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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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mehr geholfen, und sie wäre gewiss weniger schmerzhaft.
    Aber ich brachte nicht den Mut auf, es ihr zu sagen. Wir kamen aus dem Café, und die Nacht war so berauschend, dass sie dazu einlud, Sana zu umarmen, nicht um eine schöne Beziehung mit ihr zu beenden. Ich beschloss daher, es ihr erst dann zu sagen, wenn wir im Auto wären und uns nicht gegenübersäßen. Um nicht zu schnell bei ihrer Wohnung anzukommen, nahm ich die Stadtautobahn von Mazze und war nun, ohne es bemerkt zu haben, schon fast selbst zu Hause. Ich war ganz eingenommen von dem Gedanken an eine Trennung ohne Groll, deren Zeit gekommen war. Sana würde es sicher verkraften. Aber obwohl ich von der Richtigkeit meiner Entscheidung überzeugt war und meinte, nüchterner zu sein als jemals zuvor, blendete ich im entscheidenden Moment meine Vernunft aus. Ich ließ alle Disziplin und Entschlossenheit fahren und gab meinen Gefühlen nach, die zu verbergen über meine Kräfte ging. Stattdessen sagte ich zu Sana, dass ich sie liebte und dass ich unter diesem Gefühl litt, aber nicht davor fliehen wolle, wer weiß, vielleicht würde es uns für unser Leid in der Vergangenheit entschädigen. Mir war, als hätte ich jeden Schutz abgelegt und würde ins Bodenlose fallen, als sie mich dafür zärtlich umarmte und ihr eine Freudenträne über die Wange lief. Mein Geständnis hob mich schon im nächsten Moment über alle Wolken, und die Welt lag mir zu Füßen! Das Bett, das uns danach vereinte, war nicht nur ein weicher Ort, an dem wir Kleidung und Scham ablegten, sondern hier legten wir auch alle Lügen ab. Ich begriff, und dieses Gefühl ist mir noch jetzt gegenwärtig, was ich mir bis dahin angetan hatte. Ich hatte nur für andere und für Ideen gelebt, für Fortschritt und Zukunft, für eine Gerechtigkeit, die nie kam. Ichwurde gewahr, dass das Leben verdiente, gelebt zu werden, und sei es in Sklaverei, Unrecht und Bedrückung, solange es eine Frau gab, die mir ihre Seele und ihren Körper schenkte. Und warum sollte sie nicht auch meine Seele und meinen Körper haben?
    Wenn mir mein Leben damals so wertvoll vorkam, wie sollte mir heute das Leben meiner Kinder weniger bedeuten – sei es Samers oder das Leben dessen, mit dem Sana schwanger war? Es stand mir nicht an, ihnen ihr Leben vorzuenthalten, wenn ich selbst in der Lage war, sie vor ihren eigenen Fehlern zu retten. Das Leben ist eine Chance, und sei es einfach nur, um gelebt zu werden.
    Miller kam und unterbrach meinen Gedankenfluss. Er berichtete mir, Jimmy hätte ihn um Erlaubnis gebeten, Captain Harry im Militärkrankenhaus zu besuchen, diesmal in seiner eigentlichen Eigenschaft als Korrespondent, der über Kriegsversehrte und ihre Verwundungen berichtete. Der Captain war Untersuchungsgefangener und stand gleichzeitig unter medizinischer Beobachtung. Zu besuchen war er nur mit Erlaubnis Millers und des Oberarztes. Miller war in Rage über Jimmys Bitte. Statt dass er seinen Gewährsmann aufdeckte, verschwendete er seine Zeit, indem er durch die Stationen des Krankenhauses schlenderte, bis er seinen Rundgang beim süß von Blut träumenden Captain Harry beendete und dazu noch verlangte, man möge ihn mit ihm so lange wie möglich allein lassen!
    Was wollte er aus einem Mann herauskriegen, der schlief und, wenn er denn erwachte, nur wirres Zeug stammelte? Glaubte er etwa, so einer könnte ihm eine Story liefern? Aber Jimmy bedrängte ihn so, dass Miller es ihm nicht verwehren konnte. Schließlich hatte ihm Jimmy bisher, so meinte er, viel geboten, ohne eine Gegenleistung dafür zu erhalten. Hatte er ihm wirklich etwas geboten? Hatte er Miller nichteher in ein Labyrinth gelockt, in dem er wertvolle Zeit verlor, Zeit, die immer knapper wurde? Es blieben ihm nur noch Stunden, die zusehends verrannen, dann würde die ihm zugestandene Frist ablaufen. Ihm war klar, dass er weiteren Aufschub nicht bekommen würde.
    Millers Gedanken schwirrten umher, er arbeitete die ganze Nacht weiter und wartete auf Jimmy, obwohl er sich von ihm nichts mehr erhoffte. Er argwöhnte schon, dass Metracorp selbst ihm diesen Journalisten aufgehalst hatte, um seine Mission zu durchkreuzen. Er fühlte sich von allen belagert. Aber er fasste einen Entschluss. Bevor er sich zurückzöge, würde er in seinem Bericht ausführlich darlegen, welche Hürden man ihm in den Weg gestellt hatte, und mit der Bemerkung abschließen, dass es unter seiner Würde sei, eine Untersuchung weiterzuführen, die von allen Seiten behindert und die nicht

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