Gott oder Zufall?
Daraus folgte aber nicht der Schluss, dass andere, weniger vernünftige Wesen die Gesetze eines großen rationalen Superwesens entschlüsseln oder neu formulieren könnten, wenn sie die Methoden der Beobachtung, des Experiments, der Hypothesen und des mathematischen Denkens anwenden würden.
Joseph Needham, weltweit anerkannte Autorität für die chinesische Wissenschaft, in The Grand Titration: Science and Society in East and the West (1969)
Gott: Immanenz und Transzendenz
Die Wissenschaft befasst sich mit den Beziehungen zwischen dem, was da ist und wie wir es interpretieren, wie es sich auf die Realität auswirkt und mit ihr interagiert. Was immanent ist, wird in Bezug auf unsere Welt in all ihren Beziehungen und mit unseren menschlichen Erfahrungen und unserem Wissen begriffen. In früheren Zeiten glaubte die Menschheit, es gebe überall Götter und Geister und diese müssten mit Respekt behandelt und sogar angebetet werden. Es gab darüber hinaus ein Bewusstsein einer gewissen Art von Realität jenseits unserer menschlichen Erfahrung, die diese übersteigt. Monotheistische Religionen erhoben den Anspruch, dass diese immanente Wirklichkeit von einer transzendenten Gottheit erschaffen und auf sie angewiesen sei, mit der alles angefangen habe und die alles im Dasein erhalte. Gott wurde zur Erklärung für das, was sich die Menschen nicht selbst erklären konnten. Als sich das menschliche Wissen weiterentwickelte und ausweitete, ließ die Erklärungskraft Gottes so sehr nach, bis sie schließlich obsolet wurde.
Der Deismus sprach beständig – auch wenn er sich wehrte, orthodox zu sein – von Gott, so wie wenn wir von einem abwesenden Hausbesitzer sprechen, der sich nicht um sein Eigentum kümmert, solange er seine Miete erhält. Doch man kann sich kaum etwas anderes vorstellen, was noch stärker der Sprache der Bibel und der Väter widerspricht … Für Christen sind die Fakten der Natur die Taten Gottes. Die Religion bezieht sich bei diesen Fakten auf Gott als deren Urheber, die Wissenschaft setzt sie untereinander in Beziehung als integrale Bestandteile einer sichtbaren Ordnung. Die Religion sagt uns nichts über deren Wechselbeziehungen, die Wissenschaft kann nichts über deren Verhältnis zu Gott aussagen. Doch die religiöse Sicht der Welt ist unendlich tiefer und reicher, wenn wir diese nicht nur als das Werk Gottes betrachten, sondern die Beziehungen der einzelnen Teile untereinander aufspüren können … Die Auflösung der mittelalterlichen Denkweise und des mittelalterlichen Lebens hatte einen Atomismus zur Folge, der sich für das Wissen ebenso wie für die Gesellschaft verhängnisvoll ausgewirkt hätte, wenn er in sich konsequenter gewesen wäre … Seine Wissenstheorie war ein kruder Empirismus, seine Theologie unverminderter Deismus. Gott wurde »in wunderbare Inaktivität in eine entfernte Ecke des Universums erhoben«, und »eine Maschine der Zweitursachen« hatte faktisch Seinen Platz eingenommen … Doch langsam, aber sicher wurde diese Welttheorie unterminiert … Die Wissenschaft hatte den Gott der Deisten immer weiter weggedrängt, und genau zu dem Zeitpunkt, da es schien, er sei ganz und gar verdrängt worden, tauchte der Darwinismus auf und tat im Gewande des Freundes die Arbeit des Feindes. Er übertrug der Philosophie und der Religion einen unschätzbaren Vorteil, indem er zeigte, dass wir uns zwischen zwei Alternativen entscheiden müssen: Entweder ist Gott überall in der Natur gegenwärtig, oder Er ist nirgends.
Aubrey Moore, »The Christian Doctrine of God« in Charles Gore (Hrsg.), Lux Mundi (1889)
Eine Folge davon war ein Aufstieg des Deismus. Die Deisten glaubten, dass Gott die Schöpfung in Gang gesetzt, doch dann die Maschine sich selbst überlassen hatte. Die Wissenschaft konnte alles Weitere erklären, wenn man ihr genügend Zeit gibt (siehe Kapitel
Physik und Geowissenschaften/ Anthropische Gleichgewichte, Intelligent Design und viele Universen
). Modernes religiöses und wissenschaftliches Denken bietet eine nuancenreichere Sicht auf die Beziehung zwischen dem Schöpfer, dem Gott als Bewahrer und der Welt. Es ist bestätigt durch die Menschwerdung und Auferstehung Christi, wo Gott selbst Teil der immanenten Welt wurde. Er wird diese Welt letztlich umformen und erlösen, so dass die Menschheit und die Welt so wirken und gedeihen, wie sie es sollen.
Die Menschheit nimmt Einfluss auf die Welt und trägt Verantwortung für die Anwendungen, für die wir unser
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