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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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überprüfbare Fakten über die natürliche Welt letztlich nicht im Widerspruch mit religiösen Wahrheiten sein können.

Wissenschaft und Religion im modernen Zeitalter
    Zur Zeit Bacons dominierte die Kirche jede Disziplin des Lernens, doch als wissenschaftliche Fortschritte dem kirchlichen Dogma zu widersprechen schienen, kam es zu Spannungen. Versinnbildlicht wurde das durch die Debatte zwischen Galileo und der Kirche über die Frage, ob die Erde oder die Sonne im Zentrum des Universums stehen, denn Galileos Teleskop hatte ja die zeitgenössische Interpretation von Psalm 96, 10 schlüssig widerlegt, dass der Erdkreis »nicht wankt«. Während der Aufklärung drifteten Religion und Philosophie auseinander. Viele Wissenschaftler waren im frühen 17. Jahrhundert gläubige Christen, die bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit motiviert von ihrem Glauben waren, dass Gott die Welt erschaffen hatte und angemessene Gottesverehrung und Gehorsam darin bestehe, »Gottes Gedanken nachzudenken«. Doch mit dem Aufstieg des aufklärerischen Denkens bewegte sich der Fokus von Gott weg zur menschlichen Natur und damit eigentlich zur Natur selbst. Der Humanismus wurde zur zeitgenössischen Weltanschauung, und immer mehr wurde die Humanität zur Basis jeder Erklärung. Der Mensch wurde als Maß aller Dinge betrachtet. Gott wurde oftmals als der Schöpfer gesehen, der am Anfang stand und der den ganzen Prozess in Gang gesetzt, doch dann die Welt sich selbst überlassen hatte (Deismus). Das bedeutete, dass wir verstehen könnten, wie die Dinge abliefen und wie sie sich verhielten, ohne auf Gott oder eine göttliche Absicht zu verweisen. Bis zum späten 19. Jahrhundert hatten Darwin in der Natur- und Marx in der Gesellschaftswissenschaft – Freud schloss sich ihnen einige Jahre später in der Psychologie an – Spannungen zwischen anthropomorphischen Sichtweisen vom Menschen und von der Welt selbst und den religiösen und biblischen Erzählungen vom Ursprung der Welt und der Menschen hervorgerufen. Diese wurden noch durch einen kritischen Blick auf die Bibel und ihre Auslegung sowie durch ein Versagen der Kirche bei der angemessenen und umfassenden Antwort auf diese philosophischen und wissenschaftlichen Fragen gesteigert. Als die Wissenschaft weiter in jeden einzelnen Lebensbereich und in die Welt vordrang, trat die Religion den Rückzug an und verkündete Gott nicht mehr als den Mittelpunkt aller Erkenntnis, sondern wechselte zu einer Sichtweise vom »Lückenbüßergott«: Man berief sich nur noch dann auf Gott, wenn menschliche Erklärungen nicht mehr weiterkamen. Mit dem steten Ausbau der wissenschaftlichen Erklärungen nahm die Notwendigkeit ab, an Gott zu glauben, und Darstellungen, die etwas über Gott erzählten, verloren an Bedeutung.
     
    Eine Abbildung aus dem astronomischen Werk
Harmonia Macrocosmica
(1660) von Andreas Cellarius, auf der die Sonne (anstatt der Erde) als Mittelpunkt des Universums dargestellt wird, wie Nikolaus Kopernikus es sich vorgestellt hatte.  ©  © Corbis
    Konflikte zwischen Wissenschaft und christlichem Glauben ⬅
    Der Gedanke, es gebe einen Konflikt zwischen Wissenschaft und christlichem Glauben, ist ein relativ junges Phänomen. Der vielleicht erste, der den Terminus »Konflikt« verwendete, um die Vorstellung eines Krieges zwischen Wissenschaft und Religion zu vermitteln, war John Draper in seinem Buch
History of the Conflict between Science and Religion
(1874).
    Weitere Kommentare zu den häufig angeführten Episoden, die eine Konflikttheorie unterstützten,
werden in den folgenden Abschnitten (siehe Kapitel
Das Wesen der
Dinge/​ Die
Konflikttheorie
und
Huxley versus Wilberforce: Eine »große Debatte« oder ein historischer Mythos?
) aufgeführt, die die Schlüsselargumente aus der Affäre um Galileo Galilei sowie der bekannten, doch missverstandenen Begegnung zwischen Professor Thomas Henry Huxley und Bischof Samuel Wilberforce am 30. Juni 1860 im Museum von Oxford darstellen.
    Die Konflikttheorie ⬅ ⬅
    Verfechter der Konflikttheorie behaupten, es habe einen beständigen Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion gegeben und ein solcher sei auch unvermeidbar. Diese These fand ihre endgültige Formulierung in den Schriften der Kontroverstheologen des 19. Jahrhunderts, John Draper (1811–1882) und Andrew Dickson White (1832–1918). Trotz starker Kritik von Historikern begegnet man ihr auch heute noch häufig in Diskussionen über Wissenschaft und Religion. Die Konflikttheorie

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