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Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Gott und die Staatlichen Eisenbahnen

Titel: Gott und die Staatlichen Eisenbahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ustinov
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Lächeln. »Keinen Centime werde ich zahlen!« rief Demoruz empört. »Aber du irrst dich, wenn du glaubst, ich würde meine Hand noch länger mit dieser schmutzigen Uhr besudeln.« Er nahm sie ab und warf sie auf die Theke. »Da hast du!«
    »Ich werde die Uhr nicht anfassen. Nimm sie mit, und schaffe sie mir aus den Augen. Ich will euch beide nie wieder sehen!«
    Demoruz wußte nicht weiter. Er war in seiner Würde gekränkt. Plötzlich hielt er die Uhr – törichterweise – dem Gendarmen hin.
    »Ist das ein Bestechungsversuch, Onkel Albert?« fragte der Gendarm herablassend. »Ich bin im Dienst, wie du weißt.« Verzweifelt überreichte Demoruz die Uhr Monsieur Petiton, der sie ungeduldig beiseite schob. »Ich habe mehr Uhren, als ich gebrauchen kann«, sagte er. »Und bessere als diese hier.«
    »Also gut!« donnerte Demoruz, der plötzlich Licht am Ende des Tunnels sah. »Ich werde euch etwas sagen. Ich schicke die Uhr der Italienerin zurück und deklariere auf dem Umschlag den korrekten Inhalt und Wert. Und im übrigen, verdammt, könnt ihr alle machen, was ihr wollt!«
    »Sind Sie damit zufrieden, Monsieur?« fragte der Gendarm Monsieur Petiton.
    Petiton war, ehrlich gesagt, etwas enttäuscht von solch einem unerwarteten Feuerwerk der Großzügigkeit. Er hatte es nicht vorausgesehen. Dergleichen kommt selten vor im Banken- und Investitionsgeschäft. »Ich finde, es ist eine vernünftige Lösung«, meinte er, »auch wenn der augenfällige Versuch, ein Dienstmädchen zu betrügen, ungeahndet bleibt. Hätte ich mich nicht der Sache angenommen, dann stünden wir jetzt vor einem schweren Fall sozialer Ungerechtigkeit.«
    »Wieviel bezahlen Sie der Italienerin?« fragte Demoruz, blanken Hohn in den Augen.
    »Das geht Sie überhaupt nichts an!« erwiderte Petiton mit schneidender Stimme.
    »Ich dachte, ich sollte es einmal zur Sprache bringen, wenn wir schon von sozialer Ungerechtigkeit reden«, beharrte Demoruz. »Hoffentlich ist es mehr als der elende Hungerlohn, den Sie meiner Frau bezahlen. Sechs Franken pro Stunde! Er ist stinkend reich, er wälzt sich im Geld und bezahlt die niedrigsten Löhne im ganzen Dorf. Außerdem geht es meiner Frau gar nicht gut in letzter Zeit. Vorsicht also, Monsieur, wenn Sie von sozialer Ungerechtigkeit reden. Vorsicht.« Petiton wurde rot vor Zorn.
    Knüsperli kam ihm zu Hilfe. »Sechs Franken pro Stunde? Dann mußte deine arme Irene sechseinhalb Stunden schuften, um dir diese Uhr zu kaufen. Auch du solltest vorsichtig sein, Albert, wenn du von sozialer Ungerechtigkeit redest.«
    »Ich bring’ dich um, wenn du mich beim Vornamen ansprichst! Für dich bin ich immer noch Monsieur Demoruz, du elender Hund!«
    Der Gendarm trennte die beiden und führte Demoruz schwankend und stolpernd im Polizeigriff hinauf zu dessen Chalet. An diesem Abend soff Demoruz wirklich über den Durst. In seinem Herzen brodelte eine eiskalte Frustration. Er haßte alles und jeden, er prügelte seine Frau und trank Lie direkt aus der Flasche. Sein Hemd war in Schnaps gebadet, so oft hatte er mit dem Flaschenhals seinen Mund verfehlt. Als seine Frau ihm das Nachtmahl hinstellte, schleuderte er den Teller durchs Zimmer. Er brannte sich eine seiner scheußlichen Zigarren an, doch weil ihm übel wurde, warf er sie aus dem Fenster. Sie landete auf einem Haufen Stroh, der trotz der Kälte bald zu glimmen und dann zu lodern anfing. Madame Demoruz roch den Qualm. Sie lief mit einem Eimer voll Wasser hinaus, aber der Wind wehte brennende Strohhalme gegen die alten Holzplanken der Scheune, die sogleich Feuer fingen. Als die örtliche Feuerwehr – lauter Freiwillige – am Schauplatz auftauchte, war die Scheune nur noch ein hohles Balkengerüst. Die Feuerwehr kam bei solchen Gelegenheiten öfter zu spät, weil sie es sich nicht nehmen ließ, in vollständiger Uniform am Ort des Geschehens aufzumarschieren. Man konnte nichts anderes tun, als die Scheune ihrem Schicksal zu überlassen und Schnee an die Wände des Chalets zu werfen, für den Fall, daß sich die Windrichtung änderte. Ein satanisches Grinsen auf dem Gesicht, stand Demoruz da und sah seine Scheune brennen. Er knurrte ein einziges Wort: »Knüsperli«, dann wischte er sich glimmende Funken vom Ärmel, holte die Axt aus dem Holzverschlag und wankte ins Dorf. Dort zertrümmerte er das Schaufenster von Knüsperlis Laden und leistete keinen Widerstand, als der Gendarm kam, um ihn zu verhaften.
    Halbwegs nüchtern am anderen Morgen, weigerte er sich zu glauben,

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