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Gott oder Zufall?

Gott oder Zufall?

Titel: Gott oder Zufall? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Berry
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ein
Präskriptivist
(der glaubt, dass Werte allgemeingültige Vorschriften sind, die wir uns selbst erschaffen). Wir machen uns die Moral selbst.
    Doch das steht im Widerspruch zu den religiösen Aussagen, dass Gott die Moral sowohl in der Welt selbst, in der menschlichen Natur, als auch durch heilige Bücher und heilige Menschen offenbart. Für die Christen konzentrieren sich diese auf Jesus Christus. Er zeigt, wie die Menschen leben und sich in Bezug zur Welt und zueinander verhalten sollen. Seine Rolle bei der Schöpfung, bei der Bewahrung und Umwandlung der Erde, und sein Leben, sein Tod, seine Auferstehung und seine verheißene Wiederkunft in Herrlichkeit lassen Werte erkennen, die für alle Menschen gelten.
    Solche unterschiedlichen Darstellungen tauchen dann bei Debatten der Umweltwissenschaften auf. James Lovelock meinte, Gaia und die Welt selbst besäßen einen Wert und müssten respektiert werden; einige seiner Anhänger glauben, dass Gaia angebetet werden solle. Andere sind der Auffassung, dass die Menschheit die Verantwortung übernehmen müsse, die Welt zu schützen, zu bewahren und wiederherzustellen – sowohl der Welt selbst als auch der künftigen Generationen ihrer Bewohner zuliebe –, weil sie so viel Umweltzerstörung angerichtet habe. Außerdem fordert man unmittelbar dazu auf, das Unheil zu vermeiden, das die Abwertung der Umwelt und der Raubbau dem menschlichen Leben zufügen. Christen, Juden und Muslime betonen, dass Gott Erde und Menschen erschaffen hat und wir die Verantwortung dafür tragen, gute Verwalter all dessen zu sein, was Gott uns geschenkt hat – wozu die Welt gehört, das Leben der Tiere und wir selbst. Gott verlangt von uns, die Erde zu respektieren, aber nicht, sie anzubeten.

Wozu sind Philosophie, Wissenschaft und Religion überhaupt da?
    Viele Universitäten haben eine akademische Stelle für die Öffentlichkeitsarbeit zum Verständnis der Wissenschaft geschaffen. Damit wird anerkannt, dass die Öffentlichkeit die Wissenschaftler im Allgemeinen nicht so ohne Weiteres versteht, auch nicht die Wissenschaft, und dass sie auch nicht durchschaut, was die Wissenschaftler tun. Der Erfolg der Wissenschaft hat einen optimistischen Glauben erzeugt, dass die Wissenschaft alle Probleme lösen und jeden Tag neue Wunder vollbringen könne. Der US -amerikanische Journalist und Medienkritiker Walter Lippmann sprach für viele, als er äußerte, dass die Wissenschaftler die neuen Priester der heutigen Zeit und die Wissenschaft die neue Religion seien. Hohe Kompetenz auf ihrem jeweiligen Fachgebiet und viele Jahre wissenschaftlicher Ausbildung haben die Wissenschaftler vom normalen Nichtwissenschaftler entfernt.
    Das Verständnis für die Wissenschaft wird noch weiter erschwert, wenn uns bewusst wird, dass die Wahrnehmung der Wissenschaft nicht mit der Realität übereinstimmt, wie die Wissenschaft betrieben wird, und auch nicht mit den Voraussetzungen und sogar den Vorurteilen, die die Wissenschaftler an ihren Arbeitsplatz mitbringen. Mediziner sind sich nur zu gut über die Grenzen des Erreichbaren bewusst sowie darüber, wie wenig sie die Krankheit verstehen. Patienten und Familien sind stets optimistisch, dass die Wissenschaft ihre Krankheiten heilen wird, und sie werden böse, wenn das nicht geschieht.
    Die gesamte wissenschaftliche Arbeit mit experimentellem oder Forschungscharakter beginnt mit einer gewissen Erwartungshaltung in Bezug auf das Ergebnis der Untersuchung. Diese Erwartungshaltung, mit der man anfängt – die Hypothese, die man formuliert –, liefert den Anstoß und die Motivation für die Untersuchung und lenkt ihre tatsächliche Gestalt. Im Licht dieser Erwartung werden manche Beobachtungen dann für relevant gehalten, andere nicht; manche Methoden werden ausgewählt, andere verworfen; manche Experimente werden eher durchgeführt als andere. Und gerade nur in dem Licht dieser vorausgehenden Erwartung haben die Handlungen, von denen der Wissenschaftler in seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen berichtet, wirklich überhaupt irgendeine Bedeutung.
    Peter Medawar, »Is the Scientific Paper a Fraud?« (1963)
    Wissenschaftler sind auch Menschen und all den Spannungen und Problemen unterworfen, mit denen Menschen konfrontiert werden. Wissenschaft und Wissenschaftler wirken in einem System der Überprüfung von Sinn, Fähigkeit und Gemeinschaft; sie haben Weltanschauungen, die ihre Tätigkeit stützen und leiten. Es ist von entscheidender Bedeutung, diese

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