Gottes blutiger Himmel
hatten. Antworten Sie mir bitte wahrheitsgemäß. Ich weiß viel über Sie.«
»Ich lüge Sie nicht an. Vergessen Sie nicht, dass Sie mit einem Geistlichen sprechen.«
»Ich weiß auch von der Million Dollar, die Ihnen versprochen wurde. Wofür sollten Sie belohnt werden?«
Barcley zuckte kurz zusammen, fing sich aber wieder. »Eine Million Dollar? Glauben Sie denn, die Soldaten finden irgendwo eine Goldmine?«, fragte er spöttisch und lächelte dabei niederträchtig. Miller hatte es noch nicht geschafft, ihn in die Enge zu treiben.
»Ich scherze nicht mit Ihnen. Ich habe Informationen darüber, dass Sie mit der Gruppe gemeinsame Sache machen.«
»Sie beschuldigen also einen christlichen weißen amerikanischen Geistlichen! Seien Sie vorsichtig! Die Armee hat keine Macht über mich und auch sonst niemand außer Gott.«
Miller ertrug es nicht, wie sich dieser Pfarrer wand, der ihn nicht nur anlog, sondern auch noch Gott für sich ins Spiel brachte. Er war als Söldner für Metracorp tätig. Was sollte ihn daran hindern, Soldaten unter dem Banner Jesu zum Töten zu schicken? »Folgen Sie dem Ruf des Herrn! Stellen Sie sich ihm nicht entgegen, auf dass Sie nicht im Höllenfeuer enden«, versuchte ihn der Reverend mit frechem Grinsen einzuschüchtern. Barcley benahm sich, als sei es ausgeschlossen, ihn wegen eines Verbrechens zu belangen. Miller packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich heran. »Sie haben mir diesen Zettel unter der Tür durchgeschoben!«
Barcley war überrascht von Millers wütendem Blick und seiner Faust, die ihn am Hals packte. Er röchelte etwas der Art, dass der Krieg für den Glauben geführt werde. »Für die Demokratie«, hielt Miller dagegen und stieß ihn mit beiden Händen weg. Barcley fiel über einen Stuhl. Er richtete sichauf, blieb aber auf dem Boden sitzen und rief wutentbrannt: »Sie Narr! Statt diese Gelegenheit für Katholiken und Protestanten zu nutzen, die muslimischen Banden auszumerzen, haben Sie Mitleid mit Irakern! Das sind muslimische arabische Schurken, denen der Unglaube angeboren ist. Sie hängen einer Terrorreligion an, deren Buch sie streng befolgen. Es befiehlt ihnen, Christen nachzustellen und sie zu töten, wo immer sie sie treffen!«
»Das Recht auf Leben gilt auch für sie«, brummte Miller.
»Sagen Sie das nicht, Major«, erregte sich Reverend Barcley weiter. »Die Leute, die Sie verteidigen, sind des Lebens nicht würdig! Sie sind minderwertiger Abstammung, sie sind Tiere, die man im besten Falle anschreit. Wenn Sie und andere diese Leute befreien und ihnen Demokratie bringen wollen, dann kann ich nur sagen, dass sie die nicht verdienen. Sie sind böse, und wir sind im Recht! «
»Ich werde alles tun, um Sie hinter Gitter zu bringen!«
»Begreifen Sie nicht, was wir hier erreicht haben? Wir zwingen sie, die immer behaupten, sie würden sich nur vor ihrem Herrn verneigen, zu unseren Füßen niederzuknien.«
»Bringen Sie mich nicht so weit, Sie zu töten!«
»Ich warne Sie, Major! Sie sehen Gottes Weltenplan nicht, der für alle Zeitalter seit Anbeginn der Schöpfung und von Ewigkeit zu Ewigkeit gilt.«
Die hitzige Begegnung endete damit, dass Miller dem Reverend ein weiteres Mal drohte, ihn verhaften und vor allem suspendieren zu lassen.
Miller sprach sofort beim Colonel vor und klärte ihn darüber auf, was für einen kriminellen Geistlichen mit zweifelhafter Vergangenheit Metracorp deckte. Er bat darum, Barcley festnehmen zu lassen, damit er ihn in Haft vernehmen könne. Der Colonel hob die Augenbrauen, schien aber nicht überrascht. Er erhob sich von seinem Bürostuhl undging nervös hin und her, um seine Wut zu zügeln. Dann blieb er plötzlich stehen und sagte zu Miller gewandt:
»Hören Sie, Miller, wir kramen nicht in der Vergangenheit der Leute, mit denen wir zusammenarbeiten. Die meisten haben eine dubiose Geschichte, aber wenn wir all dem nachgehen wollten oder ethische Maßgaben für ihre Verwendung aufstellen würden, dann käme überhaupt niemand mehr in den Irak. Wollen Sie wissen, mit was für Leuten wir uns hier einlassen? Chilenische Militärs aus der Zeit von Pinochet, die Oppositionelle zu Tode gefoltert haben, ohne dass ihr Land sie dafür belangt hat. Offiziere aus Südafrika, die zur Zeit der Apartheid politische Morde begangen haben und die spezialisiert darauf waren, jeden Aufstandsversuch im Keim zu ersticken. Wir haben ehemalige Fallschirmspringer aus Frankreich und Belgien, denen schlimmste Untaten nachgesagt werden, und wir
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