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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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an.
    Vaticanum I hatte zur Folge
gehabt, daß der Papst praktisch der einzige Protestant in der Kirche war.
Vaticanum II fügte schlicht schöne Worte über das bischöfliche Amt hinzu.
Tatsächlich blieb das frühere Konzil in Kraft. Es wurde unvermeidbar, daß die
Kurie sofort nach Ende des Konzils die Dinge in die Hand nehmen und Zusehen
würde, daß alles wieder wurde wie zuvor. Es sollte ein Versprechen für eine
Bischofssynode geben, doch sie war nur ein beratendes Gremium.
    Doch als die erste Sitzung des
Konzils am 8. Dezember 1962 endete, zweifelte niemand, Katholik oder
Nichtkatholik, daß die Kirche als Organisation begann, sich auf das zwanzigste
Jahrhundert zuzubewegen. Johannes’ Abschlußansprache legte nahe, daß er nicht
allzu glücklich über das Tempo des Fortschritts war. Er drängte die Bischöfe,
mit dem aggiornamento fortzufahren — das Pius der IX., wie ein
Kurienkardinal flüsterte, in der achtzigsten Aussage seiner Liste verurteilt
hatte.
    Im März 1963 erhielt Papst
Johannes den Balsan-Friedenspreis. Die vier Sowjets im Komitee waren
offensichtlich von Chruschtschow angewiesen, für ihn zu stimmen. Wieder
kritisierten ihn Kurienkardinäle dafür, daß er »blutbesudelte Hände
schüttelte«. Außerdem, wie kommt ein Papst und Stellvertreter Christi dazu,
drittrangige Preise von weltlichen Komitees anzunehmen? Der Mann war ein
Kryptokommunist. Kein Wunder, daß die Iswestja seine Eröffnungsansprache
an das Konzil in voller Länge druckte.
    Im selben Frühling 1963
veröffentlichte Johannes seine Enzyklika Pacem in terris. Er begrüßte
den Fortschritt. Er verkündete das Recht jedes Menschen, »Gott nach den Geboten
seines eigenen Gewissens zu ehren und seine Religion sowohl privat als auch
öffentlich zu bekennen«. Hier war ein Papst, der nicht ständig über die
Schulter zurückblickte. Wie
E. E. Hales in Pope John and His Revolution schrieb:
     
    Papst
Johannes’ Haltung zu den richtigen Geboten des menschlichen Gewissens stellt
einen klaren Fortschritt gegenüber den Lehren seiner Vorgänger im neunzehnten
Jahrhundert dar; sie impliziert sogar eine Ablehnung vieler ihrer Lehren, und
es wäre das beste, diese schlichte Tatsache offen anzuerkennen.
     
    Er brach völlig mit der Idee,
daß Irrende keine Rechte hätten, einem Prinzip, das die Inquisition beseelt
hatte. Er ersetzte es durch das Prinzip, daß Menschen gottgegebene Rechte
haben, die ihnen niemand nehmen kann.
     
    Als Pacem in terris veröffentlicht
wurde, zeigten sich bei Johannes schon Zeichen einer Krankheit zum Tode. Ende
Mai begann er an inneren Blutungen zu leiden, dann bekam er eine
Bauchfellentzündung. Man gab ihm die Sterbesakramente.
    Vor dem Ende kamen drei seiner
Brüder mit seiner Schwester Assunta. Sie kannten ihn nur als ihren geliebten
Bruder, nicht als Papst oder Heiligen. Mit ihnen fühlte er sich zu Hause.
    Er litt sehr, aber mit
fröhlichem Herzen, für die Kirche, besonders für das Konzil, und für die Welt,
die er mit unvergleichlicher Liebe gesehen hatte. Der 3. Juni war ein Montag,
ein strahlend heller Tag. Auf dem Petersplatz wurde eine Abendmesse für ihn
gehalten. Später, kurz vor acht Uhr abends, starb er. Auf dem großen Platz
kniete eine Menge von zehntausend Menschen im Schatten. Die Vorhänge seines
Zimmers wurden zurückgezogen, ein hartes Licht war zu sehen; sie wußten, ihr
geliebter Papst war zu Gott gegangen.
    Sein Selbstbild war das eines
Menschen, der Frieden um jeden Preis wollte. Er sah sich wirklich als Feigling,
der Risiken scheute. Als er zum erstenmal auf der Loggia des Petersdoms
erschien, wurde er mit Enttäuschung begrüßt; sein Heimgang ließ eine Lücke in
der Welt zurück, die niemand füllen konnte. Er hatte Güte und Heiligkeit
anziehend gemacht; er hatte die römische Kirche wahrhaft katholisch gemacht.
    Er hatte dem Katholizismus
einen neuen Geist und ein neues Herz gegeben. Doch das Werk war gerade erst
begonnen. Noch kein einziges Dokument war vom Konzil verabschiedet. Wer würde
sein Nachfolger sein, und wie würde es ihm ergehen?
    Das Konklave traf sich am 17.
Juni zu seiner ersten Sitzung in der Sixtinischen Kapelle. Wie vorausgesehen
wählte es Montini von Mailand, der den Namen Paul VI. annahm.

16. Kapitel

Die neue Affäre Galilei
     
     
     
     
     
     
     
    Giovanni Battista Montini wurde
am 26. September 1897 in der norditalienischen Stadt
Brescia geboren. Er wurde wie Pius XII. zu Hause ausgebildet und 1920
ordiniert. Zwei Jahre später wurde er zum

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