Gott oder Zufall?
Formen der Hardware umgesiedelt werden, die mit den ultratiefen Temperaturen zurechtkommt. »Leben und Intelligenz«, so Dyson, »sind potenziell unsterblich.«
Darstellung der Erdgeschichte © © Q2A Media
Über die Zukunft der menschlichen Intelligenz spekulierte auch Frank Tipler, der meinte, dass Bewusstsein in Computer transferiert werden könne. Wenn sich Rechner über den Weltraum verbreiten, nehme die Informationsverarbeitung zu. Tipler hält es für möglich, dass an irgendeinem Punkt eine schier unendliche oder maximale Informationsmenge verarbeitet sein und sich das »Leben« im Universum überall ausgebreitet haben wird. Auch wenn solche Szenarios in einem immer schneller expandierenden Universum unmöglich sind, illustrieren sie doch mit Blick auf das Ende des Universums den Glauben, dass sich die Wissenschaft letztlich zur Erlöserin aufschwingen könnte.
Das Alter der Erde in der Wissenschaftsgeschichte
Frühe Versuche, das Alter der Erde zu bestimmen, reichen vom Glauben Zoroasters aus dem 6. Jh. v. Chr., wonach diese älter als 12000 Jahre alt sei, bis zu Aussagen mesopotamischer Priester, wonach sie vor 2 Millionen Jahren aus dem Chaos aufgetaucht sei. Den Großteil der christlichen Ära hindurch galt die Bibel in dieser Frage als zuverlässige Quelle. 169 n. Chr. berechnete Theophilus von Antiochia anhand biblischer Zeitangaben für die Schöpfung ein Alter von 5529 Jahren. Seine Methode fand zahlreiche Nachahmer, so auch Bischof Ussher (1581–1656), nach dessen Berechnung Adam im Jahr 4004 v. Chr. erschaffen worden sei. Usshers Einfluss wurde von späteren Autoren allerdings übertrieben dargestellt: Nur eine Handvoll Theologen legten Genesis 1 im 17. und 18. Jahrhundert strikt im Sinn eines Tages von 24 Stunden aus.
Erzbischof James Ussher von Armagh (1581–1656) ist vor allem wegen seiner biblischen Zeitrechnung bekannt. © © Alamy/Classic Image
Wissenschaftliche Entdeckungen ließen die Erdgeschichte länger werden. So errechnete Isaac Newton in der Annahme, dass die Erde aus der Sonne hervorgegangen sei, für sie eine Abkühlungszeit von mindestens 50000 Jahren, damit Leben auf ihr existieren konnte. Wegen der deutlichen Abweichungen von den kirchlichen Lehren glaubte er dann aber an einen Fehler in seiner Logik.
Comte de Buffon kam 1774 nach Experimenten zur Abkühlung von Sphären auf ein Mindestalter von 75000 Jahren. Anhand der Versalzung der Meere durch die Flüsse hatte schon Newtons Zeitgenosse Edmond Halley für die Erde ein deutlich höheres Alter als die heute vertretenen 4,3 Millionen Jahre ermittelt. Am Ende des 18. Jahrhunderts schloss James Hutton anhand der langsam ablaufenden geologischen Erosionsprozesse auf ein noch höheres Alter. Auch wenn sich solche auf Empirie beruhenden Schlüsse nicht gegen das Bibelverständnis richteten, erschütterten sie doch die konventionelle Deutung von Gottes Schöpfungswerk.
Zwischen 1770 und 1800 ging es bei dem Streit vornehmlich nicht mehr darum, ob die Erde 6000 oder 8000, sondern ob sie 100000 oder viele Millionen Jahre alt sei. Als Darwin 1859 sein Buch
Vom Ursprung der Arten
veröffentlichte, war die Vorstellung von einer Millionen Jahre alten Erde bereits verbreitet – nicht zuletzt durch geistliche Geologen wie William Buckland und Adam Sedgwick, die in Oxford und Cambridge die Geologie beherrschten. Die konservative anglikanische Sicht dieser Zeit brachte der Geistliche Richard Main 1862 so auf den Punkt: »Manche Schulbücher lehren den Unwissenden noch immer, dass die Erde 6000 Jahre alt sei … Diesem Irrtum sitzt heute keine gebildete Person mehr auf.«
Lord Kelvin (1824–1907), damals der führende Physiker, glaubte als Christ fest an einen Schöpfungsplan oder eine göttliche Ordnung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts errechnete er anhand der Zeit, die die Erde zum Abkühlen gebraucht habe, ein Erdalter von 98 Millionen Jahren – mit einem Fehlerbereich von 20 bis 400 Millionen Jahren.
Seine mathematisch fehlerfreie Berechnung schien den geologischen Schätzungen überlegen, war für viele Geologen aber unbefriedigend. Kelvins Alter reichte einfach nicht aus, um die Entstehung der geologischen Schichten zu erklären, mit denen sie sich befassten. Antworten erhielten sie, als Henri Becquerel 1896 die Radioaktivität entdeckte und Pierre Curie 1903 diese in Radium als Wärmequelle identifizierte. Wegen der fehlenden Informationen waren Kelvins Schätzungen um
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