Gottes erste Diener
Frauen, verantwortlich vor dem Angesicht Gottes, entscheiden
wollen, was die richtige Kinderzahl für sie als Familie ist? In jeder Umfrage
in jedem Land der Welt würde die überwältigende Mehrheit der Frauen bejahen,
daß empfängnisverhütende Mittel ihren Status sowie ihr physisches und
emotionales Gleichgewicht verbessert haben.
Nachdem er alle Formen der Empfängnisverhütung
verurteilt hat, macht der Papst sich Sorgen, daß die öffentlichen Behörden
seine Ansichten nicht berücksichtigen werden. Den Regierungen sagt er: »Duldet
keine Gesetzgebung, die in den Familien jene Praktiken einführen würden, die
dem natürlichen Gesetz Gottes entgegen sind.« Einige südamerikanische
Regierungen hörten wirklich auf diesen Appell von einem Papst, der zwei Jahre
später sein Bestes tat, um die zivile Scheidung in Italien aufzuhalten.
Gegen Ende von Humanae vitae rief der Papst die Priester auf zu
jenem
aufrichtigen Gehorsam, innerlich sowohl wie äußerlich, der dem Magisterium der
Kirche gebührt. Denn wie Sie wissen, genießen die Hirten der Kirche ein
besonderes Licht vom Heiligen Geist bei der Lehre der Wahrheit. Und dies, nicht
die Gründe, die sie Vorbringen, ist der Grund, aus dem Sie an diesen Gehorsam
gebunden sind.
Ist dies eine Andeutung, daß
der Heilige Vater weiß, daß er seinen Priestern keine naturrechtlichen
Argumente für eine naturrechtliche Moral anzubieten hat? Da es auch keinen
biblischen Beleg gibt, wird den Priestern beschieden, ihm auf der Grundlage der
Autorität allein Gehorsam zu leisten. Kein Priester kann sich päpstlichen
Gesetzen »aus Gewissensgründen verweigern«. Obwohl die päpstliche Autorität
seit Jahrhunderten in den Menschenrechten sehr schlecht abgeschnitten hat,
müssen Priester dem Papst schlicht ihr Gewissen abliefern.
Erste Reaktionen
Die Reaktion der Presse war
vorhersehbar. Eine solche Gelegenheit hatten die
Journalisten nicht bekommen, seit die Liste der Irrtümer 1864 allen Fortschritt
verdammt hatte.
In England nannte der Guardian
Humanae vitae »einen der verhängnisvollsten Fehler der modernen Zeit«.
Erhebungen hatten gezeigt, daß »zwischen der Hälfte und zwei Dritteln der
Katholiken in fortschrittlichen Ländern die Lehre ihrer Kirche zur
Empfängnisverhütung weder für richtig halten noch befolgen und daß das lange
Schwanken des Vatikans die Priester weiter ermutigt hat, die Entscheidung der
individuellen Wahl zu überlassen«.
Die Times schrieb:
Die
eingeschränkte Freigabe der »sicheren Tage« oder Rhythmusmethode zur
Geburtenkontrolle macht die Position noch wirrer, denn sie scheint
zuzugestehen, daß Geschlechtsverkehr aus anderen Gründen als zur Zeugung von
Kindern geübt werden darf.
The Economist wies auf Südamerika hin, das der
Papst im August desselben Jahres besuchen sollte. Die Zuwachsrate von 3 % sagte
fast unvorstellbares Elend voraus. »Obwohl sie im Brennpunkt bitterer
Auseinandersetzungen stehen wird, ist die Enzyklika Tage nach ihrem Erscheingen
schon toter als ein Dodo [ausgestorbene Riesentaube].«
Selbst die katholische
Wochenschrift The Tablet wollte wissen: »Wo ist die neue und tiefere
Reflexion, die der Kirche versprochen worden war?«
Natürlich waren einige Bischöfe
erfreut. Bischof (bald Kardinal) Wright von Pittsburgh unterstützte die
Enzyklika begeistert. Er war entzückt, daß der Papst »nicht durch Statistiken
erschüttert« worden sei, als zählten die Millionen verhungernder Kinder und
viele abtreibende Mütter in klerikalen Kreisen nicht. Kardinal Heenan von
Westminster war Gesamtvorsitzender der Kommission gewesen. Er schrieb:
»Mehrheitsbeschlüsse sind notorisch unzuverlässig.... eine Mehrheit von Nazis
beschloß die Sterilisation Behinderter und die Liquidation der Juden.« Die Analogie
machte ihn bei den Lesern nicht beliebt; die meisten konnten keinen
Zusammenhang zwischen der Anwendung eines Kondoms und Hitlers Gaskammern sehen.
Zudem versäumte Heenan zu sagen, daß er sich enthalten hatte, als die
päpstliche Kommission zur Abstimmung kam, weil er sich nicht entscheiden
konnte; der Papst hatte für ihn entschieden. Erzbischof Murphy von Cardiff
sagte, Empfängnisverhütung sei für einen Mann »eine wohlfeile Art, seine
Instinkte zu kontrollieren und sich seiner Verantwortung zu entziehen«. Später,
prophezeite Seine Exzellenz, würde diese Enzyklika einmal »als Magna Charta
nicht nur aller Frauen, sondern aller Menschen und Kinder begrüßt werden«.
Seine
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