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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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gilt, es gibt eine Gruppe, die Sie an dieweitergeben würde, die Sie genannt haben. Man hat dort vorgefühlt und könnte Sie vermitteln.
    Und jetzt, zwei Stunden später, hieß es in einer weiteren Textnachricht:
    Wenn Sie einverstanden sind, kann die Übergabe morgen Nachmittag im Café Shahbandar erfolgen.
Die achtzehnte E-Mail
    Ich muss für einige Tage verschwinden. In dieser Zeit werde ich Dir nicht schreiben können, aber mach Dir keine Sorgen.
    Ich glaube, dass ich einen Schritt weitergekommen bin. Ich hoffe, dass ich ihn endlich treffen werde. Du weißt schon, wen ich meine.
    Besser, ich handle jetzt, als dass ich warte, bis mir Reue nichts mehr nützen wird.
    Eine letzte Bitte noch: Schütze unser Kind!
    Von jetzt an würde mein Leben nicht mehr mir gehören und ein ungewisses Schicksal beginnen. Und wenn ich mich diesem Grundsatz unterwarf, würde ich auch für mein ungeborenes Kind nichts mehr tun können. Der letzte Satz meiner E-Mail war mein Testament gewesen, das ich an Sana gesandt hatte, bevor ich vielleicht verschwände.
    Miller rief mich nachts dreimal an. Beim ersten Mal war er so durcheinander, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Man drohe ihm mit unehrenhafter Entlassung, und wenn er sich dem widersetzte, werde man ihn gefesselt unter Bewachung nach Amerika bringen und ihm dort den Prozess machen. Sie hatten es offenbar geschafft, ihn auszuschalten. Beim zweiten Mal war er ruhiger und meinte, er habe noch nicht endgültig beschlossen, was er tun werde. Vondieser Entscheidung hänge sein Schicksal ab. Ich bat ihn, keine Dummheit zu begehen. Ich hatte das Gefühl, dass er sich nicht fügen wollte und etwas vorhatte, womit er sich schaden würde. Beim dritten Anruf entschuldigte er sich dafür, dass er nicht imstande sei, etwas für mich zu tun. Er ermutigte mich, auf eigene Faust weiterzumachen. Er würde Jonathan aber bitten, mir bei meiner Ausreise behilflich zu sein.
    Am nächsten Morgen ging ich zu Jonathan, aber nicht, um seine Hilfe in Anspruch zu nehmen, sondern weil ich die Grüne Zone nicht verlassen wollte, ohne ihn darauf hinzuweisen, dass Millers Zustand Anlass zu Sorge gab. Jonathan saß allein im Wohnwagen, und man sah ihm an, dass eine Katastrophe passiert war.
    Mir kam gleich in den Sinn, dass die Maßnahmen, die gegen Miller eingeleitet worden waren, zum Teil auch ihn betroffen haben könnten. Dann fiel mir ein, dass Jonathan auf Beförderungen und Dienststrafen nichts gab. In Wirklichkeit ging es um die Operation in Sadr City, mit der er betraut war. Sie hätte tags zuvor stattfinden sollen, und ich hatte inzwischen nichts Weiteres davon gehört. Ich war davon ausgegangen, dass Jonathan Salman und seinen Freunden (nach meiner Erinnerung waren es zehn) eine Unterkunft besorgt und ihnen Kleidung und Essen zur Verfügung gestellt hatte, während Damey sie davon überzeugt haben würde, dass es das Beste für sie sei, irgendwo in Europa Asyl zu beantragen.
    Ich fragte Jonathan, was passiert sei, und er schien nur darauf gewartet zu haben, um vollends zusammenzubrechen. Kurz vor Sonnenaufgang war er Zeuge geworden, wie Salman eilig verscharrt worden war! Die Rettungsaktion war perfekt vorbereitet gewesen, aber es war etwas dazwischengekommen. Wie geplant, waren Jonathan und Damey miteinem Aufgebot an Panzerfahrzeugen und Marines und dem Transporter vor Ort gewesen, ein Apache-Hubschrauber schwebte in der Luft, aber was sie vor der Moschee sahen, war schrecklicher als alles, was sie je erwartet hätten. Der schöne Salman lag dreckverschmiert am Boden, Arme und Beine verdreht, mit zwei Schüssen im Kopf und mehreren im Bauch, seine Eingeweide hingen heraus, der Gestank war unerträglich. Im Gesicht, auf der Brust, am Hals und an den Händen hatte er Blutergüsse. Blutige Furchen schienen darauf hinzudeuten, dass Salman versucht hatte, sich das Gesicht und den Körper zu zerkratzen, bevor er starb.
    Die ärztliche Autopsie hatte ergeben, dass Salman noch schlimmer gefoltert worden war, als es im Irak mittlerweile zur Gewohnheit geworden war. Er musste mehrfach mit einem Rohr vergewaltigt worden sein. Danach schmierten ihm seine Peiniger stark klebenden Leim in den After und verabreichten ihm ein Abführmittel. Die Krampfschmerzen wurden ihm so unerträglich, dass er versuchte, sich den Körper aufzureißen. Anscheinend war er dazu noch zum Essen gezwungen worden, was er wieder erbrach, bevor ihm erneut Abführmittel eingeflößt wurde. Die Folterer hatten wohl erwartet, dass er an einem

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