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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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Darmriss sterben würde; als sie jedoch sahen, dass dies länger dauerte, als sie erwartet hatten, sahen sie sich gezwungen, ihn zu erschießen. Denn was der Arzt nicht wusste, war, dass die Entführer ihn öffentlich vorgeführt hatten, bevor sie ihn töteten. Als die Betenden aus der Moschee kamen, brachten sie Salman auf den Vorplatz, damit die Menge ihn sähe, wie er verrückt vor Schmerzen herumhüpfte. Niemand ahnte, was dieser Junge hatte, der, von Bewaffneten umringt, wie ein Hund heulte. Schließlich eröffnete einer von ihnen das Feuer, als Umstehende versuchten, ihm zu helfen.
    Salmans Familie wagte nicht, eine Trauerfeier für ihnabzuhalten, ja nicht einmal, ihn zu bestatten. Man hatte sie angewiesen, seine Leiche abzuholen und sie zur Warnung für andere drei Tage lang an einem Strommast aufzuhängen. Die Familie hatte die Nacht über mit der Regierung telefoniert, die wiederum Kontakt mit schiitischen Autoritäten aufgenommen hatte. Schließlich handelten diese mit den Extremisten, die Salman gefoltert hatten, aus, dass man ihn nicht zur Schau stellen müsse, und versprachen ihnen dafür irgendetwas. Die Entführer beharrten aber darauf, dass er nicht auf einem Friedhof bestattet werden dürfe, sondern auf einem Müllplatz ohne Waschung und Gebet zu verscharren sei.
    Jonathan hatte es noch mit einer List versucht. Er hatte ein mit Lumpen gefülltes Leichentuch auf den Müllplatz werfen lassen und die Eltern und Geschwister Salmans unter Bewachung zum Friedhof begleitet, wo der Vater um seinen Sohn und die Mutter um ihre Tochter weinen konnten. Aber soeben hatten sie ihn angerufen und ihm mitgeteilt, dass sein Grab geschändet und seine Leiche durch die Straßen geschleift worden sei.
    Jonathan machte sich Vorwürfe, dass er Salmans grausames Schicksal hätte verhindern können. Er hatte ihn in den Tod geschickt, als er ihn nicht hier auf dem Boden hatte schlafen lassen, obwohl Salman sein eigenes Ende hatte kommen sehen.
    Ich verließ Jonathan mit einem letzten Blick auf die Grüne Zone. Sie lag ruhig, fast schlafend in der Sonne. Ich würde sie ohne Bedauern verlassen, und wenn ich Glück hätte, würde ich sie nie wiedersehen.
    Auf dem Weg zum Café Shahbandar bemühte sich Fadhil erneut, mich von meinem Vorhaben abzubringen. Die Gruppe, die mich weitergeben wolle, sei niemandem bekannt, man könne ihr nicht trauen, und die Partei könne für meineSicherheit nicht garantieren. Zumindest müsse irgendjemand, den man kenne, für mein Leben einstehen. Ich war in Gedanken und hörte Fadhil kaum zu. »Haben Sie wenigstens Major Miller informiert?«, fragte er mich, zum zweiten Mal, wie mir jetzt auffiel. »Miller ist in Schwierigkeiten«, sagte ich. »Sie wollen ihn zwingen, die Armee zu verlassen.«
    Ich versicherte Fadhil, dass ich nicht vorhätte, in die Grüne Zone zurückzukommen. Ich hatte alle Kontakte abgebrochen. Die Leute, die für mich hätten da sein sollen, steckten selbst nicht nur in Schwierigkeiten, sondern in Katastrophen, und ich wollte nicht, dass sie Verantwortung für mein Bleiben oder Gehen trugen. Wenn ich Glück hätte, würde es am Ende auch al-Qaida nicht schwerfallen, mich zur syrischen Grenze zu bringen.
    Fadhil parkte in der Nähe des Cafés, wir betraten es und warteten auf unseren Bekannten von der Baath-Partei. Es waren nicht viele Gäste da, und ich dachte, die Operation könnte vonstattengehen, ohne dass jemand im Café Verdacht schöpfen würde. Ich würde nicht nur abgeholt, sondern würde, wenn alles glattlief, mich auch von Fadhil verabschieden müssen. Wir würden uns wohl nie wiedersehen. Seine Miene blieb angespannt, er hoffte, es würde etwas passieren, was die Sache im letzten Moment vereitelte.
    »Ich werde Ihnen in meinem Auto mit etwas Abstand folgen«, sagte er. »Ich werde Sie nicht aus den Augen lassen.«
    »Das würde mich erst recht in Gefahr bringen«, wandte ich ein. »Wenn sie merken, dass sie verfolgt werden, glauben sie, die ganze Sache wäre ein Hinterhalt. Denken Sie nur nicht daran, irgendetwas in dieser Art zu tun«
    Ich war immer noch dabei, ihn von seiner Idee abzubringen, da klingelte mein Telefon. Es war Jonathan. Er teilte mir mit, dass Miller soeben ins Krankenhaus eingeliefert worden sei. Es gehe ihm sehr schlecht, wahrscheinlich habe erversucht, sich umzubringen. Ich war schockiert. Selbstmord hatte ich Miller nicht zugetraut. Jonathan wollte wissen, was Miller gestern zu mir gesagt habe. Er habe vorhin noch eine SMS von ihm erhalten, dass

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