Relikt darzustellen, stießen sie bei Gläubigen auf Argwohn. Erklären bedeutet freilich nicht wegerklären. Die Entwicklung von Religiosität wissenschaftlich zu erforschen beinhaltet nicht unbedingt eine Nichtsalserei.
Schlussfolgerung
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Menschheit und dem menschlichen Leben ist uferlos. Sie schöpft aus zahlreichen Forschungsgebieten, darunter der Evolutionsbiologie, der Paläoanthropologie, der Neurowissenschaft, der Psychologie und der künstlichen Intelligenz. Diese Übersicht gibt nur einen kurzen Einblick in den gegenwärtigen Forschungsstand. Auch wenn sich Meinungen im Licht neuer Erkenntnisse verändern können, dürften viele, wenn nicht alle Ansätze einer Überprüfung durch die Zeit und durch weitere Forschungen standhalten. Wissenschaftler, die zugleich Christen sind, sehen die Ergebnisse der heutigen Forschung eher als Ergänzung zu dem von der Bibel vermittelten Bild. Das Wort (die Bibel) und das Werk (die Natur) Gottes illustrieren verschiedene Dimensionen der Realität.
Die Entwicklung der Religion
Eine besonders spannende Debatte in der wissenschaftlichen Erforschung der Religion betrifft deren Entwicklung. Die Diskussion wurde von zwei grundlegenden Sichtweisen beherrscht: Religion als Nebenprodukt oder als Anpassung? Für Anhänger der
Nebenprodukt-These
boten religiöse Anschauungen und Verhaltensweise keinerlei Selektionsvorteil. Religiosität sei vielmehr ein Nebenprodukt kognitiver Vorgänge, die sich zu anderen Zwecken herausbildeten. Diese Forscher beziehen sich auf eine Fülle von Experimenten, die zeigen, dass übernatürliche Akteure im Gehirn die gleichen kognitiven Verarbeitungsmuster abrufen, mit denen Menschen ihren normalen sozialen Umgang
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