Gottes blutiger Himmel
Armeen, und dieser erläuterte, die Heere des Guten umfassten Amerikaner, Europäer und Israelis, die des Bösen Araber, Russen und Chinesen. »Der Sieg aber wird den Streitmächten Gottes gehören«, schloss Barcley.
Ein Infanterist, neben den Miller sich gesetzt hatte, klagte über Schuldgefühle, weil er wehrlose Zivilisten getötet hatte. Ein Mann mit Frau und Kind hatte versehentlich bei einem Kontrollpunkt nicht angehalten. Die Soldaten hätten Anweisung gehabt, auf sich mit hoher Geschwindigkeit nähernde Fahrzeuge zu schießen. In diesem Fall sei das Auto nicht besonders schnell gefahren, aber sein Finger sei eben schnell am Abzug gewesen. Es sei schrecklich gewesen, drei Menschen, die einen Augenblick zuvor noch gelebt hatten, tot aus dem Fahrzeug zu ziehen. Es seien keine Terroristen gewesen, und er könne seither nicht mehr schlafen. Aber Barcley erwiderte: »Nur keine Schuldgefühle! Es war Gottes Wille. Töte sie alle, tu deine Arbeit, und verschone keinen von ihnen. Überlasse Gott, über sie zu richten.«
Die Antwort löste ein leises Murmeln des Missfallens aus, woraufhin der Reverend mit erhobenen Händen zur Ruhemahnte und darlegte, dass man immer wieder aus Anspannung, Angst oder Unsicherheit oder auch nur aus einem Verdacht heraus schieße und dass manche Soldaten im Gefecht eben auch Frauen und Kinder töten müssten. Da dies aber unabsichtlich geschehe, müssten sie sich nicht als Verbrecher fühlen.
»Ich sage diesen Soldaten: Ihr habt das Richtige getan. Ihr seid nicht dafür zu belangen, denn es war das Wirken Gottes.«
Ein Soldat widersprach: »Es gibt aber auch Soldaten, die aus Spaß töten.«
Barcley lächelte und antwortete undeutlich, dass Gott bereit sei zu vergeben, und wenn es ein juristisches Problem sei, dann gälten mildernde Umstände.
Ein Vertragssoldat von massiger Gestalt, der als VIP-Personenschützer tätig war, wollte wissen, welchen Rang der Krieg im Irak in Gottes Plan einnehme.
»Dieser Krieg ist die Vorstufe zur Erfüllung der Prophezeiung über Damaskus«, erklärte Barcley. »Damaskus wird schon bald zerstört werden und nur noch ein Haufen Trümmer sein.«
Einem schwarzen Corporal gefiel der Vortrag nicht. Er erhob sich und sagte, dass der Islam seines Wissens eine Religion wie das Christentum und das Judentum sei. Die Muslime beteten zum selben Gott, und ihr Glauben halte sie von schlechten Taten ab. »Wenn der Islam eine Religion ist«, so der Reverend, »dann ist es eine niederträchtige. Ihr Anführer Mohammed war ein Terrorist, der Christen und Juden mit dem Schwert tötete. Zudem war er gierig nach Frauen und heiratete so viele, dass selbst kleine Mädchen ihm nicht entgingen. Er vergewaltigte sie! Kann denn ein wahrer Prophet sündhaft sein?« Der Corporal schüttelte ungläubig den Kopf. Er sagte: »Ich weiß zwar nicht viel, aberSie sagen nicht die Wahrheit.« Damit verließ er den Saal, und es entstand erhebliche Unruhe. Der Reverend beendete seinen Vortrag, und die Teilnehmer erhoben sich und gingen.
Miller wartete, während der Saal sich leerte, trat zu Barcley und stellte sich ihm vor. Dessen Gesicht verfinsterte sich, er presste die Lippen aufeinander, begrüßte Miller kühl und bat ihn schroff, er möge sich kurzfassen, denn er könne ihm nicht viel Zeit widmen. Miller konfrontierte ihn ohne Umschweife mit den Massakern, die die Truppe, die Barcley betreute, offenbar begangen hatte. Er bat um eine Erklärung und um Informationen.
»Ich weiß nicht mehr als andere«, erwiderte Barcley. »Sie waren beauftragt, Aufständische festzunehmen, die Fahrzeuge in die Luft sprengen und unsere Soldaten töten. Mein Beitrag bestand nur in einem kurzen Gebet, das ich für sie sprach, bevor sie aufbrachen. Ich segnete sie, und sie sprachen mir nach: Herr, hilf uns, die schlechten Menschen aufzuspüren, und verzeih uns, wenn wir sie töten.«
»Aufgespürt haben sie sie offenbar.«
»Der Herr hat ihnen geholfen.«
»Glauben Sie, dass er ihnen auch verzeihen wird? Ihre Leute haben mehrere Massaker verübt. Sie haben unschuldige Männer, Frauen und Kinder getötet. Sie hätten sie davon abhalten sollen, anstatt sie zu segnen.«
»Ich habe meine religiöse Pflicht ihnen gegenüber erfüllt.«
»Was haben die Männer denn gesucht?«
»Ich habe sie nicht gefragt.«
Der Pfarrer beantwortete Millers Fragen mürrisch und unfreundlich. Miller sagte: »Wenn Sie von den nächtlichen Überfällen wussten, dann wussten Sie auch, dass sie dafür keine Erlaubnis
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