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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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legalisierte, vorausgesetzt, er
wurde von einem Arzt vorgenommen und guten Glaubens von zwei approbierten
praktischen Ärzten gebilligt, die glaubten
     
    (a) daß die Fortsetzung der
Schwangerschaft das Leben der Schwangeren gefährden würde, oder daß sie die
Schwangere und ihre Familie körperlich und seelisch mehr schädigen würde als
der Abbruch der Schwangerschaft; oder
    (b) daß ein erhebliches Risiko
vorliegt, daß das Kind, wenn es geboren würde, an so ernsten körperlichen oder
geistigen Mißbildungen leiden würde, daß es erheblich behindert wäre.
     
    Dies Gesetz wurde von fast
allen Engländern begrüßt und ist immer noch beliebt, obwohl spätere Ereignisse
zeigten, daß es mißbrauchbar war. Vor 1967 wurden jedes Jahr dreitausend Frauen
mit septischem oder durchstoßenem Uterus ins Krankenhaus eingeliefert, weil sie
bei Engelmachern gewesen waren. Die Todesrate war unmöglich festzustellen. Das
neue Gesetz sollte diesem Verstümmeln und Töten ein Ende bereiten und die Anwendung
moderner Absaugtechniken ermöglichen. Der Abbruch, der unter Berücksichtigung
der gegenwärtigen und voraussehbaren Umstände der Frau geschah, mußte in
zugelassenen Kliniken oder Krankenhäusern vorgenommen werden. Dies war sicher
nicht Abtreibung auf Verlangen; es setzte klare medizinische Indikationen und
eine moralische Entscheidung voraus. Vom amerikanischen Recht mochten die
Kommentatoren dies nicht sagen.
    Am 22. Januar 1973 schien der
Supreme Court (Oberste Gerichtshof/Verfassungsgericht) auf vorchristliche
Zeiten zurückzugehen, als er entschied, menschliches Leben beginne bei der
Geburt. Dies unqualifizierte Urteil war nicht von öffentlichem Aufsehen
provoziert und nicht durch öffentliche Diskussion vorbereitet. Dem Gericht
zufolge ist der Fötus in keinem Sinn eine Person, er hat keine Rechte. Er ist
nicht Subjekt, sondern Objekt. Er ist kein Bürger und hat deshalb keinen
Anspruch auf Schutz durch das Gesetz. Er ist ein Nichts, dem der Staat
vollkommen gleichgültig gegenübersteht. Eine Mutter darf völlig frei zwischen
Geburt oder Tod des Kindes entscheiden. Laut A Private Choice von John
T. Noonan jun. »war die Freiheit einer Schwangeren oder Graviden die
Verfügungsfreiheit eines Autors über sein Buch, eines Bauern über seine Ernte,
eines Mädchens über seine Puppe… Die Gravide war vor Kurpfuscherei geschützt,
aber dem Ungeborenen konnte nicht der geringste Schutz gegeben werden«. Wie ein
schwarzer Sklave in der Kolonialzeit und kurz danach, wie Juden unter den Nazis
hatte das Ungeborene keine rechtliche Existenz. Selbst kommunistische Staaten
waren erstaunt über eine solche Liberalisierung in einem Land, das sich so
christlich gebärdet. Der Vatikan war natürlich entsetzt. Es kann gut sein, daß
ein großer Teil von Johannes Pauls Angst um den amerikanischen Katholizismus
von den amerikanischen Abtreibungsgesetzen kommt. Welchen besseren Beweis
könnte es geben, daß die berühmte amerikanische Freiheit in einer barbarischen,
lebensfeindlichen Mentalität endet?
    Noch erschreckender ist die
Erkenntnis, daß schon 1969 eine Harris-Umfrage für das Magazin Time zeigte, daß 60 % der amerikanischen Katholiken glaubten, Abtreibung solle man
den Eltern und ihren Ärzten überlassen. Seither ist die Zustimmung
amerikanischer Katholiken zu dieser Haltung um 20 % gestiegen.
    Kein Wunder, daß Seine
Heiligkeit meint, er müsse Amerika eine Lektion erteilen. Er denkt, daß jede
Abtreibung Unrecht ist und daß er das zu entscheiden hat.
    Um die Balance
wiederherzustellen, muß eine weitere Frage gestellt werden: Ist es möglich, daß
Päpste selbst zum Abrutschen in eine Abtreibungsmentalität beigetragen haben?
Es klingt grotesk, und doch gibt es Katholiken, die bereit sind zu
argumentieren, der Extremismus des Papsttums habe dazu geführt, daß die
Katholiken an einem entscheidenden Punkt der Nachkriegsjahre die ideologische
Mitte aufgegeben haben. Nur in der Mitte kann diese Schlacht mit der geringsten
Hoffnung auf Erfolg ausgefochten werden.
     
     
    Das Denken Johannes Pauls
     
    Man könnte meinen, daß Johannes
Pauls Opposition gegen die Abtreibung mit seinem
polnisch-rechtsgerichteten Hintergrund zu tun hat. Polen, nimmt man an, ist wie
Irland mit Krallen und Zähnen gegen die Abtreibung.
    Erstaunlicherweise stellt sich
das als falsch heraus. Wie Daniel Callaghan in seinem Buch Abortion: Law,
Choice and Morality schreibt: »Trotz Polens stark katholischem Charakter
(konservativ, sehr viele

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