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Gottes blutiger Himmel

Gottes blutiger Himmel

Titel: Gottes blutiger Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fawwaz Hahhad
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Handfesseln und die Augenbinde ab und ließ mich in der Dunkelheit stehen.
    Etwas später konnten meine Augen etwas erkennen. Ich war in einem fensterlosen Raum mit kahlen Wänden und nichts als ein paar Decken auf dem nackten Zementboden. Ich setzte mich darauf und begann meine Gedanken zu ordnen. Die erste Phase war beendet. Die Entführer hatten mich dem Späher abgekauft. In der zweiten Phase würden sie mich allen möglichen Gruppen zum Weiterverkauf anbieten. Das hoffte ich jedenfalls. Die Vorstellung, ich ginge einem unbekannten, aber unausweichlichen Schicksal entgegen, gefiel mir. Ich hatte diese Entführung gewollt. War mein Planbereits aufgegangen? Würde es gut ausgehen? Meine ganze Hoffnung war, dass al-Qaida mich kaufen würde. Mit etwas Glück würde sich meine Lage dann zum Guten wenden. Natürlich nur, wenn Samer noch am Leben war. Wenn nicht, wie würden sie mir dann glauben, dass ich sein Vater war? Allzu optimistisch war ich nicht. Ich phantasierte nur.
    Ich dachte an den Mittelsmann, den die Baath-Partei geschickt hatte, wie er mit erhobenen Händen im Café zurückgeblieben war. Ich stellte mir vor, in welch schwieriger Situation er jetzt war. Es war peinlich, dass sie nicht auf ihn geschossen hatten, denn dadurch sah es so aus, als wäre er ein Komplize der Entführer und hätte mich der Bande ausgeliefert. Ich war mir sicher, dass er nichts damit zu tun hatte. Aber auch wenn er es schaffen würde, die Sache zu bereinigen, würden bis dahin noch Tage vergehen. Zudem gab es viele Entführerbanden, und die Baath-Leute würden erst erfahren, wer mich gekidnappt hatte, wenn mich meine Entführer der Partei zum Kauf anböten. Doch selbst wenn dies geschähe, würden sie Geld bezahlen, um mich zurückzubekommen? Einige tausend Dollar würde die Partei das sicher kosten, und was hätten sie im Gegenzug von mir? Nichts, außer dass ich sie daran erinnern würde, welchen Fehler sie gemacht hatten, indem sie mich unter ihren Schutz stellten. Und wer weiß, ob sie sich überhaupt noch für mich zuständig fühlten.
    Einer von der Bande kam in den Raum und unterbrach meine Gedanken. Er blendete mich mit einer Lampe. Als ich wieder etwas erkennen konnte, sah ich einen vermummten Fleischberg vor mir. Der Mann ging in die Hocke und schlug mir, ohne ein Wort zu sagen, mit der Faust gegen die Stirn. Ich stieß mit dem Kopf gegen die Wand, er hielt mir ein Messer an den Hals und brüllte mir etwas ins Ohr. Ich verstand nichts. Er stank, und mir wurde schwindlig. Dann verstandich ein paar seiner Worte. Mein Ende sei gekommen, meinte er, und er würde mir die Kehle durchschneiden, wenn ich ihn anlöge. Mir wurde nicht bange, denn ich wusste, dass er nur bluffte. Mein Leben war wichtig für ihn, denn nur wenn ich überlebte, könnte er Geld für mich bekommen.
    Er legte das Messer beiseite und breitete meine Papiere auf dem Boden aus. Ich sah meinen amerikanischen Reisepass und meinen Passierschein für die Grüne Zone. Er wedelte damit vor mir herum wie mit einer Anklageschrift. Dann ohrfeigte er mich und beschimpfte mich: »Du Kollaborateur, du Hund, du Spion, du Kreuzritter, du Ketzer …«
    »Ich bin Muslim«, sagte ich.
    »Ein dreckiger Ungläubiger bist du!«
    Er warf mir die Papiere ins Gesicht. »Was tust du hier im Irak?«
    Ich versuchte, ruhig zu bleiben. »Ich suche meinen Sohn. Er hat sich Glaubenskämpfern angeschlossen.«
    »Erzähl mir nur nicht, dass dein amerikanischer Sohn für den Dschihad kämpft.«
    »Er hat al-Qaida Treue gelobt.«
    »Lügner!« Er schlug mir auf die Nase, und Blut rann mir über die Lippen.
    »Glauben Sie mir, ich lüge nicht.«
    Er verlor die Fassung und boxte mir ins Gesicht und auf die Brust. Ich krümmte mich auf dem Boden, um seinen Schlägen auszuweichen, aber er setzte sich auf mich und drückte mir sein rechtes Knie auf die Schläfe. Mir war, als müsse mein Kopf unter seinem Gewicht zerplatzen. Endlich stand er auf, aber nur, um mir mit der Schuhspitze in den Magen zu treten. Ich dachte, mein Bauch würde aufreißen. Dann trat er mir in die Rippen und in die Seiten, bis er endlich den Raum verließ.
    Kurz darauf kam er zurück. Ich lag noch immer auf demBoden, entkräftet und geschunden, mein ganzer Körper schmerzte. Der Schläger warf mir eine Plastikflasche hin: »Das ist zum Pinkeln.« Und einen schwarzen Beutel. »Und das für das andere.« Bevor er ging, überschüttete er mich erneut mit Verwünschungen.
    Als er mich ein zweites Mal misshandelte, wiederholte

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