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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Scholz
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Kopftuch und meine Hand blieb hängen, erstarrt in der Bewegung, und irgendwie hatte ich auch noch meinen Stock verloren.
     
    ›Hi‹, sagt Nicolas, sein schwarz zerzaustes Haar in der Stirn und der brennende Vogel auf seinem T-Shirt, die Stimme lässt mich straucheln. Er küsst Maria auf die linke Wange und in mir rast alles gen schwarzer Katastrophe, aber dann küsst er sie auch auf die rechte und Erleichterung kommt in mir auf, das ist nur zur Begrüßung, denke ich, aber da ist sein Gesicht schon neben meinem und seine Lippen unter meinem Ohr, mein Magen macht ein komisches Geräusch und ich muss wieder lachen, nein husten, und drehe nicht schnell genug den Kopf, um ihm meine rechte Wange hinzuhalten, und so streifen sich unsere Lippen. Er lacht und küsst mich ganz dicht neben die Lippe, das ist doch nicht zur Begrüßung, denke ich, wenn ich das noch kann, denn die Steine unter mir sind locker, der Himmel dreht sich dagegen und mein Magen irgendwie im Kreis herum, von seiner Brust stürzt der brennende Vogel ins Meer und plötzlich ist der Abend vorbei, wir stehen im Schatten eines Baumes vor unserem Zelt, er hält mich umfasst und wir lachen, einfach nur so. 
     
    ›Warte‹, sage ich und mache das Zelt auf. Die Matte neben meiner ist leer, nur Sandkörner, Maria ist nicht da, denke ich, wo ist sie nur, und zerre meinen Schlafsack heraus.
    Wir legen uns hinter das Zelt unter die Bäume und er küsst mich, so wie er gestern Maria geküsst hat.
     
    Ich bin betrunken und kann die Augen nicht o ffen halten, und als ich sie doch aufmache, steht da Maria wie eine Erscheinung, mit zerzausten Haaren und ihrem Schlafsack unter dem Arm, sie schluchzt, ›Klara‹, schluchzt sie, ›darf ich zu euch kommen‹, und sie legt sich neben mich, sie legt ihren Arm um meinen Körper und vergräbt ihr Gesicht an meinem Hals, Sand und Tränen, und dann sind wir nur noch Körper, die sich umschlingen, und ich wage nicht mehr die Augen zu öffnen, damit es nicht aufhört.
    Die Sonne stand hoch und schien mir mitten ins Gesicht. Unerträglich heiß war es, und sein Kopf lag weitab von meinem, im Schatten. Wo ist Maria, dachte ich, Maria, und dann fiel mir wieder die Pa lme ein, aus der Milch gesprudelt war, oben heraus, wo der Stamm aufhört und die Blätter anfangen, war weiße Milch gesprudelt, als hätte die Palme Blätter aus Milch, vielleicht Cocosmilch, dachte ich, aber warum ist die Milch im Baum, warum schüttet der Baum so viel Milch aus, und ein Fisch versuchte sich in dem Milchsturz zu halten. Ein kleiner, orangefarbener Fisch, kein echter Fisch, sondern aus Plastik und mit orangefarbener Flüssigkeit gefüllt, aber trotzdem kämpfte er in dem weißen Rauschen und wollte nicht mitgerissen werden. Ein Blödsinn ist das, dachte ich, denn er hätte sofort herunterfallen müssen, vom Strudel überwältigt hätte er auf den Asphalt unter der Palme fallen müssen, wo die Milch in schmutzigen Bächen verlief, und dann dort herumzappeln. Da oben kann niemand sich halten, nicht mal ein kleiner orangefarbener Fisch, dachte ich, und zappeln kann er ja auch nicht, und dann merkte ich, dass ich schon wieder geträumt hatte.
    Ich muss den Kopf aus der Sonne bekommen, dachte ich und versuchte den Kopf in den Schatten zu schieben, aber es ging nicht, denn der Körper musste auch mit und dazu war er zu schwer und vor allem zu nackt, denn ich war nackt unter einem Tuch, das jemand über mir ausgebreitet hatte. Als ich mich verrutschen wollte, rutschte das Tuch weg, und ich war nackt, und erschrocken zog ich das Tuch wieder zurück.
    Ob er auch- dachte ich und schielte zu ihm hinüber, und tatsächlich, auch er war nackt, aber niemand hatte ein Tuch über ihn gebreitet, nur der Schlafsack, der voller Sand und Äste war, lag halb über ihm. Das geht doch nicht, dachte ich, er kann doch nicht so nackt da herumliegen und auch nicht mit dem Schlafsack, dazu ist es viel zu heiß, dachte ich und versuchte mich aufzusetzen, aber der Kopf war zu schwer und zog mich wieder nach hinten.
     
    ›Steh auf‹, sagte Marias Stimme aus weiter Ferne, steht auf, ich habe Pfirsiche gekauft.
    ›Wasser‹, sagte Nicolas in den Sand und streckte den Arm nach oben, während sein Gesicht noch in einer Mulde lag. Maria lachte und warf etwas auf mich, ein Kleid, das sie von der Wäscheleine vor dem Zelt genommen hatte.
    ›Danke‹, sagte ich, aber dann drückte sie ihm ihre zerbeulte Wasserflasche in die Hand. Er griff zu und richtete sich auf, den Mund

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