Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Scholz
Vom Netzwerk:
bis zum Boden reic hten, und durch die grell die Sonne herein schien. Die Wände waren vom Boden bis zur Decke mit Büchern bedeckt. Riesige Regale, an denen Halterungen für eine Leiter angebracht waren, bogen sich unter der Last. Klara trat ein. Am Fenster stand ein niedriger Tisch, auf dem sich Zeitungen, Zeitschriften und Berge von Papieren häuften. Zwei riesige, lederne Lehnsessel standen einander gegenüber und sahen aus, als brüteten sie seit Jahrhunderten über dem Schachspiel, das zwischen ihnen aufgebaut war. Durch die Fenster sah man auf den Hof hinaus, in dem ein Brunnen und eine weinüberwucherte Laube zu sehen waren. Auf dem Teppich vor dem Zeitschriftentisch lag eine Schere. Klara bückte sich und nahm die Schere. Sie lag gut in der Hand. Sicher würde sie sehr gut schneiden, dachte Klara und nahm eine Zeitschrift vom Tisch. Probehalber schlug sie sie in der Mitte auf und versuchte die Schere an einer Seite mit Werbung. Die Schere glitt durch das Papier.
     
     
    Karl hatte das weinende Mädchen im Garten des Krankenhauses zurückgelassen. »So was kommt vor«, hatte er zu ihr gesagt, »manchmal wollen andere nicht mit einem ausgehen.« Doch das Mädchen war stumm geblieben und hatte sich schließlich auf den Rand des Sandkastens gesetzt, wo es mit einem Stock im Sand herummalte und heftig schniefte.
    Karl war unruhig geworden. Er konnte nicht mehr weiter lesen. Er hatte den Haufen Papier, ohne jedoch auf die richtige Reihenfolge zu achten, auf seinen Schenkeln zu einem ordentlichen Stapel g eklopft, das Gummi darum gewickelt und den Stapel in seine Tasche zurückgelegt. Er war aufgestanden und aus dem Krankenhaus hinausgegangen. An der Ecke drückte sich ein räudiger, grauer Kater herum. Bei dieser Gelegenheit war Karl del Toro eingefallen, die er in der Aufregung einfach bei der Baronin vergessen hatte.
    ›Ich muss mich um die Katze kümmern‹, dachte Karl und machte sich auf den Weg zur Wohnung der Baronin.
    Das Tor zum Hof stand weit offen. Er ging hinein. Er drückte auf die Klingel neben der Wohnungstür, doch niemand öffnete. In seiner Tasche suchte er nach dem Schlüssel, den die Baronin ihm einmal gegeben hatte, »für Notfälle«, wie sie gesagt hatte.
    »Ist hier denn niemand?« fragte Karl., als er die Tür aufschob. Aus dem Badezimmer kam Wasse rrauschen. »Franziska?« Er klopfte an die angelehnte Tür. Keine Antwort.
    »Frau Baronin? Sind Sie da drin?«
    Langsam öffnete er die Tür. Im Badezimmer herrschte ein solcher Latschenkieferndampf, dass Karl kaum etwas erkennen konnte. Der Spiegel war beschlagen.
    »Hallo?« rief Karl, »was ist denn –«
    Er trat ins Bad und tastete sich bis zur Wanne. Seine Füße berührten Schaum. Die Wanne war bereits so voll, dass das Wasser den Schaum hinausgeworfen hatte. Schaumberge türmten sich auf dem Boden vor der Wanne, und langsam schwappten dünne Rinnsale heißen Wassers auf den Boden. Karl hatte noch nie eine so volle Badewanne gesehen. Als er den Wasserhahn ausdrehen wollte, verbrannte er sich an der Armatur die Hand.
    »Au!« brüllte Karl, und stürzte zum Waschbecken, um kaltes Wasser aufzudrehen. Er hielt seine Hand unter eiskaltes Wasser, und im Badezimmer wurde es noch dampfiger. Er nahm ein Handtuch als Schutz, drehte das heiße Wasser aus, trennte sich von dem kühlenden Wasser im Waschbecken und ging aus dem Bad hinaus. Seine Füße hinterließen Wassersp uren auf dem Teppich.
    »Also, das verstehe ich nicht«, murmelte er. ›Vie lleicht wollte sie baden und ist dann eingeschlafen‹, dachte er und öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Auf dem Teppich vor dem ordentlich gemachten Bett war ein kleiner, Karl unmerklicher Abdruck, wie von einem Kästchen, das dort gelegen hatte, und auch die Baronin war nirgends zu sehen. Karl zuckte zusammen, denn er meinte über sich eine Bewegung vernommen zu haben. Dann fiel ihm der Spiegel ein. Erleichtert holte er Luft. Ohne sich weiter aufzuhalten, verließ er das Schlafzimmer und blieb ratlos im Flur stehen.
    ›Wo sie nur sein mag‹, dachte er, sah in der Küche und im Esszimmer nach, fand aber keine Baronin.
    Als er die Tür zur Bibliothek öffnete, fand er immerhin das Klärchen, wenn auch nicht sofort.
    Klara saß in einem riesigen Berg aus Papie rschnipseln und zerrupften und zerrissenen Büchern und Zeitschriften. In der Hand hatte sie eine Schere, und sie beugte sich mit angestrengtem Gesichtsausdruck über etwas, das zwischen den ganzen Schnipseln vor ihr lag und nur für sie

Weitere Kostenlose Bücher