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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Aspekte
ehelicher Beziehungen als ethisch normativ; Überbetonung von Geschlechtsakten
und der geschlechtlichen Fähigkeit, die in sich, losgelöst von der ganzen
Person und dem Paar gesehen werden... eine fast völlige Mißachtung der Würde
von Millionen Menschen, die ohne die geringste Möglichkeit zur Welt kommen,
anständig ernährt und erzogen zu werden«. Nicht einmal die Liste der Irrtümer
von Pius IX. hatte unter katholischen Priestern und Theologen auf der ganzen
Welt soviel Ärger und Ablehnung ausgelöst. Warum dies? Weil die Erinnerung an
das Konzil Papst Johannes’ bei allen noch frisch war. Das Konzil hatte mit
Offenheit und Mut Aussagen widersprochen, die die meisten Päpste des
neunzehnten Jahrhunderts über so unterschiedliche Dinge wie Judentum und
Religionsfreiheit gesagt hatten. Die Kirche hatte sich vorwärtsbewegt; sie war
nun auf höchster Ebene Ideen verpflichtet, die eine Menge Päpste für verrückt
und atheistisch erklärt hatten.
    Pauls Hauptfehler war sein
Alleingang. Er konnte in aller Aufrichtigkeit nicht sehen, wie etwas, das seine
Vorgänger als »moralische Obszönität« gebrandmarkt hatten, sich zu einem »Akt
der Gnade« entpuppen konnte. Für ihn war es daher eine klare Entscheidung
zwischen dem Festhalten an seiner Unfehlbarkeit und der Erleichterung des
Elends von Millionen. Er hatte nichts dagegen gehabt zuzustimmen, daß eine
»Verrücktheit« zu einem »Menschenrecht« wurde, nämlich die Religionsfreiheit;
doch dabei hatte er die Rückendeckung des Konzils gehabt. Humanae vitae bewies einmal mehr, daß die Ausübung päpstlicher Oberhoheit ohne die Zustimmung
der Kirche und besonders der Bischöfe die Kirche nicht immer eint; manchmal
entzweit sie sie. Humanae vitae machte mit einem Schlag eine Menge von
dem zunichte, was das Konzil erreicht hatte. Der Papst konnte nicht länger als
Vorkämpfer der Menschenrechte und als Mittelpunkt der Einheit für alle Christen
posieren. Er hatte sogar seine eigene Kirche entzweit. Hätte das Konzil 1962 Humanae
vitae als Entwurf für ein Dokument bekommen, so hätte es sie zusammen mit
den übrigen Entwürfen der Kurie als archaisch und als Ausdruck eines einzelnen,
engstirnigen theologischen Standpunkts verworfen. Als Paul die
Empfängnisverhütung aus der Zuständigkeit des Konzils zurückzog, hoffte er,
seine Autorität würde dem Endergebnis einstimmige Billigung sichern. Das
Gegenteil geschah. Diese eine päpstliche Entscheidung riß die Kirche entzwei.
    Ein weiterer Grund für die noch
nie dagewesene Revolte katholischer Theologen war das Wissen, daß Humanae
vitae die Kasuistik der Sexualität verstärken würde, die die Seiten der
Moraltheologie seit so langer Zeit schwärzte.
    Die Angelegenheit ist viel zu
geschmacklos, um zu sehr ins einzelne zu gehen, und selbst manche Englisch
schreibenden Moraltheologen besprechen Sexualität auf Latein. Es gibt bei
respektablen Moraltheologen Seiten, die grober sind als Rabelais und so obszön
wie der Hexenhammer. Denn Paul VI. wiederholte, daß der Geschlechtsakt
allein vom biologischen Gesichtspunkt aus zu beurteilen sei. Es muß eine penetratio und eine inseminatio vorliegen, der Penis muß seinen Samen in der
Scheide abgeben. Der Same darf nicht in einem Kondom aufgefangen werden oder
mit einem Pessar daran gehindert werden, sein »natürliches Ziel« zu erreichen.
Das, sagt der Papst übereinstimmend mit seinen jüngsten Vorgängern, ist moralisch;
alles andere ist es nicht. Die Folgerungen daraus kann man nur mit Vorsicht
drucken.
    Wenn sich zum Beispiel ein
Ehemann seiner Frau nähert und ein Kondom trägt, muß sie ihm Widerstand
leisten, sagte das päpstliche Bußgericht, »wie eine Jungfrau einem
Vergewaltiger«. Kann die Frau nicht ohne schweren körperlichen Schaden oder Tod
widerstehen, darf sie ihn »passiv« dulden, d. h., sie darf kein Vergnügen am
Geschlechtsakt empfinden, sondern muß sich bis zum Ende steif und ablehnend
halten.
    Wenn ein katholisches Paar
keine Kinder bekommen kann, wird der Frauenarzt es wahrscheinlich weniger
kooperativ finden als andere Patienten — wenn es seiner Kirche gehorcht. Denn
es gibt keine Ausnahmen von der Regel, daß der einzig richtige Platz für den
Samen eines Mannes die Scheide seiner Ehefrau ist. Wie soll ein Arzt dann Samen
von Katholiken bekommen, um seine Fruchtbarkeit zu untersuchen, wenn dieser
Same noch nie ein Ei befruchtet hat? Der Mann darf nicht masturbieren. Das ist
immer unrecht, selbst wenn es zum Zweck der

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