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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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Weltanschauungen und ihre Interpretationen vom Wesen der Realität, der Welt, der Menschen sowie die Wertesysteme zu verstehen, mit denen die Wissenschaftler zu Werke gehen, weil die Wissenschaft zu unseren sozialen und politischen Strukturen gehört und weil die Gesellschaft manches von dem finanziell unterstützt, erlaubt, fördert oder ablehnt, was Wissenschaftler imstande sind oder tatsächlich gerade tun. Debatten über die genetische Modifizierung von Lebensmitteln und Tieren zeigen, wie geteilt die Gesellschaft sein kann und welche Beschränkungen der Wissenschaft auferlegt werden können.

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    Wissenschaft, Glaube und die Bibel
    In den vergangenen 400 Jahren ist das Verhältnis zwischen der Naturwissenschaft und der Bibel zunehmend komplizierter geworden. Diese Komplexität hat sich in den letzten 100 bis 150 Jahren noch weiter verstärkt. Das christliche Interesse an der Naturwissenschaft wird schon lange mit der Bibel begründet, da sie den Kosmos als Gottes gute Schöpfung darstellt und die Welt der Natur als Möglichkeit empfiehlt, um etwas über Gott, sein Wesen sowie die Formen einer Glaubensantwort auf Gott zu erfahren. Als nämlich die Wissenschaft im Europa des 17. Jahrhunderts als eigenständige Disziplin in Erscheinung trat, wurde die neue Wissenschaft lediglich als die Erforschung von Gottes Schöpfung betrachtet (siehe Kapitel
Das Wesen der Dinge/​ Das Thomas-Theorem
).
    Tiere gehen paarweise hintereinander in die Arche (Gemälde von Edward Hicks).  ©  © Corbis/​Philadelphia Museum of Art
     
    Auch wenn der materialistische Schwerpunkt, der nun auf der neuen Wissenschaft lag, das Verlangen nach Gott an den Rand hätte drängen
können,
ist das nicht passiert – und wenn es geschehen wäre, so wäre das weder für eine notwendige Folge einer wissenschaftlichen Untersuchung noch für einen entsprechenden Nutzen gehalten worden. Thomas Brownes erstmals 1642 veröffentlichte
Religio Medici
betonte mit Nachdruck, dass der Arzt nicht zum Unglauben verurteilt sei, weil die Arbeit des Arztes gerade zu Gott hinführe; die Bibel und die Welt der Natur stellten einen doppelten Zugang zu Gott dar. Richard Cumberland argumentierte ähnlich in seinem Werk
De Legibus Naturae
(1672), dass die Physik nicht zum unkonventionellen Denken im ethischen Bereich oder zum Atheismus führen müsse; wenn der Unglaube die Konsequenz wissenschaftlicher Forschung wäre, dann müsste man der fehlenden Frömmigkeit die Schuld daran geben, aber nicht der Wissenschaft. Am berühmtesten ist wohl Robert Boyles
A Free Enquiry into the Vulgarly Received Notion of Nature
(1686); darin unterstrich er, dass die neue mechanistische Wissenschaft seiner Zeit tatsächlich die unsichtbare Verbündete der Religion gewesen sei.
    Trotz alledem liefern sich in den Augen vieler Menschen die heutige Wissenschaft und die Bibel gegenseitig keine Beiträge. Man verweist dann auf so klassische Beispiele für Konflikte wie zwischen Galilei, Kopernikus oder Darwin und der Kirche, ganz zu schweigen von Spannungen der eher jüngsten Zeit, die mit Bildern der menschlichen Person verbunden waren, wie sie bei der Erforschung des Gehirns zutage traten. Für solche Leute wäre es das Beste, die Wissenschaft kümmerte sich um die eine Kategorie von Problemen, während die Bibel andere, davon völlig abgesonderte Themen ansprechen würde. Die Wissenschaft könnte zum Beispiel Fragen über »was« und »wie« beantworten, wohingegen die Bibel uns etwas über »wozu« oder »warum« sagt. Dieser Denkweise zufolge stehen Wissenschaft und Bibel nicht wirklich in einem Dialog oder Konflikt, weil sie sich mit der Realität auf verschiedene Arten befassen (siehe Kapitel
Die Das Wesen der Dinge/​ Die »Zwei Bücher«
). Doch häufiger meint man, Wissenschaft und Bibel stehen entweder in einem Spannungsverhältnis zueinander oder widersprechen sich einfach. Nach dieser Sichtweise muss man sich entscheiden, ob man der Autorität der Bibel oder jener der Wissenschaft zustimmt.
    Dieses Modell eines Krieges – die Wissenschaft gegen die Bibel oder die Bibel gegen die Wissenschaft – ist zwar beliebt, aber weder hilfreich noch stimmig (siehe Kapitel
Das Wesen der Dinge/​ Konflikte zwischen Wissenschaft und christlichem Glauben
). Zumindest für die Christen ist eine Wechselbeziehung zwischen der Wissenschaft und der Bibel unbestreitbar. Sie gründet sich auf den unvermeidbaren Eingriff der Wissenschaft in unsere Interpretation der Heiligen Schrift,

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