Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Scholz
Vom Netzwerk:
warm, und der graue Kater hatte ihr Angst gemacht.
    Die Katze zitterte und begann zu schnu rren, als Karl sie mit seinen großen Händen überall streichelte.
    »Mein armes kleines Kätzchen«, sagte Karl, »mein süßes kleines Schätzchen, tussiges Spätzchen, was machst du denn bloß hier? Du brauchst keine Angst zu haben, es geht ihnen schon besser. Sie sind stur wie eh und je. Sie sitzen in ihren Betten und weigern sich, zu sprechen, aber sonst geht es ihnen gut.«
    Was Karl noch sagte, ging in del Toros lautem Schnurren unter.
    Karl nahm del Toro, ohne weiter darüber nachzudenken, wie die Katze zum Kranke nhaus gelangt sein konnte, mit nach Hause. Er gab ihr eine Schüssel mit süßer Sahne und ein Stück Kuchen, das er im Kühlschrank fand. Del Toro leckte die Sahne und fraß ein bisschen von dem Kuchen, dann wurde ihr schlecht. Sie legte sich auf den Pelzmantel, Karl auf das Sofa geworfen hatte, und schlief augenblicklich ein.
    Karl hatte die ganze Nacht im Club ve rbracht und war danach, als er gehört hatte, dass Klara und Maria etwas zugestoßen war, gleich ins Krankenhaus gelaufen. Er nahm eine heiße Dusche, machte sich einen Kaffee und las die Zeitung. Dann holte er sich eine Decke und legte sich zu der Katze auf das Sofa, seinen Mantel als Kissen, den Kopf an del Toro geschmiegt, die im Schlaf wieder zu schnurren begann. So schliefen sie.
     
    Im Kopf der Katze drehten sich bunte Kristallsplitter zu Figuren, bis die Kristalle die Farbe verloren und sich das Bild scharf stellte.
    Sie, das Klärchen und Karl waren in einem eisigen Schneesturm. Del Toro war eine ganze Weile tapfer durch die Schneewehen gekle ttert, aber immer wieder war sie in den Schnee eingebrochen und die scharfen Eiskrusten hatten ihre vor Kälte starren Pfoten aufgeschnitten. Schließlich hatte Karl sie aufgenommen, seinen Mantel aufgemacht, sie an seine Brust gesetzt und den Mantel wieder zugemacht. Nur der Kopf sah noch heraus. Die Pfoten tauten langsam auf und begannen zu brennen. Mit den Ohren stieß sie an Karls gefrorenes Kinn. Del Toro konnte nichts erkennen. Der Schneesturm heulte und peitschte ihnen ins Gesicht.
     
    Im Traum dachte ich del Toro draußen im Baum herumklettern zu sehen. Als ich aufschreckte und nicht mehr einschlafen konnte, habe ich gewartet und gewartet, aber niemand ist gekommen, Karl nicht und auch das Klärchen nicht, und da sie mich nun alle vergessen zu haben schienen, bin ich endlich aufgestanden und aus dem Krankenhaus hinausgegangen. Die Schwester, an der ich vorbeiging, beachtete mich nicht. Ich fuhr nach Hause, doch del Toro war nicht da. Da habe ich Frau Kubikova angerufen, die gesagt hat, sie hätte die Katze mitgenommen und würde gerne ein paar Tage auf sie aufpassen, bis ich wieder ganz gesund wäre. Ich werde sie wohl entlassen müssen, die gute Frau Kubikova.
    Karl, der mir versprochen hatte, am Mittag wi ederzukommen, ging nicht ans Telefon.
    Da hatte ich es plötzlich satt. Klara ist schließlich selbst schuld, dachte ich wütend und warf eine Orange an die Wand, dass sie zerplatzte und ihr Fleisch und ihren Saft überall herumspritzte, Klara ist doch schließlich so was von selbst schuld, dachte ich und das denke ich auch jetzt, selbst Schul d, selbst Schuld, selbst Schuld, Schuld, Schuld, Schuld, und die Welt drehte sich weiter, obwohl sie an der Wand zerschmettert war und ihren Sinn bereits verloren hatte. Ich klebte ein neues Pflaster auf meine Wunde, nahm zwei Kopfschmerztabletten und fuhr mit der S-Bahn zum Flughafen.
     
    Wenn ich ehrlich sein soll, so weiß ich nicht einmal, in welches Land sie mich geschickt haben. Ich suchte mir die Fluggesellschaft mit dem schönsten Namen und der kürzesten Schlange. Das war ein altes Spiel von Klara und mir: seit wir alt genug waren, hatte ich sie jeden Sommer mit zum Flughafen genommen, wir hatten uns den Schalter mit dem schönsten Namen und der längsten Schlange gesucht und gefragt, wohin die nächste Maschine ginge. Klara zahlte mit der Kreditkarte, die sie in dem Sekretär ihrer Großmutter gefunden hatte, und die auf ihren Namen ausgestellt war. Sie war unerschöpflich, wir vermuteten, das Geld käme von Klaras Vater, doch wir wussten es nicht. Wenn wir zurück waren, legte Klara die Karte wieder zurück, und ein paar Wochen warteten wir, stets in Bereitschaft, dass es Ärger geben würde, doch niemand hatte das Fehlen überhaupt bemerkt, und Klaras Großeltern fragten auch nie, wovon wir den Urlaub bezahlt hätten, sodass wir

Weitere Kostenlose Bücher