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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Scholz
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warmer, viel zu starker Wind drückte ihm das Gesicht zur Seite.
     
    Sein Blick fiel auf eine weiße Katze, die gerade ums Eck gestrichen kam und mit dem Schwanz um sich schlug. Die Katze sah ziemlich verzweifelt aus. Karl kannte die Katze, es war del Toro, Marias weiße Halbperserkatze. 
     
    Del Toro machte sich Sorgen. Seit gestern Abend schon, seit sie auf dem Parkplatz heimlich aus der Tasche der Haushälterin geklettert war, strich sie um das Krankenhaus herum.
    Jekaterina Kubikova war seit drei Jahren Marias Haushälterin, sowohl in ihrem »Eta blissement«, wie Jekaterina Kubikova ihrem Mann gegenüber mit gewichtiger, leise zitternder Stimme zu sagen pflegte, als auch in ihrer Privatwohnung. Als sie einen Anruf vom Krankenhaus erhalten hatte, dass Frau Maria Jensen sie bitte, ihr einige Sachen zu bringen, hatte sie mit einem stumpfen Bleistift, den sie auf ihrer Anrichte gefunden hatte, die Liste notiert, die die Schwester ihr durchgegeben hatte, und sich gleich nach ihrem letzten Auftrag, einer Villa am Stadtrand, die zwei ungezogene Kinder unter dem fortwährenden Gezeter ihrer Mutter stets über und über mit Schokolade beschmierten, auf den Weg gemacht. Frau Kubikova hatte Marias Wohnungstür aufgesperrt, und del Toro war hinausgerast, sobald die Tür weit genug offen stand, dass sie hindurchpasste, ohne aufgehalten werden zu können.
     
    Frau Kubikova hatte zunehmend panisch durchs Treppenhaus gerufen, »sch sch sch Miezchen, komm, Miezchen komm doch«, und del Toro hatte es leid getan, die nette Frau Kubikova so verzweifelt zu sehen. In ihrer Stimme waren verschiedene Nuancen zu hören gewesen, von Mitleid mit der Katze, die verhungern, überfahren oder von Tierfängern gefangen werden würde, Mitleid mit Maria, die doch ihre Katze so liebte, Angst davor, mit ihrem Rufen im Treppenhaus die Nachbarn aufmerksam zu machen, bis hin zu Mitleid mit sich selbst, weil Maria sie ohne jeden Zweifel feuern würde, wenn herauskäme, dass del Toro ihr entwischt war.
    Doch del Toro hatte sich hinter einem Pu tzeimer unter der Treppe im Erdgeschoss versteckt und gewartet, bis  Frau Kubikova mit einer großen Tasche die Treppe heruntergekommen war. Ächzend hatte sie die Tasche abgestellt, um in ihrer Manteltasche nach dem Autoschlüssel zu kramen. Schließlich war sie ärgerlich vor sich hinmurmelnd noch einmal nach oben gegangen. In diesem Moment war del Toro in die Tasche gesprungen. In der Tasche war sie direkt auf Marias weichem Seidennachthemd gelandet.
    Frau Kubikova merkte nichts. Del Toro hatte sich unter dem Nachthemd vergraben und war unbeweglich im Auto mitgefahren. Frau Kubikova hatte die ganze Zeit laut vor sich hingejammert, was sie denn nur tun solle, und wo nur diese verfluchte Katze hingela ufen sein könnte, »da gde takaja koschka, da gde, ei ei ei ei.«
     
    Del Toro war kurz davor gewesen, sich zu stellen. Während der Fahrt jedoch wollte sie Frau Kubikova, die ohnehin Mühe mit dem Verkehr zu haben schien, nicht erschrecken. Als sie angekommen waren, hatte Frau Kubikova aufgehört zu jammern, und del Toro hatte ihr Mitleid sofort wieder vergessen.
    Da man sie sicher bemerken und sofort wieder nach Hause transportieren würde, wenn sie in der Tasche mit zu Maria ins Zimmer käme, war sie heimlich aus der T asche geklettert, als Frau Kubikova das Auto absperrte. Seitdem strich del Toro um das Gebäude herum. Einmal war sie in die Eingangshalle gegangen, vom Portier aber sofort wieder hinausgescheucht worden. Empört über diese Demütigung, war sie eine Weile benommen auf einem Mauervorsprung gesessen, hatte sich dann aber doch wieder auf die Suche gemacht. Sie war auf alle erreichbaren Fensterbretter gesprungen und hatte hineingesehen, aber Maria war nirgends zu finden gewesen. Auf alle Bäume war sie geklettert, hatte aber immer nur sich selbst als winzigen weißen Punkt in dem riesigen Baum auf und ab klettern sehen, weil die Fenster spiegelten. In der Nacht hatte sie gefroren und mit einem grauen Kater hinter einer Mülltonne auf einem Abluftschacht verharrt, aus dem schlechte, aber immerhin lauwarme Luft kam. Nun kam sie um die Hausecke gestrichen, gerade als Karl aus der gläsernen Tür kam.
     
    »Del Toro!« rief Karl. »Was zum Teufel machst du denn hier! Du bist ja ganz durchgefroren!« Er nahm die Katze auf den Arm und versuchte sie zu wärmen. Del Toro kuschelte sich in den Pelzmantel und war sofort bereit, mit Karl überall hinzugehen. Er roch so gut, der Mantel war weich und

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