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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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zentralen Kern kreisen  ©  © iStockphoto/​Sashkinw
     
    Immer wieder stellen wir Vergleiche zwischen vertrauten und offenbar heiklen Dingen an, mit denen wir konfrontiert werden. In der Hoffnung und Erwartung, dass das, was wir kennen, möglicherweise ähnliche Eigenschaften habe wie das, was uns unbekannt ist, damit wir dadurch Einfluss auf das gewinnen, was unsere Erkenntnisfähigkeit bezüglich des Gegenstandes unserer Erforschungen behindert hatte. Oder anders ausgedrückt: Wir greifen auf analoges Denken zurück. Wir sagen: Licht ist
wie
eine Wellenbewegung, Gott ist
wie
ein Vater (Gleichnisse); oder wir lassen das »wie« fallen und sagen: Licht
ist
eine Wellenbewegung, Gott
ist
ein Vater (Metaphern). Wir sind Metaphern natürlich schon bei den Vergleichen der Weltanschauungen, bei den
Organismen
und
Mechanismen
begegnet und auch bei einer Liste mit sieben Metaphern bei den Argumenten der »zwei Bereiche«.
    Manchmal stellt sich heraus, dass eine Metapher wertvolle Einsichten zum Ausdruck bringt – wie die Vaterschaft Gottes in der Religion und die Wellen in der Wissenschaft. Solche Metaphern können äußerst fruchtbar sein, Erkenntnis und Einsicht zu entwickeln, wenn sie sich dazu eignen, sich systematisch als hilfreiche Vergleiche zu erschließen. So vergleichen wir beispielsweise im Allgemeinen in der Wissenschaft die Elektrizität mit Wasser, das durch Rohre fließt, Batterien mit Pumpen, Schalter mit Hähnen, Spannungsmesser mit Druckmessern, Strommesser mit Strömungsmessern, Stromkabel mit Wasserrohren und so weiter. In der Religion wäre ein vergleichbares Beispiel das »Licht«; es kann das Wachstum fördern, den Weg überschaubar machen, ein Gefühl des Wohlseins erzeugen, unsere Furcht vor der Dunkelheit verbannen, uns vor Gefahren warnen und das aufdecken, was geklärt werden muss.
    Wir sollten aufpassen, wie wir solche Metaphern einsetzen. Ist es beispielsweise wirklich am besten, sich ein Atom als einen positiv aufgeladenen »Pudding« vorzustellen, in den negativ geladene Elektronen eingebettet sind? Oder ist der Vergleich mit einem Miniatur-Sonnensystem, das in der Mitte einen positiv aufgeladenen, von negativ aufgeladenen Elektronen umkreisten Atomkern hat, nicht doch besser? Ein weiteres Modell ist das mit den Wasserwellen, das einen gewissen Einblick vermittelt, wie das Licht und andere elektromagnetische Phänomene, wie Radio-, Infrarot-, Gamma- und kosmische Strahlung, sich verhalten.
    Auf wissenschaftlichem Gebiet haben wir den Weg also bereitet, solche Denkmodelle anzuwenden, um komplizierte Ideen zu beleuchten. So muss auch unser Begriffsapparat in der Religion ausgebaut werden, damit wir klar und verständlich über solche Vorstellungen wie einen unsichtbaren Gott, den Heiligen Geist und ein künftiges Leben nach dem Tod sprechen können. Hierbei ergibt sich das Problem der Unsichtbarkeit, dass wir mit Dingen Vergleiche anstellen müssen, mit denen wir vertraut sind – mit lieben Vätern, liebevollen Müttern, Stürmen, Hirten, Königen und so weiter.
    Eine ganz wichtige Eigenschaft eines guten Modells ist seine Erweiterbarkeit, außerdem sollte es das Verständnis unterstützen, zum Nachdenken anregen, ungewöhnliche Betrachtungsweisen erlauben und zu neuen Forschungsprogrammen führen. Das Verständnis der beiden »Bücher« Gottes – der Natur und der Bibel (noch mehr Metaphern!) – fordert Umsicht bei einer intelligenten »Lektüre«. Wenn man es an Umsicht fehlen lässt, kann das zu schwerwiegenden Konsequenzen führen.
    Die »Zwei Bücher« ⬅ ⬅ ⬅
    Die Metapher der »zwei Bücher« vermittelt die Vorstellung, dass Gott der Urheber der Natur und der Bibel sei und dass etwas von seiner Macht, Weisheit und Güte in einem jedem dieser »Bücher« erkannt werden kann. Während die allgemeine Auffassung, dass Gott aus seiner Schöpfung heraus erkannt werden kann, ein biblisches Motiv ist, das besonders ausführlich in den Psalmen und ein wenig mehrdeutig im Brief an die Römer 1 dargelegt ist, stammt die konkrete Idee von der »Natur als ein von Gott geschriebenes Buch« aus der Zeit der Kirchenväter. Johannes Chrysostomos (ca. 347–407), Erzbischof von Konstantinopel, schrieb, dass das Firmament ein Buch sei, an dem die Ungebildeten die Macht Gottes ablesen könnten. Der bedeutendste unter den lateinischen Kirchenvätern, Augustinus von Hippo (354–430), benutzte die Formulierung »Buch der Natur«, um die Manichäer zu geißeln, die daran zweifelten, dass die

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