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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Scholz
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»Wie kommt denn um alles in der Welt – del Toro – mein Kätzchen – kennst du mich noch?«
    Er ging zu del Toro und wollte sie aufnehmen. Del Toro sah ihn verwundert an.
    Was die Katze schakt, wissen wir nicht, und sie selbst weiß es auch nicht. Dieser Mann kommt ihr bekannt vor – hatte sie ihn nicht gerade in ihrem Traum gesehen? Und die Stimme, diese tiefe Stimme – wo hatte sie die nur gehört?
    »Sie haben Ihren Bart verloren«, sagte Klara.
    Der Doktor achtete nicht darauf. Er fuchtelte wild mit den Armen und atmete tief ein und wieder aus, dann packte er die Baronin am Arm und zog sie mit sich hinaus. Die Hand des Doktors presste sich tief in den weichen Oberarm der Baronin, die nur ein dünnes, seidiges Hemd trug. Ohne ein Wort zu spr echen, verschwanden sie im Flur. Klara hörte ein aufgeregtes Flüstern, dann schnappte die Wohnungstür ein. Es war still. Klara und del Toro blieben allein zurück. Die Sonne schien hell auf das Parkett. Klara nahm die Katze auf den Arm und vergrub ihr Gesicht in ihrem weichen Fell.
    »Es ist so gut, dass du da bist, Katze«, flüsterte sie, »wenn ich auch nicht verstehe, wie das alles zusa mmenhängt.« Del Toro schnurrte, und gemeinsam begaben sie sich auf einen Streifzug durch die weitläufige Wohnung der Baronin.
    Zuerst ging Klara in die Küche. Die Küche hatte einen kleinen Balkon, der zu einem grauen Hof hi nausführte. Auf dem Balkon stapelten sich Getränkekisten. Auf der Anrichte standen zwei benutzte Tassen und eine Schale mit Zucker. Auf einem Brett lagen eine halbe Gurke, daneben ein Gurkenschäler und die Schalen der anderen Hälfte der Gurke. Sonst war alles blitzblank. Der Kühlschrank war aus Chrom und sehr still. Überhaupt war es sehr still, und Klara kraulte del Toro hinter den Ohren, damit sie wieder anfangen würde zu schnurren. Sie trat in den Flur und spürte den weichen Teppich unter ihren Füßen. Verwundert bemerkte sie, dass sie barfuß war. Sie sah an der Tür unter dem geschwungenen Kleiderständer aus Messing nach, aber sie konnte keine Schuhe entdecken, die ihr gehörten. Wie war sie eigentlich hier hergekommen? Sie konnte sich nicht erinnern. War sie nicht im Krankenhaus gewesen?
    Sie ging auf eine weiße Tür mit goldenem Griff zu und öffnete sie vorsichtig. Dahinter war es dunkel. Nur das Badezimmer, dachte sie erleichtert und trat ein. Der Druck auf den Lichtschalter bewirkte ein allmähliches Andimmen von rötlichgelbem Licht. Klara sah sich auf diese Weise langsam im Spiegel erstehen. Sepiafarben, dachte sie, das Wort habe ich doch heute schon einmal gehört.
    Die Badewanne war dreieckig und riesig. Einladend lagen auf einem Regal dicke, flauschige Handtücher bereit. Blaue Glasflaschen standen auf dem Rand der Badewanne. Klara ließ die Katze, die Bäder nicht mochte, herunter springen und öffnete eine der Flaschen. Öliger Latschenkiefernduft. Klara drehte das Wasser auf. Sie hielt die Hand unter den heißen Strahl, drehte das goldene Rad an der Wanne, um den Stöpsel im Ausfluss zu verschließen, und ließ das grünblaue Gel aus der Flasche in die Wanne tropfen. Zunächst sammelte es sich im flachen Wasser und bildete Formen, dann wurde es vom ansteigenden Wasser aufgelöst und begann zu schäumen. Das Wasser färbte sich grün. Klara starrte einen Moment lang in den sprudelnden Schaum. Das dauert sicher einen Moment, dachte sie, ich mag es nicht, in eine noch nicht voll eingelaufene Wanne zu steigen. Sie ging aus dem Badezimmer hinaus.
    Schräg gegenüber der Badezimmertür befand sich das Schlafzimmer der Baronin. Die Tür war nur a ngelehnt. In der Mitte des Zimmers stand ein riesiges Bett, über dem ein Spiegel angebracht war. Die Jalousien waren halb heruntergelassen, das Licht im Zimmer war dämmrig. Alles war sehr ordentlich, bis auf ein kleines, braunes Kästchen, das mitten auf dem flauschigen weißen Teppich vor dem Bett lag. Klara ging in das Zimmer und betrachtete das Kästchen. Es war verschlossen. Sie nahm es in die Hand. Es war sehr leicht und aus Holz, mit einem Schloss, wie man es an Tagebüchern für kleine Mädchen findet. Es wäre leicht zu öffnen, dachte Klara, mit einer Haarnadel, vielleicht im Bad… sie steckte das Kästchen in die Tasche ihrer Jacke und ging hinaus. Aus dem Bad kam Wasserrauschen. Das Bad, dachte Klara, ich will nur noch kurz die anderen Zimmer sehen, und öffnete vorsichtig eine weitere Tür.
     
     
    Überwältigende Helle ließ sie blinzeln. Das Zimmer hatte riesige Fenster, die

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