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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Er verkündete einen Himmel der Sinnenfreude und
eine schreckliche Hölle. Sein Fatalismus — »Was geschrieben ist, ist
geschrieben« — ermutigte Tapferkeit auf dem Schlachtfeld. Von dort wurde ein
frommer Anhänger Allahs zum Himmel getragen, triefend vom Blut seines Feindes.
»Das Schwert«, sagte Mohammed, »ist der Schlüssel des Himmels und der Hölle.«
Ein Blutstropfen, der für die Sache Gottes vergossen wurde, war besser als
Gebet und Fasten. Wie Gibbon es zusammenfaßte: »Dem in der Schlacht Gefallenen
sind seine Sünden vergeben; am Tag des Gerichtes werden seine Wunden leuchten
wie Zinnober und duften wie Moschus; und der Verlust seiner Glieder wird
wettgemacht durch die Schwingen von Engeln und Cherubim.«
    Wie Santayana in seinen Kleinen
Essays zur Religion schrieb, sitzt der Krieger im Paradies »in einem
wohlbewässerten Garten mit Mohammed, gehüllt in grüne Seidengewänder, trinkt
köstliche Erfrischungsgetränke, und ein junges Mädchen, ganz Unschuld und
Feuer, heftet ihren Gazellenblick auf ihn«. Gibbons Bild in seinem achten Band
von Decline and Fall ist weit weniger puritanisch.
     
    Zweiundsiebzig
Huris, schwarzäugige Mädchen von strahlender Schönheit, blühender Jugend,
jungfräulicher Reinheit und auserlesener Empfindsamkeit werden zum Gebrauch des
geringsten Gläubigen geschaffen; ein Augenblick der Lust wird verlängert auf
tausend Jahre, und seine Fähigkeiten werden um das Hundertfache gesteigert, um
ihn der Seligkeit würdig zu machen.
     
    Der Prophet schwieg darüber,
wieviel prächtige männliche Diener für die Frauen geschaffen würden, die das
Glück hatten, ins Paradies zu kommen. Vielleicht fürchtete er den Neid ihrer
Gatten in einer chauvinistischen Männerwelt.
    Das Vordringen des Islam nach
Westen wurde erst in Poitiers gebrochen, von Karl Martell, dem Großvater Karls
des Großen. Von nun an ging der martialische Geist des Islam auf das
Christentum über. Mohammed ersetzte Christus als »Held«. Der Prophet war
Staatsoberhaupt gewesen, Oberbefehlshaber von Armeen, Justizverwalter; Jesus
hatte nichts getan als zu predigen und am Kreuz zu sterben. Der ideale Christ
war nicht länger der einsame, asketische Mönch, sondern der Krieger mit
bluttriefendem Schwert, der sich an dem Ungläubigen rächte, weil er es gewagt
hatte, das Heilige Land zu erobern und zu entweihen. Nun wurden, dem Evangelium
zum Hohn, christliche Ritter aufgestachelt, um Jesu willen zu töten. Die
päpstlichen Ablässe waren eine genaue Entsprechung der islamischen Garantie
ewiger Seligkeit für den sterbenden Soldaten. Durch eine Art perversen Wunders
hatte das Christentum die Vorstellung des Jihad, des Heiligen Krieges,
geerbt.
    Zwei Jahrhunderte lang donnerte
von den Kanzeln nicht der Friede Christi, sondern die Pflicht zum Krieg gegen
den Ungläubigen. Und so stieß der Kreuzfahrer auf Hügel und Schlachtfeld sein
kreuzförmiges Schwert in die Erde und betete, Christus möge beim Abschlachten
seiner Feinde bei ihm sein. Wenn er starb, hatte ihm der Papst einen hohen
Platz in einem leider speiselosen, freudlosen und engelkeuschen Himmel
zugesichert. Hier jedenfalls lag der Islam vorn.
    Auf dem Weg ins Heilige Land
wandten die Kreuzfahrer ihre Aufmerksamkeit Ungläubigen zu, die nicht so fern
von daheim waren. Die Juden hatten als erste das Heilige Land entweiht, indem
sie Christus marterten und kreuzigten. Die Kreuzfahrer boten ihnen die Wahl zwischen
Taufe und Tod. Sie hätten die Worte des heiligen Kirchenlehrers mit dem
goldenen Mund, Johannes Chrysostomos aus dem vierten Jahrhundert, auswendig
kennen können. »Ich hasse die Juden«, sagte er immer wieder. Keine Vergebung
ist möglich für die schändlichen Mörder des Herrn. »Gott haßt die Juden von
jeher.« Deshalb fielen Juden unter dem Schwert der Kreuzritter, alt und jung,
Männer und Frauen. Ein Stoß, und dem Tötenden war schon der Himmel verheißen.
    Im Jahr 1096 wurde die Hälfte
aller Juden in Worms niedergemetzelt, als die Kreuzritter durch die Stadt
kamen. Der Rest floh schutzsuchend zur Residenz des Bischofs. Er erklärte sich
bereit, sie zu retten, unter der Bedingung, daß sie um die Taufe baten. Die
Juden zogen sich zurück, um ihre Entscheidung zu bedenken. Als die Türen des
Audienzsaales geöffnet wurden, waren alle achthundert Juden darin tot. Einige
waren geköpft; Väter hatten ihre Kleinkinder getötet, bevor sie ihre Frauen und
sich selbst erstachen; ein Bräutigam hatte seine Braut getötet. Die
Masada-Tragödie

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