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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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des ersten Jahrhunderts wurde überall in Deutschland wiederholt
und später überall in Frankreich. Als die Kreuzfahrer den großen Schatz,
Jerusalem, erlangten, war eine ihrer ersten Taten, die Synagoge mit allen Juden
darin in Brand zu setzen.
    In seinem zweibändigen
Klassiker History of European Morals schrieb Lecky 1911: »Es wäre
unmöglich, sich eine vollständigere Umwandlung vorzustellen als die, welche das
Christentum so durchgemacht hatte, und es ist betrüblich, ihr Erscheinungsbild
während der Kreuzzüge mit dem Eindruck zu vergleichen, den es einst zu Recht
auf die Welt gemacht hatte, als der Geist der Sanftmut und des Friedens, der
dem Geist der Gewalt und des Krieges entgegentritt.« Die Kirche war völlig zum
Römischen Reich bekehrt. Ihre Diener—Papst, Bischöfe, Priester—leugneten die
Seligpreisungen, indem sie Blutvergießen als offizielle Lehre verkündeten. Der
alte Glaube, der die Heiligkeit des Lebens hochhielt, war aufgegeben.
    Trotz der grausamen Vorläufer
war Innozenz’ Kreuzzug gegen die Albigenser eine Klasse für sich. Unter dem
Banner des Kreuzes sollte er der blutigste Feldzug des Mittelalters werden.
Seine Soldaten erfanden tatsächlich die Politik der verbrannten Erde. Zum
erstenmal schlachteten sie alles ohne Unterschied ab. Und während jedes
Verbrechen Innozenz berichtet wurde, drängte er sie voran zu größerem Einsatz
im Namen Christi. Der Zweck war erhaben; er rechtfertigte alle Mittel. Es war
soviel leichter, Ketzer zu ermorden, als den Klerus zu einem makellosen Leben
zu bekehren.
     
     
    Das Morden kann beginnen
     
    Als der König von Frankreich
sich weigerte, den Kreuzzug anzuführen, machte Innozenz
seinen Legaten zum Oberkommandierenden, den Zisterziensergeneral von Citeaux,
Arnald-Amalric. Ritter und Gefolgsleute, Bauern und Bürger sowie Scharen von
Söldnern folgten dem Ruf zu den Waffen. Im Angebot war ein spezieller Ablaß für
nur vierzig Tage Dienst, und möglicherweise noch wertvolles Land im Languedoc
dazu. Es waren zwanzigtausend Berittene und fast zehnmal so viele Fußsoldaten
da, bischöfliche Lehnsleute und Adlige, Herzöge und Grafen, darunter Graf
Raimund von Toulouse.
    Erst eine Woche zuvor hatte der
Graf seinen Frieden mit der Kirche gemacht. Am großen Portal der Kathedrale
Saint-Gilles wurde er, der Landesherr, bis zur Taille ausgezogen wie ein Büßer
und mußte auf heilige Reliquien schwören, der Kirche in allem zu gehorchen. Um
seine Rechtgläubigkeit zu beweisen, verpflichtete er sich, alle Häretiker
abzuschlachten, die es bei ihm gab.
    Von Montpellier marschierte die
Armee nach Béziers, einer Albigenserhochburg. Die Stadt war gut befestigt, doch
Wasser war knapp in jenem trocken-heißen Sommer.
    Der zweiundzwanzigste Juli, das
Fest der hl. Maria Magdalena, war nach Ansicht des Legaten ein von der
Vorsehung bestimmter Tag, um die Belagerung zu beginnen. Er appellierte an die
Katholiken der Stadt, die etwa zweihundert bekannten Ketzer auszuliefern; wenn
sie das täten, würden sie verschont. Die Stadtbevölkerung beschloß, gegen diese
Ausländer zusammenzuhalten.
    Sie hätten monatelang
durchhalten können, hätte nicht eine Gruppe von Heißspornen die Sicherheit der
Mauern verlassen und einige Söldner herausgefordert, die in einem Feld faulenzten.
Zu spät wurde den jungen Männern klar, daß sie in Gefahr geraten waren. Sie
rasten zurück in die Stadt und direkt hinter ihnen die Söldner.
    Die Stadtbevölkerung floh in
Panik zur Kathedrale und in die großen Kirchen St. Judas und St. Maria
Magdalena. Die eindringenden Ritter schlossen sich den Söldnern an und zogen
plündernd und mordend durch die Stadt. Der Befehl kam von Arnald: »Tötet sie
alle; der Herr wird für die Seinen sorgen.«
    Hinter verschlossenen Türen
läutete der Klerus in St. Maria Magdalena die Glocken, während die Zelebranten
schwarze Gewänder für ein Requiem anlegten. Die Kirchen, Zufluchtsorte seit
jeher, waren brechend voll. Allein in der Magdalenenkirche waren siebentausend
Frauen, Kinder und alte Leute. Die Stimmen der Priester, die die Messe sangen,
mischten sich mit dem Geräusch der Äxte, die das Holz der Türen zersplitterten.
Als die Türen nachgaben, war in der Kirche nur das Latein der Liturgie und das
Plappern von Säuglingen in den Armen ihrer Mütter zu hören.
    Die Eindringlinge sangen wacker Veni Sancte Spiritus und verschonten niemanden, nicht einmal die
Säuglinge. Als letzte wurden die Priester im Altarraum gefällt. Einer hielt

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