Gott oder Zufall?
in unserem Weltall sozusagen umherflattern und Störungen bei uns, bei unseren Nächsten und in unserem (menschlichen und nichtmenschlichen) Umfeld verursachen. Paulus meint nun, dass diese Disharmonie sich so lange fortsetzen wird, bis unsere Beziehung mit Gott wiederhergestellt ist, bis wir »Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn [, haben]. Durch ihn haben wir auch den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen, und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes« (Römer 5,1, 2) – Worte, die den Zustand der Natur erklären und die Paulus im selben Abschnitt in seinem Brief an die Römer verwendet (Römer 8,19, 21).
Vom Anfang bis zum Ende spricht die Bibel von unserer Verflechtung mit der übrigen Schöpfung. Zuweilen werden uns direkte Anweisungen erteilt, wie wir uns ihr gegenüber zu verhalten haben, so etwa, wenn uns gesagt wird, dass wir uns die Erde »untertan« machen sollen; an anderer Stelle werden die Anweisungen eher implizit angedeutet (dass wir die Gefahren einer Reise erkennen, auf die erforderliche Versorgung eines Landguts oder einer Tierherde, auf das Zähmen wilder Tiere oder drastischer Wetterbedingungen achten). Man sagt uns, dass die Sünde zu Noahs Sintflut führte, aber auch zu Dürre (Levitikus 26; Deuteronomium 28); die Speisegesetze regelten das Jagen; in der Weisheitsliteratur kommt eine sehr positive Einstellung zur Schöpfung zum Ausdruck. In wissenschaftlicher Hinsicht erfahren wir zunehmend mehr, wie sehr wir von den »Diensten der Schöpfung« abhängig sind. Wir können es nicht vermeiden, mit ihr zusammenzuwirken; wir sind sowohl ein Teil von ihr, wie wir auch von ihr getrennt sind. Doch durch die Bibel zieht sich ein paralleles Leitmotiv: dass es Gottes Welt ist, dass er mit uns eine Vereinbarung getroffen hat, die er aufrechtzuerhalten versprochen hat, und dass die Schöpfung und wir durch Christi Tod am Kreuz mit Gott wiederversöhnt werden.
Bewahrung der Schöpfung
Für viele Christen ist diese Welt kaum mehr als eine Vorbereitung auf die persönliche Ewigkeit. Das sollte aber nicht so sein. Wir sind dazu aufgerufen, die Schöpfung zu bewahren. Das allererste Gebot, das unseren Urahnen übergeben wurde, lautete, sich die übrige Schöpfung »untertan« zu machen. Diese Anweisung wird oft dazu benutzt, den uneingeschränkten Raub des Menschen an der Natur zu rechtfertigen. Doch eine solche Interpretation ist falsch: Das, was man mit »sich untertan machen« übersetzt, hat sicher etwas mit »königlicher Herrschaft« zu tun, doch das hebräische Modell der königlichen Herrschaft war das eines Dieners (Psalm 72) und nicht das eines orientalischen Despoten. Darüber hinaus wurde diese Anordnung im Kontext einer Menschheit gegeben, die »nach Gottes Bild« erschaffen war, was bedeutet, dass wir so erschaffen sind, dass wir auch dieselbe Königsherrschaft ausüben.
Die Folgen von Hungersnöten © © Getty Image/Chris Jackson
Solange wir es ablehnen, Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung zu übernehmen, so lange wird auch die Zerstörung der Natur weitergehen. Es erscheint wohl nicht allzu weit hergeholt, das Versagen Adams eigentlich als ein Versagen im Hinblick auf seine Verantwortung zu betrachten, indem er das allererste Gebot übertrat, das dem menschlichen Geschlecht galt, und damit den Zweck ignorierte, zu dem wir auf Erden gestellt wurden. Auf der einen Ebene war das Essen der verbotenen Frucht einfacher Ungehorsam, doch seine eigentliche Bedeutung bestand darin, Gott als unwichtig und belanglos hinzustellen. Für uns Christen wird diese Verwerfung daher erst dann aufgehoben sein, wenn wir uns im Verhältnis zum Vater an unserem richtigen Platz befinden. Dazu verhilft uns natürlich das Evangelium: Uns wird versichert, dass Gott mit seiner ganzen Fülle in Christus wohnen wollte, um durch ihn
»alles
zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut.« (Kolosser 1,20) An dieser Stelle kommen Ökologie und Exegese zusammen und verweisen darauf, dass der Fluch der Erde kein Wandel im ökologischen Gesetz ist, sondern ein massives Versagen von dem, was ein Biologe als »Schlüsselart« bezeichnen würde – in diesem Fall die menschliche Spezies.
Umwelttheologie
Allgemein geht man davon aus, dass die Ressourcen der Erde gewissermaßen unerschöpflich sind, dass Gott für die Menschen schon das Nötige bereitstellen wird. Doch das ist
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