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Gott-Poker (German Edition)

Gott-Poker (German Edition)

Titel: Gott-Poker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Scholz
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Ledersofa gesunken und dort einfach sitzen geblieben. Del Toro saß auf dem Fensterbrett und sah entsetzt aus. Im Flur an der Treppe standen Sergej und Magdalena. Magdalena wurde von ihrem Schluchzen geschüttelt. Ohne die Arme zu heben, lehnte sie wie eine Puppe an ihrem Doktor, der sie fest im Arm hielt und manchmal ihren Kopf anhob, damit sie nicht erstickte. Sie standen so die halbe Nacht. Irgendwann brachte Sergej Magdalena ins Bett. Dann ging er hinunter, wo Franziska im Sitzen auf dem Sofa eingeschlafen war. Das Licht brannte hell und Nicolas war, weinüberströmt, wie er war, nach hinten gefallen und lag wie ein Toter.
    Sergej weckte Franziska auf, führte sie am Arm hinaus, löschte das Licht und brachte auch sie hi nauf. Zu dritt lagen sie oben im großen Bett.
    »Wo war er nur«, flüsterte Franziska ins Dunkel hinein, »er ist über und über voller Staub und Spinnweben. Hast du es gesehen?«
    »Ja«, sagte Sergej, »ich weiß es doch nicht.«
     
    Im Morgengrauen wachte Nicolas auf und sah um sich. Er ging in die Küche, trank Wasser aus der Leitung wie ein Tier und wankte dann die Treppe hinauf, ins Schlafzimmer, wo er sich vor dem Bett auf den Boden kauerte. Magdalena schlief nicht, sie starrte mit grau verwässerten Augen in das dämmrige Zimmer. Als Nicolas sich vor das Bett auf den harten Boden legte, zog sie eine Decke heran und deckte ihn damit zu. Ihre Hand ließ sie auf seinem zusammen gekrümmten Rücken liegen. Beruhigt durch die Anwesenheit seines Körpers, schloss sie die Augen und schlief ein.
     
    Sie erwachte früh. Der Regen hinterließ Schlieren an den verschmierten Scheiben. Magdalena drehte sich zu Sergej und Franziska um. Sergejs Hand lag dicht neben Franziskas Gesicht auf dem Kopfkissen, als hätte er im Versuch, ihr übers Haar zu streichen, gezaudert und die Bewegung angehalten.
    Sie setzte sich auf. Nicolas lag unverändert z usammengekrümmt auf dem Boden vor dem Bett. Sein Atem war nur am leisen Heben und Senken seines Oberkörpers auszumachen.
    Magdalena rutschte ans vordere Ende des Bettes. Ihre Beine zitterten, als sie versuchte, aufzustehen. Sie steckte noch immer in ihrem blutverschmierten Leinenkittel. Sie starrte auf ihren linken Fuß. Zw ischen den Zehen war dickflüssiges Blut zu einer brüchigen, bräunlichen Kruste getrocknet. Magdalena wankte zur offenen Tür hinaus, die Treppe hinunter. Sie öffnete die Tür zu diesem Raum hier. Die Tiere gaben leise Geräusche von sich. Einige schliefen, eingerollt auf den Tischen oder zwischen den Fellen der bereits getöteten Tiere. Andere sahen, als die Tür sich quietschend öffnete, erwartungsvoll auf und streckten sich Magdalena entgegen. Magdalena schloss die Tür hinter sich, öffnete die Kommode und nahm einen frischen Kittel heraus. Sie presste das Gesicht in das raue Leinen. So stand sie einige Zeit. Dann legte sie den Kittel wieder zurück und riss stattdessen den Schlüssel für das Geheimfach von der Innenseite der Tür. Sie öffnete das Fach, entnahm ihm einen Haufen Papiere und ein kleines, in Samt geschlagenes Kästchen. Dann verließ sie den Raum. Vor der Tür kam ihr del Toro entgegen. Sie kniete kurz nieder und strich der Katze mit der Fingerspitze über die Nase. Dann ging sie nach oben, schlich sich in ihr Schlafzimmer, legte die Papiere und das Kästchen aufs Bett und nahm ein Handtuch aus dem Schrank. Dann ging sie hinüber ins Badezimmer und versperrte die Tür hinter sich.
    Sie riss den verkrusteten Kittel von ihrem Körper. Nackt kauerte sie vor dem Boiler und entfachte mit zittrigen Fingern ein Feuer. Das Wasser schoss z uerst bräunlich und eiskalt, dann immer klarer und wärmer werdend, aus dem rostigen Hahn hervor.
    Magdalena stieg in die Wanne und ließ sich von dem Wasserstrahl überströmen. Dann stand sie wi eder auf, holte aus einer Kiste auf dem Fensterbrett einen Haufen Stahlwolle, stieg wieder zurück in die Wanne und begann sich mit dem harten Stahlgestrüpp abzubürsten. Das Wasser färbte sich dunkelbraun. Magdalena konnte nicht aufhören. Allmählich flossen hellrote Schlieren aus ihrer aufgeriebenen Haut und mischten sich ins rostbraune Wasser. Schließlich drang durch das Geräusch der Stahlwolle, durch das Wasserrauschen und das Knistern und Pochen des Boilers, ein zaghaftes Klopfen zu ihrem Ohr. Magdalena legte die Stahlwolle, mit der sie hart und hektisch über ihren Körper geschrubbt hatte, beiseite und drehte das Wasser ab. Sie erschrak. Ein rosa Film überzog große Flächen

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