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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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hemmungsloser geführten Kampfs der Konfessionen zu haben waren.
    Vielleicht weil das Gespräch sich immer weiter verzweigte, offenbarte er mir schließlich, warum er so eilig nach Bagdad bestellt worden war. Er sollte in einem Unfall ermitteln, bei dem sich zwei Nächte zuvor ein Militärfahrzeug überschlagen hatte. Zwei Männer waren dabei getötet, zwei weitere schwer verletzt worden, und noch war nicht klar, ob ein Sprengsatz den Unfall ausgelöst hatte oder ob die Männer betrunken gewesen waren. Irgendetwas bei diesem Unfall stimmte nicht, deswegen musste er so schnell zurück nach Bagdad. Die betroffene Gruppe sollte seiner Aufsicht unterstellt werden, nachdem sie vorher nur unter der Führung der Privatfirma gestanden hatte. Er hatte von seinem Auftrag, die Gruppe zu leiten, erst kurz vor seiner Abreise erfahren. Nach seiner Rückkehr sollte er mit der neuen Aufgabe beginnen. Daher kannte er die Männer selbst noch nicht und die Gruppe war die letzten zehn Tage ohne Aufsicht gewesen.
    Schließlich berichtete er mir auch noch von seiner inoffiziellen Arbeit, die mit seinem Aufenthalt in Beirut und in Damaskus in Zusammenhang stand, nämlich dem Sammeln von Informationen darüber, wie Terroristen von palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon aus auf syrisches Gebiet gelangten und wie sie von dort die Grenze zum Irak überquerten. Er erwähnte dies unter Verweis auf meine Geschichte, die gut dazu passe. Es schien, als hätten wir geradezu dieselbe Mission, wenn die meine auch nur ein Zweig eines großen Ganzen war.
    Miller wurde unterbrochen, als der Captain durchgab, dass wir uns im Landeanflug auf Bagdad befänden.
    Der Saddam-Airport, der jetzt Internationaler Flughafen Bagdad hieß, glich keinem anderen Flugplatz auf der Welt. Es gab keine Durchsagen über ankommende oder abgehendeFlüge, Dreck lag in allen Fluren herum, und die Haupthalle war vollkommen unübersichtlich. Auch die Passagiere unserer Maschine waren nicht wie normale Reisende. In die Freude, den Flug überstanden zu haben, mischte sich auf ihren Gesichtern Beklommenheit und Anspannung, so als ob jederzeit noch etwas passieren könnte, was ihre Erleichterung, heil angekommen zu sein, zunichtemachen würde. Das Einzige, was sie ein wenig beruhigte, war die Tatsache, dass sie von schwer bewaffneten Männern abgeholt wurden.
    Am Zoll wurden wir nicht durchsucht. Wir standen kurz an der Abfertigung, durften dann aber dank Millers Militärzugehörigkeit schnell passieren. Als wir das Flughafengebäude verließen, gab er mir zu verstehen, wie sehr er die Zöllner verachte, weil sie sich bestechen ließen und dies damit rechtfertigten, dass sie einen so schweren Job hätten. Für solch unmoralisches Tun gebe es doch keinerlei Entschuldigung! Mir schien sein Kommentar überflüssig. Wenn es seinem Land so gutging, was interessierte ihn dann das Verhalten von Zollbeamten eines Landes, das durch Embargo und Besatzung verarmt war?
    Vor dem Flughafen erwartete uns ein Hummer-Jeep, der von zwei gepanzerten Fahrzeugen begleitet wurde. Wir passierten die Militärcheckpoints an der Einfahrt zum Flughafen. In einiger Entfernung davon waren die Reste von Selbstmordanschlägen zu einem Haufen Metall aufgeschichtet. Zu beiden Seiten der Straße verwandelten sich die Grünanlagen in faulig stinkende Sümpfe mit Papyrusschilf und voller Insekten, und immer wieder sah man Motorblöcke ausgebrannter Autos neben Bombentrichtern liegen.
    Der Flughafen war von Bagdad nur zwanzig Autominuten entfernt. Der Major warnte mich vor möglichen Zwischenfällen; an der Strecke würden immer wieder Minen gelegt, und kaum ein Tag vergehe, an dem sie nicht mit Mörsergranatenbeschossen würde. Gestern, berichtete der Fahrer, habe eine Bombe einen Soldaten einer amerikanischen Patrouille getötet und mehrere seiner Kollegen verletzt, und heute sei neben dem Beschuss der Landebahn der Verkehr auf der Straße wegen der Entschärfung einer Mine stundenlang aufgehalten worden. Nicht zufällig nenne man die Strecke »Straße des Todes«.
    Miller hatte mir ein Zimmer im Al-Rashid-Hotel in der Grünen Zone reserviert. Diese war schwer gesichert, und wer hineinwollte, musste eine Vielzahl von Kontrollen über sich ergehen lassen. Nur wer für die US-Armee, die Regierung oder das Parlament tätig war oder schon vorher hier gewohnt hatte, durfte überhaupt hinein. An der Einfahrt stand ein eisernes schwarzes Schild, auf dem in Weiß zu lesen war: »Halt! Sie befinden sich im

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