Gott oder Zufall?
philosophisch betrachtet in Gilbert Ryles Terminologie ein Kategorienfehler. Der Atheismus – die Leugnung Gottes – wird nicht durch das Verständnis der Mechanismen biologischer Anpassungen verursacht. Es ist schlüssig, sowohl an die Schöpfung als auch an die Evolution zu glauben, wie auch, die Schöpfung und den Urknall zu akzeptieren, ohne dem biblischen Text Gewalt anzutun.
»Der Lückenbüßergott« ⬅ ⬅ ⬅
Doch verschiedene Arten von Erklärungen sind nicht untereinander austauschbar. Sie antworten auf verschiedene Fragen. Offenbar konnte das Fehlen einer voll befriedigenden Erklärung der Chemie von Feuerwerken berechtigterweise nicht das ausfüllen, was noch fehlte, als gesagt wurde: »Das war Johns Beitrag!« Und doch hat es – weil es für viele Ohren einleuchtend klang, Gott das zuzuschreiben, was momentan wissenschaftlich nicht erklärt werden kann – zu einem schweren Erklärungsfehler geführt: dem angestaubten »Lückenbüßergott«.
Beweise im Christentum
Um die Wahrheit des christlichen Glaubens zu beurteilen, sind Beweise ebenso unerlässlich wie in der Wissenschaft, doch sind die Arten dieser Beweise sehr viel mannigfaltiger. Wie in der Wissenschaft appellieren sie ähnlich den
»rechtlichen Normen für Beweise, die zweifelsfrei durch das Übergewicht von Indizien begründet sind«.
Und ebenso wie vor Gericht ist derartiges Beweismaterial kumulativer Natur. Viele kleine Teile gültiger Beweisstücke, von denen ein einzelnes allein möglicherweise nicht überzeugt, können sich trotzdem zu einem vernünftigen und überzeugenden Fall des Glaubens und des konsequenten Handelns summieren. Doch ein einzelnes Teil muss zum Ganzen beitragen.
Auch wird es übrigens nicht genügen zuzugeben, dass von einer ganzen Reihe von Belegen jeder einzelne unbrauchbar sei, und dann zu fordern, dass sie dennoch in der Summe ein beeindruckendes Argument ergeben …
Wir müssen hier auf einer bisweilen heiklen Unterscheidung beharren: zwischen einerseits dem gültigen Prinzip der Häufung von Beweisen, bei der jedes Element zumindest ein gewisses eigenständiges Gewicht besitzt; und andererseits der Taktik des »leaky buckets«, des Modells des »löchrigen Eimers«, der durch jedes einzelne seiner Löcher Wasser verliert. Angewandt auf die Argumente, bedeutet dies, dass ein solcher Eimer das Wasser nicht halten kann.
Antony Flew, God and Philosophy (1974)
Sorgfalt ist erforderlich, um zu vermeiden, in die Bibel Wissenschaft hineinzulesen. Außerdem ist es nötig, zu erkennen, welche literarischen
Genres
in speziellen Passagen verwendet werden. Die Bibel enthält Allegorien, gehobene Prosa, Euphemismen, Chroniken, Witze, Briefe, Metaphern, Gleichnisse, Paradoxa, Personifikationen, Gedichte, Gebete, Prophezeiungen, Rätsel und Gesänge. Eine Verkennung des Genres kann dann so enden: »Wundervolle Dinge sehe ich in der Bibel; einige sind von dir, einige von mir« – Eisegese (eine Textauslegung, die etwas in den Text hineininterpretiert) statt Exegese .
[Es gibt Elemente in der Bibel] (die Geschichte von der Sintflut, über den Auszug aus Ägypten, das Leben Christi etc.), die so aussehen, als berichteten sie irgendwie Fakten, die wir durch wissenschaftliche Untersuchungen entdecken könnten (oder bereits entdeckt haben). Zu welchem Zweck sollten diese wissenschaftlichen Fakten dienen? Sollten wir sie so betrachten, als bestätigten sie die Inspiration der Heiligen Schrift oder einer gesteigerten Offenbarung – oder haben sie irgendeine ganz andere Funktion in Gottes Plan?
Offenbar könnte eine oberflächliche Bedeutung vieler Bibelstellen beispielsweise im Vergleich zu archäologischen Entdeckungen überprüft werden, und die Bedeutung weiterer Passagen könnte durch naturwissenschaftliche und historische Erkenntnisse bereichert werden. Doch ich meine, dass die Hauptfunktion wissenschaftlicher Untersuchungen auf solchen Gebieten weder darin besteht, das inspirierte Bild zu bestätigen, noch, ihm etwas hinzuzufügen, sondern uns zu helfen, unangemessene Methoden, es zu deuten, zu beseitigen.
Donald MacKay, The Open Mind (1988)
Es gibt innerhalb der Wissenschaft selbst offenkundige Widersprüche, die ebenso gewaltig und schwierig aufzulösen sind wie die, die zwischen Wissenschaft und Religion entstanden sind. Der Konflikt zwischen konkurrierenden Sichtweisen in der Wissenschaft ist weitverbreitet.
Malcolm Dixon, Science and Irreligion (1964)
Der Zentrale Strafgerichtshof in London.
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